Das Hades Labyrinth (German Edition)
Sorgen.
Was soll’s, dachte Daniel. Er würde den Leiter des SEK kaum zu Gesicht bekommen und somit konnte ihm sein Benehmen egal sein.
Daniel fuhr in die Tiefgarage und musste ärgerlich feststellen, dass sein Parkplatz vom roten Mazda MX-3 Cabrio seines Vermieters belegt war. Reinhard Müller hatte die Angewohnheit seinen Wagen auf Daniels Parkplatz abzustellen, aus Angst er könne beim Einparken auf seinen eigenen Stellplatz mit dem Kotflügel an der Wand hängen bleiben. Daniel zischte wütend, setzte zurück und stellte sein Fahrzeug daneben. Die aufkommende gute Laune war verflogen. Müllers waren aus dem Urlaub zurück. Bald würde das Hämmern und Bohren wieder losgehen.
5. Ist das mein Problem?
Daniel Fischer stand in seiner kleinen Küche und schlug drei Eier in eine Pfanne. Das heiße Fett brutzelte und er beeilte sich, Salz und Pfeffer auf die Eier zu streuen. Kurz bevor er sein Abendessen aus der Pfanne hob, schnitt er sich dicke Scheiben Brot von einem Leib und bestrich sie mit Butter. Der Geruch des Essens ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen, als er den Teller in das Wohnzimmer trug und sich dort auf den Fußboden setzte.
Genüsslich kauend dachte er noch mal an den vergangenen Tag und die Veränderungen in seinem Leben. Die Angst und Unsicherheit, die ihn lange Zeit begleitet hatten, waren schwächer geworden. Vielleicht war dies alles der Beginn von etwas Neuem. Daniel konnte sich nicht freuen, geschweige denn, dass er glücklich war, aber eine gewisse Zufriedenheit machte sich in ihm breit. Als er mit dem letzten Stück Brot das Fett vom Teller aufwischte, hörte er ein Geräusch auf der Terrasse. Zunächst konnte er es nicht einordnen, aber dann erkannte er das leise, jammernde Miauen einer Katze. Verblüfft schob er den Teller beiseite und stand auf.
Direkt vor der Glastür, die auf seine Terrasse und in den Garten führte, saß eine kleine, schwarze Katze und starrte ihn durch die Scheibe hindurch an. Ihre leuchtend gelben Augen verfolgten zwar gebannt, wie sich Daniel näherte, aber sie floh nicht, als er die Tür öffnete, sondern sah stumm zu ihm auf.
Daniel blickte auf das Tier hinunter. Die Katze schien noch sehr jung zu sein, keine zehn Wochen alt. Ihr schwarzes Fell glänzte im Lichtschein der Wohnzimmerlampe.
Eine Weile lang geschah nichts. Daniel sah die Katze an und sie erwiderte seinen Blick. Dann miaute die Katze und brach den Bann, der Mensch und Tier für einen Moment gefangen gehalten hatte.
„Geh weg“, sagte Daniel und deutete auf das Gartentor.
Die Katze rührte sich nicht.
„Weg hab’ ich gesagt.“ Er fuchtelte mit den Händen. Die Katze antwortete mit einem Miauen. „Geh dahin, wo du hergekommen bist.“
Nichts geschah. Das Tier bewegte sich nicht.
„Ich mag keine Katzen.“ Selbst in seinen Ohren klang das dämlich.
„Weg jetzt“, versuchte er, sie zu verscheuchen. Zwecklos. Die gelben Augen blickten ihn bittend an.
„Dann mach, was du willst. Ich lass dich nicht herein.“
Daniel schloss die Tür, nahm die Tageszeitung und setzte sich wieder auf den Parkettboden. Keine Minute später erklang das Miauen erneut. Diesmal war es fordernd. Zunächst versuchte Fischer das Geräusch zu ignorieren, aber schließlich musste er feststellen, dass er den gleichen Satz zum viertel Mal las. Verärgert riss er die Terrassentür auf.
„Was soll das?“
Die Katze wich ein Stück zurück, machte aber keine Anstalten zu fliehen. Daniel stampfte mit dem Fuß auf den Boden. Das Tier kauerte sich nun in einer Ecke der niedrigen Mauer zusammen, die die Terrasse vom Garten trennte.
„Hau ab.“ Drohend ging er auf die Katze zu, die sich nicht rührte. Seine vernarbte Hand fasste unter den weichen Bauch und hob den Winzling hoch. Mit ausgestrecktem Arm trug er die Katze zum Gartentor und setzte sie dahinter ab.
„Und jetzt verschwinde. Wage es ja nicht wiederzukommen.“
Als er den Weg über die Sandsteinplatten zurückging, folgte ihm die Katze erneut.
„Himmelherrgott, verstehst du mich nicht. Weg hab’ ich gesagt.“
Die Katze schnurrte und rieb sich an seinem Bein. Daniel platzte der Kragen. Er hob die Katze wieder hoch, ohne auf ihre schmerzhafte Proteste zu hören und trug sie ein Stück die Straße hinauf. Hier an einer stark befahrenen Kreuzung setzte er sie neben einem Busch ab. Als er wegging, blickte er noch mal über die Schulter und sah, wie sich das kleine Tier ängstlich zusammenkauerte, als ein Lastwagen donnernd
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