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Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Titel: Das Halsband der Königin - 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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unbeweglich bleiben, wie der Duellant unter dem Streiche des Gegners; bleiben mit der Möglichkeit zu fallen, aber auch seinen Gegner zu tödten: das war der Entschluß der Gräfin.
    Darum zeigte sie sich schon am Tag nach ihrer Zusammenkunft mit Oliva gegen zwei Uhr an ihrem Fenster, um der falschen Königin zu bezeichnen, daß sie am Abend das Weite zu suchen habe.
    Die Freude und zugleich den Schrecken Oliva's zu schildern, wäre nicht möglich, die Nothwendigkeit zu fliehen bedeutete Gefahr; die Möglichkeit zu fliehen bedeutete Rettung.
    Sie sandte Jeanne einen beredten Kuß zu und traf dann ihre Vorbereitungen, wobei sie in ihr Päckchen Einiges von den kostbaren Effecten ihres Beschützers legte.
    Jeanne verschwand, nachdem sie das Signal gegeben hatte, aus ihrer Wohnung, um sich mit Aufsuchung des Wagens zu beschäftigen, den man mit dem theuren Geschicke von Mlle. Nicole betrauen konnte.
    Und dieß war dann Alles – Alles, was der neugierigste Beobachter unter den gewöhnlich bezeichnenden Merkmalen des Einverständnisses der zwei Freundinnen hätte entwirren können.
    Geschlossene Vorhänge, geschlossene Fenster, spät umherirrendes Licht. Hernach irgend ein Streifen und Rauschen, einige geheimnißvolle Geräusche, einige Umwerfungen, worauf Schatten und Stillschweigen folgten.
    Es schlug elf Uhr auf St.-Paul, und der Wind des Flusses trug die düster abgemessenen Schläge bis nach der Rue Saint- Claude, als Jeanne in die Rue Saint-Louis mit einem Postwagen kam, der mit vier kräftigen Pferden bespannt war.
    Ein auf dem Bocke sitzender, in einen Mantel gehüllter Mann bezeichnete dem Postillon die Adresse.
    Jeanne zog diesen Mann am Saume seines Mantels und ließ ihn an der Ecke der Rue du Roi doré halten.
    Der Mann sprach mit seiner Gebieterin.
    »Der Wagen bleibe hier, mein lieber Herr Reteaux,« sagte Jeanne, »eine halbe Stunde wird genügen. Ich werde Jemand hierher führen, der einsteigen wird, und Sie lassen, indem Sle doppelte Trinkgelder bezahlen, nach meinem kleinen Hause in Amiens fahren.«
    »Ja, Frau Gräfin.«
    »Dort übergeben Sie diese Person meinem Meier Fontaine, welcher weiß, was er zu thun hat.«
    »Ja, Madame.«
    »Ich vergaß ... Sie sind bewaffnet, mein lieber Herr Reteaux?«
    »Ja, Madame.«
    »Diese Dame ist von einem Narren bedroht ... Man wird sie vielleicht unter Weges festnehmen wollen ...«
    »Was soll ich dann thun?«
    »Sie werden auf Jeden, der Sie in ihrer Fahrt aufhalten will, Feuer geben.«
    »Gut, Madame.«
    »Sie haben zwanzig Louisd'or Belohnung für das Bewußte von mir verlangt, ich gebe hundert dafür und bezahle die Reise, die Sie nach England machen werden, wo Sie mich vor Ablauf von drei Monaten zu erwarten haben.«
    »Gut Madame.«
    »Hier sind die hundert Louisd'or. Ich sehe Sie ohne Zweifel nicht mehr, denn Sie werden wohl daran thun, Saint- Valery zu erreichen und sich sogleich nach England einzuschiffen.«
    »Zählen Sie auf mich.«
    »Es ist Ihretwegen.«
    »Es ist unsertwegen,« sagte Herr Reteaux, der Gräfin die Hand küssend. »Ich warte also.«
    »Und ich werde Ihnen die Dame zuschicken.«
    Reteaux stieg in die Chaise statt Jeanne's, und diese eilte leichten Fußes in die Rue Saint-Claude und stieg die Treppe ihres Hauses hinauf.
    Alles schlief in diesem unschuldigen Quartier. Jeanne zündete selbst die Kerze an, deren Emporhaltung über den Balcon für Oliva das Signal zum Hinabgehen sein sollte.
    »Das Mädchen ist vorsichtig,« sagte die Gräfin zu sich selbst, als sie das Fenster dunkel sah.
    Jeanne hob und senkte dreimal ihre Kerze.
    »Nichts. Aber es kam ihr vor, als hörte sie etwas wie einen Seufzer oder ein ja, unmerklich unter dem Blätterwerk des Fensters hervor in die Luft geschleudert.
    »Sie wird ohne Zweifel hinabgehen, ohne zuvor etwas anzuzünden,« sagte Jeanne zu sich; »das ist kein Uebel.«
    Und sie ging selbst auf die Straße hinab.
    Die Thüre wurde nicht geöffnet. Olivia hatte sich ohne Zweifel mit einigen lästigen Päcken beschwert.
    »Das einfältige Ding!« sagte die Gräfin murrend; »wie viel Zeit geht wegen einiger Fetzen verloren!«
    Nichts kam. Jeanne ging bis zur Thüre gegenüber.
    Nichts. Sie hielt ihr Ohr an die breitköpfigen eisernen Nägel und horchte.
    So verging eine Viertelstunde; es schlug halb zwölf Uhr.
    Jeanne schritt bis zum Boulevard, um von ferne zu sehen, ob sich die Fenster erleuchteten.
    Es kam ihr vor, als sähe sie eine sanfte Zelle in dem leeren Raum der Blätter unter den doppelten

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