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Das Halsband der Koenigin 2

Das Halsband der Koenigin 2

Titel: Das Halsband der Koenigin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Aeltere)
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doppeltes Beiseit als ein Dialog gewesen war.
    »Herr von Charny,« sagte sie, »Sie waren, wie diese Herren behaupten, auf dem Opernball?«
    »Ja, Eure Majestät,« erwiderte Charny, sich verbeugend.
    »Sagen Sie mir, was Sie dort gesehen haben.«
    »Fragt mich Eure Majestät, was ich dort gesehen, oder wen ich dort gesehen?«
    »Ganz richtig ... wen Sie dort gesehen, und keine Discretion, Herr von Charny, kein gefälliges Verschweigen.«
    »Ich soll Alles sagen, Madame?«
    Die Wangen der Königin bekamen die Blässe wieder, die an diesem Morgen schon zehnmal an die Stelle einer fieberhaften Röthe getreten war.
    »Um nach der Hierarchie, nach dem Gesetze meiner Ehrfurcht zu beginnen . . .« sprach Charny.
    »Gut, Sie haben mich gesehen?«
    »Ja, Eure Majestät, in dem Augenblick, wo die Maske der Königin durch ein Unglück gefallen ist.«
    Marie Antoinette zerknitterte in ihren nervigen Händen die Spitzen ihres Halstuches.
    »Mein Herr!« sagte die Königin mit einer Stimme, in der ein verständigerer Beobachter ein dem Ausbruche nahes Schluchzen errathen hätte, »schauen Sie mich wohl an, sind Sie Ihrer Sache sicher?«
    »Madame, die Züge Eurer Majestät sind in die Herzen aller Ihrer Unterthanen eingegraben. Wer Eure Majestät einmal gesehen hat, sieht sie immer.«
    Philipp schaute Andree an, Andree tauchte ihre Blicke in die von Philipp. Diese zwei Schmerzen, diese zwei Eifersuchten schloßen ein peinliches Bündniß.
    »Mein Herr,« wiederholte die Königin, indem sie sich Charny näherte, »ich versichere Sie, daß ich nicht auf dem Opernball gewesen bin.«
    »Oh! Madame!« rief der junge Mann, seine Stirne tief gegen den Boden neigend, »hat Eure Majestät nicht das Recht, zu gehen, wohin es ihr gutdünkt, und wäre es in die Hölle? sobald Eure Majestät den Fuß darein gesetzt hat, ist die Hölle gereinigt.«
    »Ich bitte Sie nicht, meinen Schritt zu entschuldigen,« versetzte die Königin; »ich bitte Sie, zu glauben, daß ich ihn nicht gethan habe.«
    »Ich werde Alles glauben, was mir Eure Majestät zu glauben befiehlt,« erwiderte Charny, bis in den Grund seines Herzens durch diese Dringlichkeit der Königin, durch diese einnehmende Demuth der stolzen Frau bewegt.
    »Meine Schwägerin, das ist zu viel,« flüsterte der Graf von Artois Marie Antoinette in's Ohr.
    Denn diese Scene hatte alle Anwesenden zu Eis erstarren gemacht: die Einen durch den Schmerz ihrer Liebe oder ihrer verwundeten Eitelkeit; die Anderen durch die Erschütterung, welche immer eine angeklagte Frau hervorbringt, die sich muthig gegen niederschmetternde Beweise vertheidigt.
    »Man glaubt es! man glaubt es!« rief die Königin, außer sich vor Zorn; und entmuthigt sank sie in einen Lehnstuhl und trocknete mit dem Ende ihres Fingers die Spur einer Thräne, die der Stolz am Rande ihres Augenlides versengte. Plötzlich erhob sie sich.
    »Meine Schwägerin! verzeihen Sie mir,« sagte zärtlich der Graf von Artois, »Sie sind unter ergebenen Freunden; das Geheimniß, vor dem sie übermäßig erschrecken, kennen wir allein, und aus unseren Herzen, in denen es eingeschlossen ist, wird es Niemand, außer mit unserem Leben, herausziehen.«
    »Das Geheimniß! das Geheimniß!« rief die Königin, »ich will keines.«
    »Meine liebe Schwägerin!«
    »Kein Geheimniß. Einen Beweis!«
    »Madame, man kommt,« sprach Andree.
    »Madame, der König,« sagte Philipp langsam.
    »Der König!« rief ein Huissier im Vorzimmer.
    »Der König! desto besser. Oh! der König ist mein einziger Freund, der König würde mich nicht für schuldig halten, selbst wenn er mich bei einem Fehler gesehen zu haben glaubte; der König ist willkommen.«
    Der König trat ein. Sein Blick contrastirte gegen diese ganze Unordnung und Verstörtheit der Gesichter um die Königin her.
    »Was gibt es?« fragte der König, vorschreitend.
    »Mein Herr, ein Gerücht, ein schändliches Gerücht verbreitet sich. Helfen Sie mir, helfen Sie mir, Sire, denn dießmal sind es nicht mehr Feinde, die mich anklagen, es sind meine Freunde.«
    »Ihre Freunde?«
    »Diese Herren, mein Schwager, verzeihen Sie; der Herr Graf von Artois, Herr von Taverney, Herr von Charny versichern, sie haben mich auf dem Opernball gesehen.«
    »Auf dem Opernball?« rief der König, die Stirne faltend.
    »Ja. Sire.«
    Ein furchtbares Stillschweigen lastete eine Zeit lang auf der ganzen Versammlung.
    Frau von La Mothe sah die düstere Unruhe des Königs; sie sah die Todesblässe der Königin: mit einem Worte konnte

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