Das Hades Labyrinth (German Edition)
meinte. Trotzdem...
„Sie hätten ihm nichts von dem Gewehr sagen müssen.“
Hüger legte die Stirn in Falten. „Richtig.“
„Dann stecken Sie sich Ihre Entschuldigung sonst wo hin.“
Gabriel war zu einem Problem geworden, das Adam nicht länger ignorieren konnte. Immer öfter zeigte der hagere Mann seine Unzufriedenheit und nun war er dazu übergegangen, offen Adams Führerschaft in Zweifel zu ziehen.
Adam hatte das Gespräch mit ihm gesucht, war aber gescheitert und nun war der Augenblick gekommen, seine Autorität neu zu festigen.
Als Adam zu der kleinen Gruppe hinüberging, die Gabriel, wie Jesus Christus seine Jünger, um sich versammelt hatte, erhob sich niemand aus dem Kreis. Niemand bezeugte seinen Respekt vor ihm und Adam dachte an die Worte seines Vaters, der schon vor langer Zeit gestorben war: „Hüte dich vor unseren Feinden. Schenke keinem Menschen dein Vertrauen, denn sie sind nicht mehr als Diener, die dich verraten werden.“
Nun erkannte er die Wahrheit der Worte, aber sie löste keinen Zorn, nur eine tiefe Traurigkeit in ihm aus. Er hatte ihnen die Liebe eines Vaters geschenkt, aber sie wollten seine Zuneigung nicht und so musste er sie mit eiserner Hand beherrschen, denn der Tag aller Tage war nicht mehr fern. Er konnte sich jetzt keine Schwäche erlauben. Adam trat vor die Gruppe.
„Gabriel“, sagte er sanft und breitete seine Arme aus.
Der kleine Mann beäugte ihn misstrauisch, stand aber auf. In seinen Augen lag Trotz, als er Adam ansah.
„Mein Sohn“, sagte Adam. „Wir träumten den gleichen Traum, doch nun bist du vom Pfad abgekommen und es liegt nun an mir, dich wieder auf den rechten Weg zu führen.“
Gabriels Blick flackerte ängstlich zu seinen Mitverschwörern hinüber, die hielten jedoch die Köpfe gesenkt.
„Ich...ich...“, begann er zu stottern.
Adam legte ihm einen Finger auf die Lippen. „Ich weiß.“ Er nickte in den Schatten der Höhle und mehrere ihm treu ergebene Diener traten aus der Finsternis.
„Tötet diese Männer“, sagte Adam leise und deutete auf die noch immer sitzende Gruppe. „Sie werden uns als Nahrung dienen.“
Dann schloss er Gabriel in die Arme und küsste ihn auf den Mund. „Aber du mein Freund gehst einen anderen Weg.“
Er wandte sich um. Dann sah er noch mal zu dem vor Angst schlotternden Mann zurück.
„Kreuzigt ihn.“
10. Bis auf den Grund seiner Seele
Wochenende. Die Sonne schien. Daniel saß im Garten auf einem bequemen Sonnenstuhl und streichelte mit seinen in Plastikhandschuhen steckenden Händen die Katze, die sich auf seinem Schoß zusammengerollt hatte und zufrieden schnurrte.
Irgendwo, weit entfernt, erklang das wespenartige Summen eines Rasenmähers und störte die Stille des Nachmittags. Daniel versuchte das Geräusch zu ignorieren und schloss die Augen. Heute war ein schöner Tag. Er fühlte sich ruhig und gelassen. Rückblickend war die Woche gar nicht so übel gewesen. Seine beiden Sitzungen mit Velten waren besser gelaufen, als er es erwartet hatte und obwohl sie nicht über die Ereignisse vor achtzehn Monaten gesprochen hatten, spürte Daniel dass er sich nicht länger verschließen wollte. Vielleicht konnte der Therapeut ihm helfen, einen Weg zurück ins Leben zu finden. Vielleicht würde sich seine kümmerliche Existenz zum Besseren wandeln. Fischer wusste, er konnte nicht ewig so weiter machen wie bisher. Er lebte nicht auf einer einsamen Insel und Kontakte zu Mitmenschen ließen sich nicht verhindern. Die Leute hatten genug Schwierigkeiten damit sein neues Aussehen zu akzeptieren, er musste sich nicht noch zusätzlich wie ein Arschloch aufführen.
Vielleicht sollte ich wieder intensiver Sport betreiben, grübelte er. Früher war er regelmäßig ins Fitness-Studio gegangen. Er war zweimal die Woche joggen gegangen und so oft die Sonne schien war er geschwommen, aber seit seiner Einlieferung in die Notfallklinik ließ er sich gehen und nun spürte er eine körperliche Unzufriedenheit, die ihn wie ein junger Hund verfolgte.
Aber was für einen Sport kann man mit einer Behinderung wie meiner schon ausüben?
Er dachte eine Weile darüber nach, aber außer Bogenschießen, an dem er kein Interesse hatte, fiel ihm nichts ein. Nun gut, er konnte wieder schwimmen gehen, aber der Gedanke mit seinem entstellten Gesicht und seinem fehlenden Bein ein öffentliches Bad zu besuchen, schreckte ihn ab.
„Hallo“, rief eine Stimme vom Gartentor.
Daniel zuckte zusammen und schlug die Augen
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