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Das Hades Labyrinth (German Edition)

Das Hades Labyrinth (German Edition)

Titel: Das Hades Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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gedrückt hatte und der sich erst orientieren musste.
    Die Vorhänge waren zugezogen, die Zimmertüren geschlossen. Fischer schaltete das Licht ein und blickte sich um. Als erstes fielen ihm die Lücken in der Bildergalerie an den Wänden auf. Das blasse Weiß der Raufasertapete wirkte anklagend. Er blieb stehen und glitt mit den Fingern über die Struktur. Hier hatten Bilder von Sarah, Bilder von ihnen beiden, gehangen. Sarah hatte die Erinnerungsfotos mitgenommen. Auf Daniel wirkte ihre Tat wie ein Versuch, die Spuren ihrer gemeinsamen Vergangenheit zu löschen. Er warf den Schlüssel auf die Kommode und betrat das Wohnzimmer.
    Das rote Ledersofa war verschwunden. Seine Exfrau hatte es schon vor der Ehe gekauft, damals, als sie noch Studentin war und sich derartigen Luxus vom Mund absparen musste. Das fehlende Sofa schuf neuen Platz. Daniel hatte den Raum kleiner in Erinnerung. In seinem Kopf war das Bild von eng zusammengestellten Möbeln, die Gemütlichkeit ausstrahlen sollten und es auch taten. Nun war das Zimmer fast leer. Der Esstisch mit seinen vier Rattanstühlen, das Sideboard und die Schrankwand mit den vielen kleinen Regalen, in denen er seine CDs aufbewahrt hatte, waren verschwunden.
    Er lächelte bei dem Gedanken. Sie waren nicht verschwunden, sie hatten sich nicht in Luft aufgelöst. Sie standen jetzt woanders. In einer neuen Wohnung. In einem neuen Leben.
    Daniel horchte in sich hinein, ob ihn dieser Umstand traurig machte, aber da war nur die immer gleiche Leere, die er seit langer Zeit spürte.
    In einer Ecke des Raumes stand die Stereoanlage. Sie war noch komplett und angeschlossen, auch wenn der ein Meter hohe Glastisch fehlte, auf dem sie gestanden hatte. Seine Musiksammlung lag in geordneten Stapeln daneben.
    Daniel nahm eine CD und betrachtete sie. Genesis – Seconds Out. Er schob die silberne Scheibe in den CD-Schacht. Kurz darauf erfüllte die unverwechselbare Musik der berühmten englischen Rockgruppe das Zimmer.
    Er bemerkte, dass er Durst hatte. Daniel ging in die Küche und warf einen Blick in den Kühlschrank. Leer. Geputzt, aber leer. Das war zu erwarten gewesen. Er öffnete den Wasserhahn der Spüle und trank in gierigen Zügen. Als sein Durst gestillt war, ging er zurück ins Wohnzimmer und setzte sich auf den Parkettboden, den früher ein indischer Teppich fast verborgen hatte. Sein Blick fiel auf den Anrufbeantworter. Ein helles, rotes Blinken zeigte ihm an, dass jemand eine Nachricht hinterlassen hatte.
    Es waren sechsundzwanzig Nachrichten. Die meisten stammten von Sarahs Bekannten, die anscheinend nicht sofort gewusst hatten, dass sie ausgezogen war. Sieben Nachrichten waren für ihn bestimmt. Zweimal hatte sein Versicherungsvertreter angerufen und bat ihn, sich sofort zu melden, wenn er wieder daheim war. Die anderen Botschaften waren von Kollegen aus dem Revier und von Andreas Dormark, seinem Chef. Die Glückwünsche spulte er vor, ohne sie anzuhören. Dann drückte er wieder „Play“.
    „Hallo Daniel“. Die Stimme war unverkennbar. Wie immer schwang ein dunkler, nicht definierbarer Ton mit. „Bitte sieh in deine Post. Du findest dort deine sofortige Versetzung zum Spezialeinsatzkommando nach Hellstadt. Melde dich bitte am Montag um 9.00 Uhr beim dortigen Kommandoführer Leonard Bodrig zum Dienst. Ich wünsche dir viel Glück.“
    Ein Pfeifton zeigte an, dass alle Nachrichten abgehört worden waren. Daniel starrte auf das Gerät. Er sollte versetzt werden?
    Dormark hatte seiner Versetzung zugestimmt, ohne ihn zu fragen, ob er überhaupt versetzt werden wollte. Er war Ermittler, ein Spürhund, ein Jäger, was zum Teufel sollte er beim SEK? Die Mitglieder des Kommandos zum Einsatzort fahren? Bei seiner Vergangenheit würden sie ihn bestimmt nicht ins Team aufnehmen. Also warum ließ ihn dieses Arschloch Dormark nach Hellstadt versetzen? Es ergab keinen Sinn. Scheiße, überhaupt nichts ergab mehr ein Sinn und am wenigsten seine Versetzung.
    Fischer hob den Hörer vom Telefon und wählte die Kurzwahltaste für das Dezernat.
    Als Dormark abhob, ließ er ihn gar nicht erst zu Wort kommen.
    „Was soll dieser Mist mit meiner Versetzung“, zischte er.
    „Dir auch einen schönen guten Tag, Daniel“, knurrte Dormark. „Ich nehme an, du hast deine Versetzung gefunden und willst dich bei mir bedanken.“
    „Einen Scheißdreck werde ich tun. Was soll ich denn beim SEK?“
    „Du hast das Schreiben also nicht gelesen“, stellte Dormark fest.
    „Das brauche ich auch nicht. Ich

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