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Das Halsband der Koenigin 2

Das Halsband der Koenigin 2

Titel: Das Halsband der Koenigin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Aeltere)
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in ihrem Vorzimmer warten zu lassen, oder bedurfte Frau von La Mothe derselben, um ihren Plan zu vollenden? Der Prinz erschien auf der Schwelle. Als sie nach Hause zurückkehrte, als sie den Cardinal holen ließ, als sie eine so große Freude darüber empfand, daß der Cardinal da war, hatte Jeanne also einen Plan?
    Ja, denn einem jener Irrwische ähnlich, welche ein ganzes Thal mit seinen düsteren Abhängen beleuchten, hatte diese Phantasie einer Königin und eines Weibes besonders vor den Blicken der intriganten Gräfin alle Falten einer Seele geöffnet, die zu hoffärtig war, um sie mit großer Vorsicht zu verbergen.
    Der Weg von Versailles nach Paris war weit; und macht man ihn Seite an Seite mit dem Dämon der Gierde, so hat dieser Zeit, uns die kühnsten Berechnungen zuzuflüstern.
    Jeanne fühlte sich trunken von der auf dem weißen Atlas des Etui der Herren Böhmer und Bossange prangenden Zahl: fünfzehnmal hunderttausend Livres.
    Fünfzehnmal hunderttausend Livres, war dieß nicht in der That ein fürstliches Vermögen, besonders für die arme Bettlerin, die noch einen Monat zuvor die Hand nach den Almosen der Reichen ausstreckte?
    Es war allerdings eine größere Entfernung von der Jeanne von Valois der Rue Saint-Gilles zur Jeanne von Valois des Faubourg Saint-Antoine, als von der Jeanne von Valois des Faubourg Saint-Antoine bis zur Jeanne von Valois als Besitzerin des Halsbandes.
    Sie hatte also schon mehr als die Hälfte des Weges zurückgelegt, der zum Vermögen führte.
    Und dieses Vermögen, nach dem Jeanne begehrte, war keine Illusion, wie das Wort eines Vertrages, wie ein Grundbesitz, allerdings Sachen vom ersten Werth, denen sich aber notwendig die Intelligenz des Geistes oder der Augen beifügen muß.
    Nein, dieses Halsband war etwas ganz Anderes, als ein Vertrag oder ein Landgut; dieses Halsband war das sichtbare Vermögen; es war auch da, immer da vor ihr, brennend, blendend, bezaubernd; und da die Königin es zu besitzen wünschte, so konnte Jeanne von Valois schon davon träumen; da die Königin desselben zu entbehren wußte, so konnte Frau von La Mothe ihren Ehrgeiz wohl hierauf beschränken.
    Tausend unbestimmte Ideen, diese seltsamen Gespenster mit den wolkigen Umrissen, von denen der Dichter Aristophanes sagte, sie verähnlichen sich mit dem Menschen, tausendfacher Neid, tausendfache Wuth, zu besitzen, nahmen für Jeanne auf dem Wege von Versailles nach Paris die Form von Wölfen, von Füchsen und geflügelten Schlangen an.
    Der Cardinal der diese Träume verwirklichen sollte, unterbrach sie, indem er durch seine unerwartete Gegenwart dem Wunsch der Frau von La Mothe ihn zu sehen entgegenkam.
    Er hatte auch seine Träume, er hatte auch seinen Ehrgeiz, den er unter einer Maske von Eifer, unter einem Anschein von Liebe verbarg.
    »Ah! theure Jeanne,« sagte er, »Sie sind es, Sie sind mir in der That so nothwendig geworden, daß sich mein ganzer Tag bei dem Gedanken, Sie seien fern von mir, verfinsterte. Sie sind doch wenigstens gesund von Versailles zurückgekommen?«
    »Wie Sie sehen, Monseigneur.«
    »Und zufrieden?«
    »Entzückt.«
    »Die Königin hat Sie also empfangen?«
    »Sogleich bei meiner Ankunft wurde ich bei ihr eingeführt.«
    »Sie haben Glück; nach Ihrer triumphirenden Miene wette ich, daß Sie die Königin gesprochen.«
    »Ich habe ungefähr drei Stunden im Cabinet Ihrer Majestät zugebracht.«
    Der Cardinal bebte, und es fehlte nicht viel, daß er ausgerufen hätte:
    »Drei Stunden!«
    Doch er bewältigte sich..
    »Sie sind in der That eine Zauberin, und Niemand vermöchte Ihnen zu widerstehen.«
    »Oh ho! Sie übertreiben, mein Prinz.«
    »Nein, wahrhaftig nicht; und Sie sagen, Sie seien drei Stunden bei der Königin geblieben?« Jeanne machte ein bejahendes Zeichen mit dem Kopf.
    »Drei Stunden,« wiederholte der Cardinal lächelnd, »wie Viele Dinge kann eine Frau von Geist in drei Stunden nicht sagen!«
    »Oh! Monseigneur, ich stehe Ihnen dafür, daß ich meine Zeit nicht verloren habe.«
    »Ich wette,« versetzte der Cardinal, »während dieser drei Stunden haben Sie nicht eine Minute an mich gedacht.«
    »Undankbarer!«
    »Wahrhaftig!« rief der Cardinal.
    »Ich habe mehr gethan, als an Sie gedacht.«
    »Was haben Sie gethan?«
    »Ich habe von Ihnen gesprochen.«
    »Von mir gesprochen und mit wem?« fragte der Prälat, dessen Herz zu pochen anfing, mit einer Stimme, deren Erschütterung er mit seiner ganzen Selbstbeherrschung nicht zu verbergen vermochte.
    »Mit wem

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