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Das Halsband der Koenigin 2

Das Halsband der Koenigin 2

Titel: Das Halsband der Koenigin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Aeltere)
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schwieg.
    »Oh! seien Sie ohne Schonung, mein Herr, mein Schwager hier behauptet, er habe mich auf dem Opernball gesehen; und Sie, wo haben Sie mich gesehen?«
    »Wie Monseigneur der Graf von Artois, auf dem Opernball, Madame.«
    Die Königin sank, wie vom Blitze getroffen, auf den Sopha.
    Dann erhob sie sich wieder mit der Raschheit eines verwundeten Tigers und rief:
    »Das ist nicht möglich, da ich nicht dort gewesen bin. Hüten Sie sich wohl, Herr von Taverney, ich bemerke, daß Sie hier Puritaner-Manieren annehmen; das ist gut in America bei Herrn von Lafayette, doch in Versailles sind wir Franzosen, und höflich und einfach.«
    »Eure Majestät verletzt Herrn von Tavernay,« sprach Andree, bleich vor Zorn und Entrüstung. »Wenn er sagt, er habe gesehen, so hat er gesehen.«
    »Sie auch!« rief Marie Antoinette: »Sie auch! Es fehlt wahrhaftig nur noch, daß Sie mich auch gesehen haben. Bei Gott! wenn ich Freunde habe, die mich vertheidigen, so habe ich auch Feinde, die mich ermorden. Ein einziger Zeuge gibt kein Zeugniß, meine Herren.«
    »Sie erinnern mich daran,« sprach der Graf von Artois, »daß ich in dem Augenblick, wo ich Sie sah, und wo ich wahrnahm, der blaue Domino sei nicht der König, glaubte, es sei der Neffe des Herrn von Suffren. Wie heißt er doch, der brave Officier, der die Heldenthat auf der See vollführt hat? Sie haben ihn eines Tags so gut empfangen, daß ich glaubte, er sei Ihr Ehrenritter.«
    Die Königin erröthete; Andree wurde bleich wie der Tod. Beide schauten sich an und bebten, als sie sich so sahen.
    Philipp wurde bleifarbig.
    »Herr von Charny,« murmelte er.
    »Charny! so ist es.« fuhr der Graf von Artois fort. »Nicht wahr, Herr Philipp, die Tournure dieses blauen Domino hatte Aehnlichkeit mit der des Herrn von Charny?«
    »Ich habe es nicht bemerkt, Monseigneur,« erwiderte Philipp, beinahe erstickend.
    »Aber,« fuhr der Graf von Artois fort, »ich habe bald bemerkt, daß ich mich getäuscht, denn Herr von Charny bot sich plötzlich meinen Augen, er war da, bei Herrn von Richelieu, Ihnen gegenüber, meine Schwägerin, in dem Augenblick, wo Ihre Maske fiel.«
    »Und er hat mich gesehen?« rief die Königin mit Hintansetzung aller Klugheit.
    »Wenn er nicht blind ist,« erwiderte der Prinz.
    Die Königin machte eine verzweifelte Geberde und schüttelte abermals die Glocke.
    »Was machen Sie?« sagte der Prinz.
    »Ich will auch Herrn von Charny befragen, den Kelch bis auf die Hefe leeren.«
    »Ich glaube nicht, daß Herr von Charny in Versailles ist,« murmelte Philipp.
    »Warum nicht?«
    »Man hat mir, glaube ich, gesagt, er sei ... unpäßlich.«
    »Oh! die Sache ist ernst genug, daß er kommen muß, mein Herr. Ich bin auch unpäßlich, und dennoch würde ich mit bloßen Füßen bis an's Ende der Welt gehen, um zu beweisen ...«
    Mit zerrissenem Herzen näherte sich Philipp Andree, welche durch das Fenster schaute, das auf die Blumenbeete ging.
    Plötzlich konnte sich Andree eines Schreies nicht erwehren.
    »Was gibt es?« fragte die Königin, indem sie auf Andree zuging.
    »Nichts, nichts ... Man sagte, Herr von Charny sei krank, und ich sehe ihn.«
    »Du siehst ihn?« rief Philipp an's Fenster laufend.
    »Ja, er ist es.«
    Alles vergessend, öffnete die Königin mit einer außerordentlichen Stärke das Fenster, und rief mit lauter Stimme:
    »Herr von Charny!«
    Dieser drehte den Kopf um, und wandte sich dann, ganz bestürzt vor Erstaunen, nach dem Schlosse.

XXXVII.
Ein Alibi.
    Herr von Charny trat, etwas bleich, aber aufrecht und ohne ein scheinbares Leiden ein.
    Beim Anblick dieser hohen Gesellschaft nahm er die achtungsvolle und steife Haltung des Weltmannes und des Soldaten an.
    »Nehmen Sie sich in Acht, meine liebe Schwägerin,« sagte der Graf von Artois leise zur Königin, »mir scheint, Sie befragen viele Leute.«
    »Mein Schwager, ich werde die ganze Welt befragen, bis es mir gelingt, Einen zu treffen, der mir sagt, daß Sie sich getäuscht haben.«
    Mittlerweile hatte Charny Philipp gesehen und diesen höflich begrüßt.
    »Sie sind ein Henker Ihrer Gesundheit.« sagte Philipp leise zu seinem Gegner. »Verwundet ausgehen! wahrhaftig, Sie wollen sterben!«
    »Man stirbt nicht daran, daß man sich an einem Strauch im Bois de Boulogne geritzt hat,« erwiderte Charny, glücklich, seinem Feinde einen moralischen Stich zu geben, welcher wohl schmerzlicher war als der vom Degen.
    Die Königin näherte sich, um diesem Gespräche ein Ende zu machen, das mehr ein

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