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Das Hades Labyrinth (German Edition)

Das Hades Labyrinth (German Edition)

Titel: Das Hades Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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machte sie zu etwas Stabilen in einer unstabilen Welt. Man nahm die Waffe in die Hand, lud sie, dann visierte die Zielscheibe an und feuerte. Wenn man es richtig gemacht hatte, erfolgte sofort eine Belohnung durch das Trefferresultat. Fehlschüsse waren ärgerlich, aber die musste man sich selbst zuschreiben, denn die Waffe war ein Neutrum, das weder belohnen noch strafen konnte. Daniel liebte den Vorgang des Schiessens. Den Geruch des Waffenöls. Ja, selbst der Kordhitgestank, über den sich so viele seiner Kollegen beschwerten, störte ihn nicht.
    Nun würde er Ausbilder für den Schusswaffengebrauch werden. Er schnalzte mit der Zunge. Vielleicht machte dieser Umstand sein weiteres Leben erträglich. Mehr erwartete Daniel nicht.
    War es früher anderes gewesen?
     
     
    18 Monate zuvor
     
    Der verdammte Junkie konnte rennen wie ein Hase. Daniel Fischer keuchte. Sein Herz schlug dumpf in der Brust und immer wieder zogen sich seine Lungen schmerzhaft zusammen, aber er gab nicht auf. Zwei Wochen lang hatte er dieses kleine Arschloch beobachtet und heute sollte der Zugriff erfolgen, aber irgendwie war er dem Typ aufgefallen und so rannten sie nun schon seit zehn Minuten durch die Innenstadt. Erschreckte Passanten brachten sich in Sicherheit, wenn der Flüchtige auf sie zustürmte und machten so Platz für Fischer, der langsam den Abstand verkürzte. Ungefähr zwanzig Meter trennten ihn noch von dem schlanken Mann mit den langen braunen Haaren und der Hakennase, der immer wieder einen Blick über die Schulter warf. Gehetzte, ängstliche Augen sahen sich nach ihm um, prüften, ob er bereit war, die Verfolgung abzubrechen.
    Nichts da, dachte Fischer zwischen zwei Atemzügen. Ich kriege dich.
    Seine Füße knallten ein Stakkato auf den Asphalt, als er weiter beschleunigte. Der Junkie bog um eine Ecke und prallte mit einer Frau in mittleren Jahren zusammen. Einkaufstüten aus weißem Plastik, mit dem Aufdruck eines nahe gelegenen Shoppingcenters, flogen durch die Luft und ergossen ihren Inhalt auf die Straße. Beide gingen zu Boden. Die Frau lag unter dem Junkie und kreischte hysterisch. Fischer konnte sie gut verstehen. Sein Opfer sah nicht nur heruntergekommen aus, er stank auch wie ein totes Schwein.
    Der Junkie stieß sich vom Körper der Frau ab und wollte aufspringen, aber da war Daniel Fischer bereits heran. Er warf sich mit seinem vollen Gewicht auf den Drogenabhängigen. Das Kreischen der Frau wandelte sich in ein ersticktes Wimmern, als nun auch noch Fischers Körper auf ihr lastete. Daniel konnte im Augenblick keine Rücksicht auf sie nehmen. Er wusste nicht, ob der Mann bewaffnet war. Er stieß sein Knie in den Rücken des anderen. Der Widerstand wurde schwächer, als dem Junkie die Luft aus den Lungen gepresst wurde. Fischer schnappte sich seine Handgelenke und bog sie auf den Rücken. Er verschob sein Gewicht und klemmte die Hände seines Widersachers ein, dann erst griff er nach den Handschellen und ließ sie um die Gelenke einrasten.
    Fischer hatte Probleme aus dem Gewirr von Gliedmaßen aufzustehen und das Gleichgewicht zu finden. Als er schließlich sicher stand, packte er den Junkie grob und zog ihn auf die Füße. Sein Blick wanderte zu der Frau. Er sah, wie sie sich aufrappelte. Ihre Augen rollten panisch in den Höhlen und es sah aus, als würde sie wieder zu schreien beginnen, aber dann erkannte sie, das die Gefahr vorbei war. Mit einer Hand an die Hauswand gestützt, erhob sie sich langsam. Fischer sah ihr Zittern, das Beben ihrer Lippen, die Frau weinte stumm.
    „Es ist alles in Ordnung“, versuchte er, sie zu beruhigen.
    Ihr Blick hastete ziellos über den Boden und blieb an ihren, auf dem Gehweg verstreuten, Einkäufen hängen.
    „Die Eier sind kaputt“, sagte sie mit erstickter Stimme. „Der Salat... in einer Stunde kommt mein Mann nach Hause...“
    Schock, dachte Fischer. Die ist voll weg.
    „Ich rufe einen Krankenwagen.“ Fischer, der mit der linken Hand die Kette zwischen den Handschellen des Junkies gepackt hatte, fischte mit der anderen Hand sein Handy aus der Jackentasche. Es war ein Diensttelefon und so musste er nur die Kurzwahltaste drücken.
    „Ich bin’s“, sagte er, nachdem sich sein Dezernatsleiter Andreas Dormark gemeldet hatte. „Ich hab das Arschloch...“
    „He, he, he“, meldete sich der Junkie zu Wort. „Nenn mich nicht Arschloch, du blöde Schwuchtel.“ Er begann herumzuzappeln. Daniel zog einmal ruckartig an der Kette und der Mann jaulte schmerzerfüllt

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