Das Halsband der Koenigin 2
ihr Muth. Man sprach zu Andree, Jeanne antwortete.
»Das ist Glück,« wiederholte der Graf von Artois, »denn es konnte am Ende wohl sein, meine liebe Schwägerin, erstens daß Frau von Lamballe nicht bei Ihnen gewesen wäre.«
»Würde ich allein dahin gegangen sein?«
»Zweitens daß Frau von La Mothe sich nicht dort vorgefunden hätte, um Sie am Eintritt zu verhindern.«
»Ah! Sie wissen, daß die Frau Gräfin dort war?«
»Meine Schwägerin, wenn der Herr Graf von Provence erzählt, so erzählt er Alles. Es konnte endlich sein, daß sich Frau von La Mothe zu geeigneter Zeit nicht in Versailles befunden hätte, um Zeugschaft abzulegen. Ohne Zweifel werden Sie mir sagen, die Tugend und die Unschuld seien wie ein Veilchen, das nicht gesehen zu werden braucht, um gekannt zu werden; doch was das Veilchen betrifft, meine Schwägerin, so macht man Sträuße daraus, wenn man es sieht, und man wirft es weg, wenn man seinen Wohlgeruch eingeathmet hat. Das ist meine Moral.«
»Sie ist schön.«
»Ich nehme sie, wie ich sie finde, und ich habe Ihnen bewiesen, daß Sie Glück gehabt.«
»Schlecht bewiesen.«
»Soll ich es besser beweisen?«
»Das wird nicht überflüssig sein.«
»Ei! Sie sind ungerecht, daß Sie das Schicksal anklagen,« sagte der Graf, der sich um und um drehte, um auf einen Sopha neben der Königin zu fallen, »denn am Ende gerettet bei dem bekannten Sprung aus dem Cabriolet ...«
»Eins,« sagte die Königin, an ihren Fingern zählend.
»Gerettet bei der Kufe.«
»Gut, ich zähle das. Zwei. Weiter?«
»Und gerettet bei der Geschichte auf dem Ball,« sagte er ihr in's Ohr.
»Welchen Ball meinen Sie?«
»Den Opernball.«
»Wie beliebt?«
»Ich sage den Opernball, meine Schwägerin.«
»Ich verstehe Sie nicht.«
Er lachte.
»Welch ein Dummkopf bin ich, daß ich mit Ihnen von einem Geheimnis spreche!«
»Ein Geheimniß! In der That, mein Schwager, man sieht, daß Sie vom Opernball sprechen, denn ich bin ganz verwirrt.«
Die Worte: Ball, Oper, trafen Jeanne's Ohr, und sie verdoppelte ihre Aufmerksamkeit.
»Stille davon!« sagte der Prinz.
»Nein, nein, durchaus nicht! Erklären wir uns,« erwiderte die Königin. »Sie sprechen von einer Geschichte im Opernhause; was ist das?«
»Ich flehe Ihr Mitleid an, meine Schwägerin.«
»Graf, ich beharre darauf, daß ich es wissen will.«
»Und ich beharre darauf, daß ich schweige.«
»Wollen Sie mich ärgerlich machen?«
»Keines Wegs. Ich denke, ich habe genug gesagt, daß Sie begreifen.«
»Sie haben gar nichts gesagt.«
»Oh! nun quälen Sie mich, mein Schwesterchen ... seien Sie aufrichtig.«
»Bei meinem Ehrenwort, ich scherze nicht.«
»Wollen Sie, daß ich spreche?«
»Auf der Stelle.«
»Nicht hier, anderswo,« sagte er, auf Jeanne und Andree deutend.
»Hier! hier! es können nie zu viel Leute für eine Erklärung anwesend sein.«
»Nehmen Sie sich in Acht, meine Schwägerin.«
»Ich will es wagen.«
»Sie waren nicht auf dem letzten Opernball?«
»Ich!« rief die Königin; »ich auf dem Opernball?«
»Ich bitte, leise.«
»Oh! nein, schreien wir das, mein Schwager! ich sei aus dem Opernball gewesen, sagen Sie?«
»Gewiß, ja, Sie waren dort.«
»Sie haben mich vielleicht gesehen?« versetzte sie mit Ironie, aber bis dahin scherzend.
»Ich habe Sie gesehen.«
»Mich! mich!«
»Sie! Sie!«
»Das ist stark.«
»Das habe ich mit auch gesagt.«
»Warum behaupten Sie nicht auch vollends, Sie haben mit mir gesprochen? das wäre noch drolliger.«
»Bei meiner Treue, ich war eben im Begriff, Sie anzureden, als ein Schwarm von Masken uns trennte.«
»Sie sind verrückt!«
»Ich war fest überzeugt, Sie würden mir das sagen. Ich hatte mich dem nicht aussetzen sollen, das ist mein Fehler.«
Die Königin stand plötzlich auf und machte in großer Aufregung ein paar Schritte im Zimmer.
Der Graf schaute sie mit erstaunter Miene an.
Jeanne drückte sich die Nägel in's Fleisch, um eine gute Haltung zu beobachten.
Die Königin blieb wieder stehen und sagte zu dem jungen Prinzen:
»Mein Freund, scherzen wir nicht, ich habe einen so schlimmen Character, daß Sie sehen, ich verliere schon die Geduld; gestehen Sie geschwind, daß Sie sich auf meine Kosten haben belustigen wollen, und ich werde sehr glücklich sein.«
»Ich gestehe Ihnen das, wenn Sie wollen, meine Schwägerin.«
»Seien Sie ernst, Carl.«
»Ernst wie ein Fisch.«
»Ich bitte inständig, sagen Sie mir, nicht wahr, Sie haben dieses Märchen
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