Das Halsband der Koenigin 2
nach ihrem Werthe ab; für sie ist eine Blume am Schnürleibe so viel werth, als ein Diamant im Ohr.«
»Ich leugne, das nicht. Nur behaupte ich zu dieser Stunde, daß sie Lust hat, sich mehrere Diamanten an den Hals zu hängen.«
»Oh! Gräfin! beweisen Sie das.«
»Nichts kann leichter sein; ich habe heute das Halsband gesehen.« – »Sie?« – »Ich habe es nicht nur gesehen, sondern auch berührt.« – »Wo dieß?« – »In Versailles.« – »In Versailles?« – »Ja, wohin die Juweliere es brachten, um die Königin zum letzten Mal in Versuchung zu führen.« – »Ist es schön?« – »Es ist wunderbar.« – »Dann begreifen Sie als ein wahres Weib, daß man an dieses Halsband denkt?« – »Ich begreife, daß man den Appetit und den Schlaf darüber verliert.« – »Ah! warum habe ich nicht dem König ein Schiff zu geben?« – »Ein Schiff?« – »Ja, er gäbe mir das Halsband, und sobald ich es hatte, könnten Sie ruhig essen und schlafen.« – »Sie scherzen.« – »Nein, ich schwöre Ihnen.« – »Nun, so will ich Ihnen etwas sagen, worüber Sie sich ungemein wundern werden.« – »Sprechen Sie.« – »Ich möchte dieses Halsband nicht.« – »Desto besser, Gräfin, denn ich könnte es Ihnen nicht geben.« – »Ach! weder Sie, noch irgend Jemand, das ist es, was die Königin fühlt, und warum sie darnach verlangt.« – »Ich wiederhole Ihnen, daß der König es ihr angeboten hat.«
Jeanne machte eine rasche, beinahe ungestüme Bewegung und erwiderte:
»Und ich, ich sage Ihnen, daß die Frauen solche Geschenke ganz besonders lieben, wenn sie nicht von Leuten gemacht werden, die ihre Annahme erzwingen können.«
Der Cardinal schaute Jeanne noch aufmerksamer an und sagte dann:
»Ich verstehe nicht ganz.«
»Desto besser; brechen wir hievon ab. Was geht Sie das Halsband an, da wir es nicht haben können?«
»Oh! wäre ich der König und Sie wären die Königin, so würde ich Sie wohl nöthigen, es anzunehmen.«
»Wohl! ohne der König zu sein, nöthigen Sie die Königin, es anzunehmen, und Sie werden sehen, ob sie über diese Gewaltthat so ärgerlich ist, als Sie glauben.«
Der Cardinal schaute Jeanne noch einmal an.
»Wahrhaftig,« sagte er, »sind Sie sicher, daß Sie sich nicht täuschen? Die Königin hat dieses Verlangen?«
»Sie wird davon verzehrt. Hören Sie, lieber Prinz, haben Sie mir nicht einmal gesagt, oder habe ich nicht sagen hören, es wäre Ihnen nicht unangenehm, Minister zu sein?«
»Es ist wohl möglich, daß ich dieß gesagt habe, Gräfin.«
»Wohl! so wetten wir, mein lieber Prinz.«
»Was?«
»Daß die Königin den Mann, der es so einzurichten wüßte, daß das Halsband in acht Tagen auf ihrem Putztische läge, zum Minister machen würde.«
»Oh! Gräfin.«
»Ich sage, was ich sage ... Wollen Sie lieber, daß ich ganz leise denke?«
»Oh! nie.«
»Was ich übrigens sage, betrifft Sie nicht. Es ist sehr klar, daß Sie nicht anderthalb Millionen von einer königlichen Laune verschlingen lassen; das hieße, bei meiner Treue! zu theuer ein Portefeuille bezahlen, das Sie umsonst haben werden und das man Ihnen schuldig ist. Nehmen Sie also das, was ich gesagt habe, für Geschwätz. Ich bin wie die Papageie, man hat mich an der Sonne geblendet, und nun wiederhole ich beständig, es sei heiß. Ah! Monseigneur, welch eine harte Prüfung ist doch ein Tag der Gunst für ein Provinzdämchen! man muß Adler sein, wie Sie, um diesen Strahlen in's Gesicht zu schauen.«
Der Cardinal wurde träumerisch.
»Ah! ah!« sagte Jeanne, »nun beurtheilen Sie mich schlecht, nun finden Sie mich so gemein und elend, daß Sie nicht einmal mit mir sprechen mögen.«
»Ah! ich bitte.«
»Die Königin, wie ich sie beurtheilt habe, bin ich selbst.«
»Gräfin!«
»Was wollen Sie? ich glaubte, sie verlange nach den Diamanten, weil sie seufzte, als sie dieselben sah; ich glaubte es, weil ich an ihrer Stelle darnach verlangt hätte; entschuldigen Sie meine Schwäche.«
»Sie sind eine anbetungswürdige Frau, Gräfin, Sie haben durch eine unglaubliche Verbindung die Schwäche des Herzens und die Stärke des Geistes: Sie sind in gewissen Augenblicken so wenig Weib, daß ich darüber erschrecke. Sie sind es in andern auf eine so liebenswürdige Weise, daß ich den Himmel darüber preise und Sie anbete.«
Der artige Cardinal punctirte diese Galanterie durch einen Kuß.
»Wir wollen nicht mehr von allen diesen Dingen sprechen,« sagte er.
»Gut!« murmelt« Jeanne leise, »doch ich
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