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Das Hades Labyrinth (German Edition)

Das Hades Labyrinth (German Edition)

Titel: Das Hades Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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gehe nicht nach Hellstadt. Wenn du mich loshaben willst, musst du dir schon etwas Besseres einfallen lassen.“
    „Was ich jetzt sage, sage ich nur ein einziges Mal. Du liest jetzt deine Post durch und rufst mich dann wieder an.“
    „Leck mich am...“ Aber da war die Verbindung schon unterbrochen.
     
     
    Daniel hielt den Brief in der Hand, dessen unscheinbares Grau
    keinen Hinweis auf die Schwere der Nachricht verriet. Er schob einen Finger unter die Verklebung und riss den Umschlag auf. Seine Augen flogen über das Papier und blieben an den Worten „Ausbilder für den Schusswaffengebrauch“ hängen.
    Einen Augenblick lang war er so verblüfft, dass er nicht wusste, wie er auf die Nachricht reagieren sollte. Ausbilder für den Schusswaffengebrauch. Klang gar nicht so übel. Auf jeden Fall besser als irgendein Schreibtischjob. Dass er im Außendienst nicht mehr eingesetzt werden konnte, war ihm bewusst. Mit seinem Aussehen konnte er jede Hoffnung auf seine alte Tätigkeit vergessen. Ebenso alle Dezernate, die mit Tätern, Opfern und Zeugen zu tun hatten. Für den dienstlichen Umgang mit Menschen war er nun ungeeignet. Privat konnte er sich verstecken, aber im Job gab es diese Möglichkeit nicht. Als Ausbilder beim SEK hatte er es wenigstens nur mit Polizisten zu tun und die interessierten sich wahrscheinlich nicht für sein Äußeres.
    Daniel griff zum Telefon und wählte die gleiche Nummer wie zuvor.
    „Okay, so übel ist es nicht“, sagte er.
    „Klingt wie eine Entschuldigung.“
    „Ist so etwas Ähnliches.“ Er zögerte. „Warum ich?“ Warum das SEK?“
    Dormark kicherte. „Mann, Daniel, was für eine dämliche Frage. Du warst zweimal hintereinander Deutscher Polizeimeister bei den Handfeuerwaffen und in den anderen Gattungen hast du ebenfalls sehr gut abgeschnitten. In Hellstadt sind sie froh, dass sie jemanden wie dich als Ausbilder kriegen.“
    „Aber die fahren doch ein ganz anderes Programm“, warf Daniel ein. „Und sie werden auch an Waffen ausgebildet, mit denen ich keine Erfahrung habe.“
    „Deswegen bist du ja auch nicht der Leiter der Schießausbildung, sondern nur einer der Trainer. Du wirst dich schon reinfinden. Auf jeden Fall denke ich, der Job ist genau das Richtige, damit du in Ruhe in einen geregelten Alltag zurückfindest. Später kannst du immer noch einen Versetzungsantrag in ein anderes Dezernat stellen.“
    Dormark sprach nicht aus, was er wirklich meinte, aber Daniel wusste, was er sagen wollte. Lass dich operieren. Die Ärzte können dein Gesicht wieder soweit herstellen, das sich niemand mehr in die Hose macht, wenn er dich ansieht.
    Der Deal war schlichtweg, neues Gesicht, alter Job.
    Vergiss es, dachte Fischer und summte die Melodie aus dem Werbespot: ‚Ich will so blieben, wie ich bin.’
    „Hast du etwas gesagt?“, wollte Dormark wissen.
    „Nein.“
    „Okay, ich muss weitermachen.“
    „Alles klar... und danke.“
    „Nicht dafür“, sagte Dormark und legte auf.
     
     
    Daniel las den Brief noch zwei Mal durch. Eine leichte Vorfreude erfasste ihn. Es war nicht so, dass alles andere vergessen war, aber endlich geschah etwas Positives, zeigte sich ein Silberstreifen am Horizont.
    Der Umgang mit Waffen hatte ihm stets Spaß gemacht. Aus sportlicher Sicht, denn in seinem Beruf hatte er die Dienstwaffe noch nie einsetzen müssen und darüber war er ausgesprochen froh. Der Gedanke, einen Menschen zu verletzen oder gar zu töten, hatte ihn viel beschäftigt. Er wusste, es gab Situationen, in denen der Schusswaffengebrauch ein Akt reiner Notwehr war, aber dennoch hatte er sich stets vor dem Moment gefürchtet, in dem er die Waffe gegen einen Verdächtigen richten musste.
    In amerikanischen Spielfilmen zogen Polizisten ständig ihre Knarren und feuerten in der Gegend herum, streckten Kriminelle nieder oder lieferten sich Schusswechsel mit Straßengangs. Mit dem Alltag im deutschen Polizeidienst hatten solche Streifen nichts gemein und darüber war Daniel froh. Er war nicht in den Dienst eingetreten, um mit der Waffe in der Hand wie ein Sheriff für Recht und Ordnung auf der Straße zu sorgen. Seine Aufgabe war es, den geltenden Gesetzen Geltung zu verschaffen und das ging mit aufreibender, aber beharrlicher Ermittlungsarbeit wesentlich besser. Recht wurde nicht aus der Mündung einer Pistole, sondern aus dem Mund eines Richters gesprochen.
    Trotzdem hatte ihn von Anfang an der Umgang mit Waffen fasziniert. Die mathematische Präzision, mit der sie funktionierten,

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