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Das Hades Labyrinth (German Edition)

Das Hades Labyrinth (German Edition)

Titel: Das Hades Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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dachte nach. Es war eine mächtige Höhle, weit im Inneren des Berges, den die Gruppe als Wohnstatt nutzte. Die Grundfläche spannte sich über zwei Fußballfelder, aber wirklich beeindruckend war die Höhlenkuppel, die sich fünfzehn Meter in Höhe schwang. Riesige Stalaktiten ragten von der Felsendecke bis auf den Boden wie die steinernen Finger eines Riesen. Flackerndes Licht von unzähligen Fackeln erhellte die Umgebung mit goldenem Feuerglanz. Adam betrachtete seine Familie. Es war Schlafenszeit und die Gruppe hatte sich niedergelegt. In Ecken und Nischen, zwischen dicken Decken oder auf dem nackten Stein, schliefen die Menschen, die er liebte und die ihm vertrauten.
    Adam spürte die Kälte nicht, die durch seine Glieder drang. Er lehnte jede Kleidung ab und saß nackt auf dem kühlen Stein. Seine Tätowierungen erwachten im Schein der Fackeln zum Leben und die blauen Muster schienen auf seiner Haut zu tanzen. Adam sah an seinem Arm hinab und beobachtete eine Zeit lang das Lichtspiel. Seine Gedanken flossen träge dahin. Er dachte an die Ereignisse vor vielen Monaten, die sie gezwungen hatten, tiefer im Schutz der Erde einen Platz zum Leben zu suchen. Die alten Drogenfelder waren abgeerntet und verbrannt, sämtliche Hinweise auf den Verbleib der Gruppe waren vernichtet worden. Niemand ging mehr hinauf zur Oberfläche, um Drogen an die Zwischenhändler zu liefern. Sie hatten alles, was sie brauchten und noch mehr. Kokain in einer unvorstellbaren Menge, aber der Verbrauch nahm beständig zu. Hier unten, fern ab jeder Ablenkung, begannen sich seine ‚Kinder’ zu langweilen und so schenkte er ihnen Träume, die sie Feuchtigkeit, Kälte und Einsamkeit vergessen ließen.
    Zwei Dinge bereiteten ihm allerdings Sorgen. Ihre Lebensmittelvorräte gingen zur Neige. Die Gruppe verfügte nur noch über zwanzig Sack Mehl und das angepflanzte Gemüse wuchs trotz der Gasdampflampen nur kümmerlich. Adam sah die Mangelerscheinungen in den eingefallenen Gesichtern. Skorbut, die alte Seefahrerkrankheit, würde bald zu einer großen Belastung werden, denn schon jetzt fielen den ersten Haare und Zähne aus.
    Aber immerhin hatten sie frisches Wasser von einem unterirdischen Fluss, der sich in einer Nebenhöhle träge durch den Berg fraß.
    Ihr Fleischproblem hatten sie schon vor Monaten gelöst. Es gab hier unten Fleisch. Fleisch, das von Tieren mit nackten Schwänzen und spitzen Zähnen stammte. Selbst jetzt nahm er den Gestank der nahe gelegenen Zuchtfarm wahr. Das ständige Fiepen der Ratten war inzwischen zu einem monotonen Hintergrundgeräusch geworden, dem er keine Beachtung mehr schenkte. Die neuen Würfe waren außerordentlich zahlreich ausgefallen und so konnten sie einen Teil der Neugeborenen an die älteren Ratten verfüttern, die getrennt von den Familien gehalten wurden.
    Bald müssen wir neue Ställe bauen, dachte Adam und ein zufriedenes Lächeln stahl sich in sein Gesicht. Ja, er war ein guter Vater für seine Kinder. Er sorgte für sie und gab ihnen die Wärme seiner Existenz. Er war ihr Licht in der Dunkelheit, der Weg in ein neues Leben.
    Adam öffnete seine rechte Hand. Er betrachtete das Foto, das er dem Polizisten abgenommen hatte. Daniel Fischer war entkommen und wahrscheinlich war sie in diesem Augenblick bei ihm. Eine kalte Faust, die zu Feuer wurde, fasste nach seinem Herz.
    Du gehörst mir!
    Adam presste seine Lippen auf das Bild.
    Bald!
     
     
    4. Die Besten der Besten
     
    Daniel saß auf der Bettkante, griff nach seinen Unterarm-Gehstützen und humpelte ins Bad, um ausgiebig zu duschen. Danach ging er geübt, aber vorsichtig zurück ins Schlafzimmer, weil er wusste, wie leicht man mit den Krücken auf dem feuchten Badezimmerfußboden ausrutschen konnte. Er setzte sich wieder auf das Bett.
    Links neben ihm an der Wand stand seine Oberschenkelprothese. Es war ein sogenanntes "C-Leg", Computerized Leg, eine Prothese mit elektronischem Kniegelenksystem, dessen Hydraulik mikroprozessorgesteuert wurde. Eine komplexe Sensorik erfasste in jeder Phase des Gehens die Daten und optimierte die hydraulischen Bewegungswiderstände. Dadurch konnte er mit dieser Prothese so gut, sicher und unauffällig gehen, dass die Behinderung erst auf den zweiten Blick sichtbar wurde.
    Die hochwertige Technik wurde von einem Schaumstoffüberzug verborgen, der ein menschliches Bein perfekt nachbildete.
    Der Schaumstoffüberzug war mit einer Spezialbeschichtung versehen, einer "SuperSkin-Beschichtung", die exakt auf die Hautfarbe

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