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Das Halsband der Koenigin 2

Das Halsband der Koenigin 2

Titel: Das Halsband der Koenigin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Aeltere)
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Viertelstunde brauchen, um ihre Diamanten einzulegen und zu verschließen, die Königin rührte sich nicht.
    Man sah an ihrer gezwungenen Miene, an ihrem Stillschweigen, daß der Eindruck lebhaft, der Kampf peinlich gewesen.
    Ihrer Gewohnheit gemäß, wenn sie ärgerlich war, streckte sie die Hand nach einem Buche aus und blätterte ein wenig darin, ohne zu lesen.
    Die Juweliere nahmen Abschied und fragten noch einmal:
    »Eure Majestät hat es ausgeschlagen?«
    »Ja ... und abermals ja,« seufzte die Königin, die dießmal für Jedermann seufzte.
    Sie entfernten sich.
    Jeanne sah, daß der Fuß von Marie Antoinette sich über dem Sammetpolster, auf dem noch sein Eindruck bezeichnet war, bewegte.
    »Sie leidet,« dachte die unbewegliche Gräfin.
    Plötzlich stand die Königin auf und ging einmal im Zimmer auf und ab, dann blieb sie vor Jeanne, deren Blick sie blendete, stehen und sprach:
    »Gräfin, es scheint, der König kommt nicht mehr. Unsere kleine Bittschrift ist auf eine nächste Audienz verschoben.«
    Jeanne verneigte sich ehrerbietig und wich bis zur Thüre zurück.
    »Doch ich werde an Sie denken,« fügte die Königin wohlwollend bei.
    Jeanne drückte ihre Lippen auf die Hand der Königin, als ob sie ihr Herz darauf legte, ging hinaus und ließ Marie Antoinette ganz belagert und bestürmt von Verdruß und Schwindel zurück.
    »Der Verdruß der Ohnmacht, der Schwindel des Verlangens,« sagte Jeanne zu sich selbst. »Und sie ist Königin! Oh! nein, sie ist Weib!«
    Die Gräfin verschwand.
     

XL.
Ein doppelter Ehrgeiz, der für eine doppelte Liebe gelten will.
    Jeanne war auch Weib, und zwar ohne Königin zu sein.
    Daraus ging hervor, daß jeanne, als sie kaum in ihrem Wagen saß, diesen schönen Palast von Versailles, dieses reiche und glänzende Ameublement mit ihrem vierten Stock in der Rue Saint-Gilles, diese prächtigen Lakaien mit ihrer alten Magd verglich.
    Aber sogleich wieder verschwanden die demüthige Mansarde und die alte Magd im Schatten der Vergangenheit, wie eine jener Visionen, die, da sie nicht mehr bestehen, nie bestanden haben, und Jeanne sah ihr kleines Haus im Faubourg Saint-Antoine, so anmuthig, so comfortabel, wie man in unsern Tagen sagen würde, mit Lakaien, an deren Livreen weniger Stickereien sichtbar waren, als an denen von Versailles, die sich aber darum nicht minder ehrerbietig und gehorsam benahmen.
    Dieses Haus und diese Lakaien, das war ihr Versailles; sie war hier nicht minder Königin, als Marie Antoinette, und wenn sie Wünsche aussprach, so wurden sie, vorausgesetzt, daß sie dieselben nicht auf das Nothwendige, sondern auf das Vernünftige zu beschränken wußte, eben so rasch erfüllt, als hätte sie den Scepter in der Hand gehalten.
    Darum kehrte Jeanne mit glatter Stirne und einem Lächeln auf den Lippen nach ihrem Hause zurück.
    Es war noch früh, sie nahm Papier, eine Feder und Tinte, schrieb ein paar Zeilen, legte sie in einen seinen parfümirten Umschlag, schrieb eine Adresse und läutete.
    Kaum hatte der letzte Schall der Glocke vibrirt, als die Thüre sich öffnete und ein Bedienter auf der Schwelle stehend wartete.
    »Ich hatte Recht,« murmelte Jeanne, »die Königin ist nicht besser bedient.«
    Dann streckte sie die Hand aus und sprach:
    »Diesen Brief an Monseigneur Cardinal von Rohan.«
    Der Lakai schritt herbei, nahm das Billet und entfernte sich wieder, ohne ein Wort zu sagen, mit dem stummen Gehorsam der Diener von gutem Hause.
    Die Gräfin versank in eine tiefe Träumerei, eine Träumerei, die nicht neu war, sondern eine Fortsetzung der auf der Straße begonnenen bildete.
    Es waren nicht fünf Minuten vergangen, als man an die Thüre klopfte.
    »Herein!« sagte Frau von La Mothe.
    Derselbe Lakai erschien.
    »Nun?« fragte Frau von La Mothe mit einer leichten Bewegung der Ungeduld, als sie sah, daß ihr Befehl noch nicht vollzogen war.
    »In dem Augenblick, wo ich wegging, um den Befehl der Frau Gräfin zu vollziehen, klopfte Monseigneur an die Thüre,« meldete der Lakai. »Ich sagte ihm, ich gehe nach seinem Hotel. Er nahm den Brief der Frau Gräfin, las ihn, sprang aus seinem Wagen, trat ein und rief mir zu:
    »Es ist gut, melde mich.«
    »Weiter?«
    »Monseigneur ist da und wartet, daß ihm die gnädige Frau einzutreten erlaube.«
    Ein leichtes Lächeln umschwebte die Lippen der Gräfin. Nach zwei Secunden sprach sie mit einem klaren Ausdruck der Befriedigung:
    »Lassen Sie ihn eintreten.«
    War der Zweck dieser zwei Secunden, einen Kirchenfürsten

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