Das Hades Labyrinth (German Edition)
ein weiterer Stuhl stand. Schließlich blickte Bodrig ihn an. In seinen Augen lag keine Spur von Freundlichkeit.
„Den Scheiß, der hier drin steht, können Sie vergessen.“ Er knüllte das Papier achtlos zusammen und warf es auf den Boden. „Ich weiß nicht, wie Sie angestellt haben, hierher versetzt zu werden und es interessiert mich auch nicht. Sie gehören nicht zum SEK und werden auch nie dazugehören. Ich habe mir Ihre Personalakte angesehen. Nett.“ Sein Körper schob sich nach vorn. „Aber es interessiert mich einen Dreck, was mit Ihnen vor 18 Monaten geschehen ist. Das hier ist kein Kurhotel für psychisch labile Polizisten kurz vor der frühzeitigen Pensionierung. Das hier ist das SEK Hellstadt. Ein Spezialeinsatzkommando, in dem nur die Besten der Besten ihren Dienst tun.“ Bodrig rutschte in seinem Stuhl zurück. Seine Stimme verlor an Schärfe. „Und die werden auch nur von den Besten ausgebildet.“
Daniel schluckte schwer. Die unverhohlene Aggression des anderen hatte ihn emotional aus der Bahn geworfen. Sein Magen zog sich krampfhaft zusammen. Heftige Schwindelgefühle tobten durch seinen Körper. Er stand kurz vor einer Panikattacke.
„Dann... gehe ich wieder“, brachte er mühsam hervor.
Bodrig sah ihn ruhig an. „Nein.“
„Was? Ich...“
„Sie bleiben hier. Dies ist ein gültiger Versetzungsbefehl, dem ich mich nicht widersetzen kann, aber niemand schreibt mir vor, wie ich meine Leute einsetze. Sie tun Dienst in der Waffenkammer. Nichts Aufregendes, also genau das Richtige für jemanden wie sie. Ein Büro weiter finden Sie Hauptkommissar Nebaum, der Sie instruieren wird.“
Daniel stand da und starrte Bodrig an. Seine Beine zitterten. Seine Zehen versuchten sich durch die Schuhsohle in den Boden zu krallen, um Halt zu finden. Er brachte kein Wort heraus.
„Und jetzt einen schönen Tag“, knurrte Bodrig und wandte sich wieder seiner Arbeit zu.
Der Tag neigte sich dem Ende und eine verblassende Sonne sandte ihre letzten Strahlen über den Horizont, als Daniel Fischer seinen Dienst beendete und nach Hause fuhr. Hauptkommissar Nebaum hatte sich im Gegensatz zu seinem Vorgesetzten als umgänglicher Typ erwiesen, der ihn herumgeführt und ihm die Örtlichkeiten erklärt hatte. Die Waffenkammer war in einem flachen Nebengebäude untergebracht. Eine schwere Metalltür sicherte den Eingang. Sämtliche Fenster waren vergittert. Das Gebäude strahlte einen kalten und bedrohlichen Eindruck aus und Daniel hatte bei dem Gedanken gefröstelt, hier seinen Dienst zu tun.
Zu seiner Überraschung gab es zwei weitere Beamte, die in der Waffenkammer ihren Aufgaben nachgingen. Ein kleiner, hagerer Mann Anfang vierzig mit mürrischem Gesichtsausdruck und einem unmodernen Schnauzbart leitete die Ausgabe und Aufbewahrung der Waffen. Ihm war ein ebenso kleiner, aber dafür übergewichtiger Wachtmeister mit glatten, pausbäckigen Gesicht und freundlichen Augen zugeteilt. Sie stellten sich als Bernhard Hüger und Christoph Zahner vor.
Hüger, der Mürrische, hatte kurz darauf die Waffenkammer verlassen und war erst spät am Nachmittag wieder aufgetaucht. Er hatte es Zahner überlassen, Daniel sein künftiges Tätigkeitsfeld zu erklären.
Christoph Zahner war ein Wachtmeister, der bereits nach wenigen Worten zugab, dass ihn normaler Polizeidienst nicht interessierte. Seine Liebe galt den Waffen und er konnte sich nichts Schöneres vorstellen, als sie zu reinigen und zu pflegen. Am Schießen hatte er keinen besonderen Gefallen gefunden. Zu laut, hatte er verschmitzt erklärt und auf seine fleischigen Ohren gedeutet.
Den Rest des Tages hatte ihm der Beamte die verschiedenen Waffentypen vorgeführt, die beim SEK eingesetzt wurden. Sein Lieblingsbaby, wie er es nannte, war ein großkalibriges Repetiergewehr für weite Entfernungen, das vorwiegend von Scharfschützen benützt wurde. Accuracy „Artic Warfare“ im Kaliber .338 Lapua Magnum. Eine Waffe mit einer Mündungsgeschwindigkeit von 900m/Sek., die 16 Gramm schwere Munition verschoss. Später hatte ihm Zahner noch die französische Hecaté II im Kaliber .50 BMG gezeigt, deren Geschosse es sogar auf 43 Gramm brachten.
Alles in allem war der Tag gar nicht so schlecht gewesen. Seine neue Tätigkeit schien interessant und er hatte nicht viel mit Menschen zu tun, da Hüger die Waffenausgabe persönlich erledigte. Ein Umstand, der ihm recht war. Einzig Bodrig, der sich nicht einmal die Mühe machte, seine Ablehnung zu verbergen, bereitete ihm
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