Das Halsband der Koenigin 2
anders als mit der Königin!«
Indem sie diese für den Cardinal so kostbaren Worte sprach, hatte Jeanne die Kunst, dem Prinzen nicht in's Gesicht zu schauen, als ob sie sich wenig um die Wirkung bekümmerte, die sie hervorbringen mußten.
Herr von Rohan zitterte.
»Ah!« sagte er, »lassen Sie hören, liebe Gräfin, erzählen Sie mir das. In der That, ich interessire mich so sehr für das, was Ihnen begegnet, daß sie mir nicht den geringsten Umstand verschweigen sollen.«
Jeanne lächelte; sie wußte, was den Cardinal interessirte, eben so gut, als er selbst.
Doch da diese umständliche Erzählung zum Voraus in ihrem Geiste festgestellt war, da sie dieselbe von selbst zum Besten gegeben haben würde, wenn der Cardinal sie nicht darum gebeten hätte, so fing sie langsam an, und ließ sich jede Sylbe herausziehen; sie erzählte die ganze Zusammenkunft, das ganze Gespräch; sie hob bei jedem Wort den Beweis hervor, daß sie durch einen jener günstigen Zufälle, welche das Glück der Höflinge bilden, in Versailles zu einem bei seltsamen Vorfälle geführt worden war, die an einem einzigen Tag eine Fremde zu einer beinahe unentbehrlichen Freundin machen. Jeanne war in der That an einem Tag in alles Unglück der Königin, in alle Ohnmacht des Königthums eingeweiht worden.
Herr von Rohan schien von der Erzählung nur das aufzufassen und zu behalten, was die Königin zu Gunsten von Jeanne gesagt hatte.
Jeanne legte in ihrer Erzählung nur auf das Nachdruck, was die Königin zu Gunsten von Herrn von Rohan gesagt hatte.
Die Erzählung war kaum beendigt, als derselbe Lakai eintrat und meldete, das Abendbrod sei aufgetragen.
Jeanne lud den Cardinal mit einem Blick ein. Der Cardinal nahm mit einem Zeichen an.
Er gab der Gebieterin des Hauses, die sich so schnell daran gewöhnt, die Honneurs desselben zu machen, den Arm und ging in das Speisezimmer.
Als das Abendbrod beendigt war, als der Prälat mit langen Zügen die Hoffnung und die Liebe aus den zwanzigmal wieder aufgenommenen und zwanzigmal von der Zauberin abgebrochenen Erzählungen getrunken hatte, war er genöthigt, endlich mit dieser Frau zu rechnen, welche die Herzen der betheiligten Mächte in ihren Händen hielt.
Denn er bemerkte mit einem Erstaunen, das an Schrecken grenzte, daß sie, statt sich geltend zu machen, wie jede Frau, die man aufsucht und deren man bedarf, seinen Wünschen mit einer Holdseligkeit entgegenkam, welche sehr verschieden war von dem weiblichen Stolze beim letzten Abendbrod, das man an demselben Platz und in demselben Hause eingenommen.
Jeanne machte dießmal die Honneurs als eine Frau, die nicht nur sich selbst, sondern auch Andere zu beherrschen weiß. Keine Verlegenheit in ihrem Blick, keine Zurückhaltung in ihrer Stimme. Hatte sie nicht, um diese hohen Lectionen in der Aristocratie zu nehmen, den ganzen Tag die Blüthe des französischen Adels besucht? hatte nicht eine Königin ohne ihres Gleichen sie meine liebe Gräfin genannt? Unterjocht von dieser Erhabenheit, machte der Cardinal, selbst ein erhabener Mann, nicht einmal einen Versuch zu widerstehen.
»Gräfin,« sagte er, indem er sie bei der Hand nahm, »es sind zwei Frauen in Ihnen.«
»Wie so?« fragte die Gräfin.
»Die von gestern und die von heute.«
»Und welche zieht Eure Eminenz vor?«
»Ich weiß es nicht. Nur ist die von heute Abend eine Armida, eine Circe, etwas Unwiderstehliches.«
»Und dem zu widerstehen Sie hoffentlich nicht versuchen werden, Monseigneur, so sehr Sie auch Prinz sind?«
Der Prinz glitt von seinem Stuhle herab und fiel vor Frau von La Mothe auf die Kniee.
»Sie verlangen ein Almosen?« fragte sie.
»Und ich erwarte, daß Sie es mir geben.«
»Ein Tag der Freigebigkeit,« erwiderte Jeanne; »die Gräfin von Valois hat ihren Rang eingenommen, sie ist eine Frau vom Hofe; binnen Kurzem wird sie unter den stolzesten Damen des Hofes zählen; sie kann folglich ihre Hand öffnen und reichen, wem es ihr gutdünkt.«
»Selbst einem Prinzen?« fragte Herr von Rohan.
»Selbst einem Cardinal,« erwiderte Jeanne.
Der Cardinal drückte einen langen, brennenden Kuß auf diese hübsche, widerspenstige Hand; dann, nachdem er mit den Augen den Blick und das Lächeln der Gräfin befragt, stand er auf, ging in das Vorzimmer und sagte ein paar Worte zu seinem Läufer.
Zwei Minuten nachher hörte man das Geräusch eines Wagens, der sich entfernte.
Die Gräfin schaute empor.
»Meiner Treue, Gräfin,« sprach der Cardinal, »ich habe meine Schiffe
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