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das gutenberg-komplott

das gutenberg-komplott

Titel: das gutenberg-komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: born
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E r fa h rung für ihn wertvoll sein.«
    Thomas hatte sich also nicht getäuscht, und Steininger hatte Buschs Reaktion ganz ähnlich gedeutet wie er selbst.
    »In Bologna? Das ist natürlich was Besonderes. Und von Adel, nicht wahr?«
    Es schien Thomas, als könne er Buschs Gedanken lesen. Er stand einem viel zu jungen Mann gegenüber, der studiert hatte – einer von diesen Burschen, die alles besser wussten.
    »Mein Vater ist Kaufmann«, sagte Thomas.
    »Wisst Ihr«, sagte Busch, »bei uns in Mainz geht es rau zu, aber herzlich. Ich möchte dem Studenten der Rechte aus B o logna etwas zeigen …«
    »Er ist kein Student, sondern unser Richter!«, sagte Steini n ger.
    »Ich weiß. Trotzdem möchte ich, dass er einen Blick ins N e benzimmer wirft.«
    Der Kommandant öffnete eine Tür, sie betraten den angre n zenden Raum, und er machte eine ausladende Handbewegung. »Unsere gute Stube!«
    Der Raum war groß, lag größtenteils im Dunkeln und en t hielt seltsame Instrumente, die Thomas nicht gleich zuordnen konnte. Busch stieß die Tür weit auf. »Hereinspaziert!«, rief er. »Nur nicht so schüchtern! Hier soll sich jeder wohl fühlen.«
    Er ging in die Mitte des Raums, und die beiden Besucher folgten ihm. Ihre Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit. Busch blieb bei einem Holzblock stehen, in dessen schwarzem Holz am seitlichen Rand eine Axt steckte. »Unsere alten Rechtsbräuche sind nicht die schlechtesten«, sagte Busch. »Ich möchte, dass der junge Mann sieht, wie wir ausgestattet sind. Wenn man ein Haus betritt, das man noch nicht kennt, schaut man sich nach den Möbeln um und will den Geschmack des Hausherrn erforschen. Der Student der Rechte möge einen Blick auf diesen einfachen, wirkungsvollen Richtblock werfen, über den so mancher Kopf rollte.« Er fuhr mit der Hand lieb e voll über eine Vertiefung im Richtblock. »Die ist für das Kinn«, e r klärte er und nickte Thomas zu.
    »Nett!«, sagte Thomas. Er sah eine Streckbank, und an den Wänden hingen Fesseln, Peitschen, Zangen und andere Folte r geräte.
    »Wie gefällt Euch das?«, fragte Busch. »Zugegeben, manche Sachen werden nicht mehr benutzt, aber ich bringe es einfach nicht übers Herz, sie wegzuwerfen. Man könnte sie ja noch mal brauchen. Zum Beispiel das Rad dort drüben an der Wand ist alt und verrostet, hat uns früher aber gute Dienste getan. Unsere Säge dagegen ist noch gut in Schuss und auch dieser Rahmen aus bestem Eichenholz: Kopfüber werden die Übeltäter hier eingespannt, damit sie nicht so viel Blut verlieren, wenn wir sie vom Schritt aus durchsägen. Nichts für zarte Gemüter, aber a b schreckend .«
    »Hübsch!«, sagte Thomas.
    »Mit diesem hochwertigen Gerät werden Frauen die Brüste zerrissen; das kann man mit kaltem oder glühendem Metall m a chen. Direkt daneben, das ist eine Schädelquetsche, sie arbeitet im Prinzip ganz ähnlich wie eine Kelter. Der Kopf wird in den Metallrahmen gespannt und mit einem glockenförmigen Gebi l de immer größerem Druck ausgesetzt.«
    »Nicht übel«, sagte Thomas spottend. »Aber die Kölner sind besser ausgestattet.«
    »Köln, Köln«, brummte Busch. »Wir sind hier in Mainz.« Sein Gesicht verfinsterte sich. Er wurde einsilbig.
    Schließlich verabschiedeten sich Thomas und Steininger und traten wieder ins Freie, wo der Regen nachließ. Sie überquerten erneut den Marktplatz, diesmal in entgegengesetzter Richtung. Einige Bauern aus der Umgebung bauten ihre Stände ab. Es roch nach fauligem Gemüse.
    Steiningers Stimme klang besorgt. »Thomas, du bist unvo r sichtig. Du solltest Busch nicht verärgern. Er ist einflussreich. Du bist auf ihn angewiesen.«
    »Ich war doch freundlich zu ihm.«
    »Er und der alte Richter verstanden sich blendend. Die be i den vertraten die gleiche Philosophie.«
    »Ich hätte in Busch keinen Denker vermutet«, erwiderte Thomas.

3.
     
    Z
    um Schluss wie immer das lateinische Sprichwort.«
    Zehn Jungen und zwei Mädchen, die auf niedrigen Holzbänken saßen, starrten die Lehrerin an, und die G e sichter verrieten ihr, dass ihre Ankündigung auf wenig Gege n liebe stieß. Katharina Roth, an solche Reaktionen g e wöhnt, ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
    »Matthias!«, rief sie einen Jungen auf, der in der Nase bohrte und aus dem Fenster schaute. »Welchen Spruch haben wir au s wendig gelernt?«
    »Können wir keine deutschen Sprüche lernen?« Matthias hielt den Blick jetzt auf seine Hand gerichtet und bewegte Daumen und Zeigefinger hin und her.
    »Die

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