Das Gutachten
Erklärung
finden, die ihn nicht zusätzlich belastete.
Chris grübelte noch eine
ganze Weile, aber es half nichts. Er brauchte jetzt einen guten Anwalt, der mit
allen Wassern gewaschen war. Vielleicht gab es ja doch noch ein paar Tricks,
juristische Kniffe, von denen er nichts wusste. Es kam doch immer mal zu
Verfahrensfehlern, das war seine einzige Chance und die wollte er nutzen.
Aber dafür mussten die
Anwälte seines Vaters her, eine andere Möglichkeit sah er nicht. Verheimlichen
konnte er die Festnahme seinen Eltern gegenüber sowieso nicht, deshalb wollte
er lieber schnell handeln, bevor er womöglich noch einen folgenschweren Fehler
machte.
Als Berg nach einer
gefühlten Ewigkeit den Raum betrat, machte er von seinem Recht gebrauch, die
Aussage zu verweigern und verlangte nach seinem Anwalt.
Damit hatte Theo Berg
schon gerechnet und so war er kein bisschen über den Verlauf überrascht.
Allerdings wusste dieser
arrogante Schnösel, der ihm da gerade gegenüber saß, nicht, dass seine Freundin
bereits ein umfassendes Geständnis gemacht hatte. Sandras Nerven lagen nach der
Verhaftung blank und daher war ihr Widerstand nur von sehr kurzer Dauer
gewesen.
Ohne die Hilfe von Chris
war sie mit der Situation völlig überfordert. Ihr war klar, dass sie nicht
ungeschoren davon kommen würde und deshalb hoffte sie, mit einem Geständnis auf
Strafmilderung.
In Gedanken ging Berg das
Gespräch mit Sandra noch einmal durch, während er schweigend vor Chris saß und
auf das Eintreffen der Anwälte wartete. Er konnte und wollte sich ein kleines
Grinsen nicht unterdrücken, was Chris sichtbar missfiel.
Sein Abend würde noch
nicht so schnell beendet sein, aber das war ihm jetzt auch egal.
Kapitel 22
Nachdem Sandra und ihr
Anwalt am nächsten Morgen ihre Aussage noch einmal in Ruhe durchgelesen und
anschließend unterschrieben hatte, legte ihr einer der diensthabenden Beamten
Handschellen an und wollte sie aus dem Zimmer führen.
»Es ist absolut nicht
notwendig, meine Mandantin mit Handschellen anzuketten!« protestierte der
Anwalt.
»Ich befolge nur meine
Vorschrift, Herr Anwalt. Ihre ... ‚Mandantin‘«, er sprach das Wort mit einer
unüberhörbaren Geringschätzung aus, »hat bei ihrer Festnahme einen Kollegen im
Gesicht verletzt.«
»Der Arsch hat mich
begrabscht, mir unnötig die Titten befingert und zwischen die Beine gegriffen.
Da hab ich ihm eine gescheuert. Das wird man als Frau ja wohl noch tun dürfen.«
»Sie dürfen sich jetzt in
erster Linie ruhig verhalten. Der Kollege hat sie ordnungsgemäß auf Waffen und
Drogen hin untersucht und dabei haben sie ihm das Gesicht zerkratzt.«
»Das nennt man wohl
‚Aussage gegen Aussage‘ in ihrem Wortschatz« entgegnete Sandra trotzig.
»Nur, dass in ihrem Fall
drei Beamten die Aussage des verletzten Kollegen stützen.« Er gab sich gar
keine Mühe sein fieses, überhebliches Grinsen zu unterdrücken. »Und genau aus
dem Grund werden bei ihnen die Handschellen nur in ihrer eigenen Zelle
abgelegt. Punkt aus.«
»Ich komme nächste Woche
wieder vorbei, wenn mir der Bericht und die vorläufige Anklageschrift
vorliegen,« sagte der Anwalt in nüchternem Ton und verabschiedete sich von
Sandra und dem Beamten, der sie zu ihrer Zelle führen sollte.
Auf dem Weg dorthin kamen
sie an mehreren weiteren Verhörräumen vorbei. Plötzlich ging eine der Türen auf
und zwei Polizisten, die sie gestern verhaftet hatten, traten aus dem Zimmer.
»Aahh ja, Herr Schneider,
gut, dass sie gerade vorbei kommen. Wir benötigen nämlich noch ein paar
Aussagen von Frau Kaminski für das Protokoll.«
»Entschuldigen sie, Herr
Kommissar, aber Frau Kaminski hat ihre Aussage bereits getätigt und unter
anwaltlicher Aufsicht unterschrieben. Ich soll sie jetzt wieder in ihre Zelle
bringen.« Sein Tonfall sollte geschäftsmäßig klingen, aber eine gewisse
Unsicherheit gegenüber dem höher gestellten Beamten war deutlich spürbar.
»Natürlich, das weiß ich
doch, Schneider. Es geht ja gar nicht um ihre grundsätzliche Aussage zur
Anklageerhebung, sondern um das Festnahmeprotokoll. Dafür benötigen wir noch
ein paar Angaben und dann bringen wir Frau Kaminski zurück in ihre Zelle.«
Durch die Art und Weise,
wie er es sagte, wurde sofort klar, dass er keinen Widerspruch duldete. Er nahm
die gefesselten Hände von Sandra, zog sie in den Verhörraum und nickte noch
einmal dem Kollegen zu. »Danke, das war es jetzt für sie. Sie dürfen zurück an
ihren Schreibtisch,
Weitere Kostenlose Bücher