Das Halsband der Koenigin 2
konnte, nicht kaufen durfte, meine Herren ... Sie werden mir antworten, die Stücke davon seien gut. Das ist wahr, doch ich werde Niemand um zwei oder drei Diamanten beneiden; ich würde um sechzig beneiden.«
Die Königin rieb sich die Hände mit einer Art von Befriedigung, woran das Verlangen, die Herren Böhmer und Bossange zu ärgern, einigen Theil hatte.
»Das ist es gerade, worin sich Eure Majestät irrt,« sprach Böhmer, »und dieser Art ist auch die Pflicht, die wir bei ihr zu erfüllen gekommen find: das Halsband ist verkauft.«
»Verkauft!« rief die Königin, sich umwendend.
»Verkauft!« sagte Frau von La Mothe, der die Bewegung ihrer Beschützerin Unruhe über ihre angebliche Verleugnung einflößte.
»An wen denn?« fragte die Königin.
»Ah! Madame, das ist ein Staatsgeheimniß.«
»Ein Staatsgeheimniß! gut, wir können darüber lachen,« rief freudig Marie Antoinette. »Was man nicht sagt, das kann man oft nicht sagen, nicht wahr, Böhmer?«
»Madame...«
»Oh! die Staatsgeheimnisse... damit sind wir Leute vertraut. Nehmen Sie sich in Acht, Herr Böhmer, wenn Sie mir das Ihrige nicht anvertrauen, so lasse ich es Ihnen durch einen Agenten des Herrn von Crosne stehlen.«
Und sie lachte treuherzig und offenbarte unverschleiert ihre Ansicht über das vorgebliche Geheimniß, das Böhmer und Bossange abhielt, den Käufer des Halsbandes zu nennen.
»Gegen Eure Majestät benimmt man sich nicht, wie gegen andere Kunden,« erwiderte Böhmer ernst; »wir sind gekommen, um Eurer Majestät zu sagen, das Halsband sei verkauft, weil es wirklich verkauft ist, und wir mußten den Namen des Käufers verschweigen, weil der Kauf in der That geheim in Folge der Reise eines incognito abgeschickten Botschafters geschehen ist.«
Bei dem Worte Botschafter wurde die Königin von einem neuen Anfall von Heiterkeit ergriffen. Sie wandte sich gegen Frau von La Mothe um und sagte zu ihr:
»Was ich an Böhmer bewundere, ist seine Fähigkeit Alles das zu glauben, was er mir so eben gesagt hat. Ah! Böhmer, nennen Sie mir nur das Land, aus dem dieser Botschafter kommt! ... Nein, das ist zu viel!« rief sie lachend ... »Den ersten Buchstaben seines Namens, nicht mehr.«
»Es ist der Herr Gesandte von Portugal,« antwortete Böhmer, die Stimme dämpfend, als wollte er sein Geheimniß wenigstens vor den Ohren von Frau La Mothe beschützen.
Bei dieser so entschiedenen, so scharf ausgesprochenen Erwiderung hielt die Königin plötzlich inne. »Ein Gesandter von Portugal!« sagte sie, »es gibt keinen hier, Böhmer.«
»Er ist ausdrücklich gekommen, Madame.«
»Zu Ihnen ... incognito?«
»Ja, Madame.«
»Wer ist es denn?«
»Herr von Suza.«
Die Königin erwiderte nichts. Sie wiegte einen Augenblick ihren Kopf; dann sagte sie wie eine Frau, die ihren Entschluß gefaßt hat:
»Nun! desto besser für Ihre Majestät die Königin von Portugal; die Diamanten sind schön. Sprechen wir nicht mehr davon.«
»Im Gegentheil, Madame; Eure Majestät wird die Gnade haben, mir zu gestatten, daß ich davon spreche ...«
»Uns zu gestatten,« sagte Böhmer,« seinen Associé anschauend.
Bossange verbeugte sich.
»Kennen Sie diese Diamanten, Gräfin?« rief die Königin mit einem Blick auf Jeanne.
»Nein, Madame.«
»Schöne Diamanten! ... Es ist Schade, daß diese Herren sie nicht mitgebracht haben.«
»Hier sind sie,« erwiderte Böhmer voll Eifer.
Und er zog aus dem Grunde seines Hutes, den unter dem Arm trug, das kleine platte Etui, das den Schmuck enthielt.
»Sehen Sie, Gräfin, Sie sind ein Weib, das wird Sie ergötzen,« sagte die Königin.
Und sie entfernte sich ein wenig von dem Guéridon von Sèvres, auf welchem Böhmer mit Kunst das Halsband so ausgebreitet hatte, daß das Tageslicht, auf die Steine fallend, das Feuer aus einer größeren Anzahl von Facetten hervorspringen ließ.
Jeanne stieß einen Schrei der Bewunderung aus. Man konnte in der That nichts Schöneres sehen; man hätte glauben sollen, es wäre eine Zunge von Feuern, bald grün und roth, bald weiß wie das Licht selbst. Böhmer ließ das Etui Schwingungen machen und die Wunder dieser flüssigen Flamme rieseln.
»Bewunderungswürdig! bewunderungswürdig!« rief Jeanne im Wahnwitz begeisterter Bewunderung.
»Fünfzehnmal hunderttausend Livres, die in meiner hohlen Hand Platz hätten,« sprach die Königin, ein philosophisches Phlegma heuchelnd, wie Herr Rousseau von Genf unter solchen Umständen es entwickelt haben würde.
Jeanne sah aber in
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