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Das Hades Labyrinth (German Edition)

Das Hades Labyrinth (German Edition)

Titel: Das Hades Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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an die Orgelpfeifen großer Kathedralen. Trotz der Strapazen und der nervlichen Angespanntheit genossen die Männer den Anblick für einige kurze Momente, bevor sie weitermarschierten.
    Der Boden war nun nicht mehr ebenerdig, sondern wölbte sich wie die Wogen eines steinernen Ozeans auf und nieder. Der Weg wurde rutschig und die Anstrengungen nahmen durch die Kletterei über mächtige Hindernisse noch zu.
    Daniel konnte über den Helmfunk das Keuchen der anderen hören und er war dankbar, als Bodrig das Zeichen für eine Rast gab. Die Männer sanken auf die nackte Erde nieder und legten Waffen und Helme ab. Als Weber seine Sturmhaube vom Gesicht riss, machte es ihm der Rest des Kommandos nach. Bodrig schritt nicht ein, sondern zog sich selbst die Maske über den Kopf.
    Eine Zeitlang sprach niemand, dann plötzlich sagte Baumgärtner: „Ich höre Wasser.“
    Alle lauschten angestrengt. Und tatsächlich, das leise Glucksen eines unterirdischen Baches drang aus einem Stollen hervor. Baumgärtner zögerte nicht. Er hob seinen Helm auf und kroch in den Gang hinein. Kurz darauf vernahmen die anderen seinen heiseren Jubelschrei.
    Baumgärtner kehrte zurück und aus seinem Helm schwappte Wasser auf den Boden. Einer nach dem anderen nahmen die Polizisten das ungewöhnliche Trinkgefäß entgegen und löschten dankbar den Durst. Bodrig gab den Männern den Befehl, die mitgeführten Energieriegel zu essen. Erst jetzt, beim Anblick der ausgepackten Rationen, verspürten die Männer Hungergefühle und machten sich über die Riegel her. Fischer saß neben Lombardo, der genussvoll an einem Müsliriegel mit Schokoladenüberzug kaute.
    „Mann“, sagte Lombardo. „Ich hätte nicht gedacht, dass mir das Zeug einmal so schmeckt.“
    Daniels Gesicht verzog sich zu einem Grinsen.
    „Du siehst furchtbar aus, wenn du lächelst“, meinte Lombardo.
    „Weiß ich.“
    „Wie war es... damals?“
    „Fängst du schon wieder an.“
    Lombardo zuckte mit den Schultern, so als könne er gar nicht anders, als immer wieder zu fragen.
    Fischer blickte ihn eindringlich an, dann sagte er: „Wir waren zu dritt. Ein Junkie hatte uns den Hinweis auf Drogen gegeben, die hier unter der Erde angebaut wurden. Zunächst glaubte ihm niemand, aber als man das Zeug im Labor einigen Tests unterzog, stellte sich heraus, dass es von einzigartiger Qualität war.“
    Fischer bemerkte aus dem Augenwinkel, wie die anderen Beamten des Kommandos näher rückten, um seine Worte zu hören, da er seinen Helmfunk abgeschaltet hatte.
    „Also gingen Rau, Schneider und ich der Sache nach. Wir sind durch die gleichen Höhlen gekrochen wie ihr und stießen im ‚Dom’ auf gigantische Mohnfelder. Und dann kamen sie. Sie überraschten uns völlig und es gab keine Gegenwehr.“
    Bodrig kam herübergeschlendert, aber Daniel sprach weiter. „Ich wurde niedergeschlagen und verlor das Bewusstsein. Als ich wieder zu mir kam, war es für Rau und Schneider schon zu spät. Tepes hatte sie pfählen lassen. Für mich hat er sich etwas Besonderes ausgedacht.“
    Daniel lachte und es klang wie das bösartige Knurren eines tollwütigen Hundes. „Er hat mir etwas gespritzt. Irgendein Medikament, das mich vollkommen lähmte. Dann sprach er zu mir, wie man mit einem Kind spricht.“ Fischer öffnete seine Jacke und sein Hemd, entblößte seine nackte Brust. „Er hatte ein Messer.“
    Die Männer hielten die Luft an, als sie die immer noch deutlichen Narben im Schein von Fischers Lampe anstarrten.
    „Carpe Diem“, sagte Daniel. „Genieße den Tag.“ Er schloss sein Hemd wieder und zog die Jacke zusammen. „Dann ließ er mich für die Ratten zurück.“
    „Scheiße“, sagte Heilig. „Aber du bist da rausgekommen.“
    „Ja“, meinte Fischer leise. „Aber manchmal wünsche ich mir, es wäre mir so wie Schneider und Rau ergangen.“
    Bodrig unterbrach das Gespräch, indem er den Befehl zum Aufbruch gab. Alle legten wieder ihre Ausrüstung an und nahmen die Waffen in die Hände. Als die anderen losgingen, kam der Kommandoführer zu Daniel herüber.
    „Ab jetzt keine Gute-Nacht-Geschichten mehr. Ist das klar?“
    Wichser, dachte Daniel und folgte den anderen.
     
     
    Jürgen Baumgärtner hatte sich an das Ende der Marschkolonne zurückfallen lassen, da ihn ein heftiges Wühlen in seinen Därmen darauf aufmerksam machte, dass er zuviel von dem eiskalten Wasser getrunken hatte. Sein Verdauungstrakt war schon immer sehr empfindlich gewesen, aber diesmal hatte er das Gefühl, als würde

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