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Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Titel: Das Halsband der Königin - 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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und dieser Jemand sei Ihr Geliebter.«
    »Sie!« rief die Königin mit einer Bewegung erhabenen Vertrauens. »Sie! mein Herr? he! lassen Sie diejenigen reden, welche das sagen. Die im Titel eines Geliebten liegenden Injurie kann ihnen nicht so angenehm sein, als der Freundestitel eine süße, fortan zwischen uns Beiden geheiligte Wahrheit ist.« Charny hielt, ganz verwirrt durch die männliche und fruchtbare Beredtsamteit, welche aus der wahren Liebe entströmt, wie der wesentliche Wohlgeruch aus dem Herzen jeder edelmüthigen Frau, inne.
    Doch der Zwischenraum, den er zwischen die Worte der Königin und eine Erwiderung von ihm setzte, verdoppelte die Bangigkeit Marie Antoinettes, und sie rief:
    »Wovon wollen Sie sprechen, Herr von Charny? Die Verleumdung hat eine Sprache, die ich nie verstehe; haben Sie dieselbe verstanden?«
    »Madame, wollen Sie mir eine ununterbrochene Aufmerksamkeit schenken, denn die Sache ist sehr ernster Natur. Gestern ging ich mit meinem Oheim, Herrn von Suffren, zu den Hofjuwelieren Böhmer und Bossange; mein Oheim hatte nämlich Diamanten von Indien mitgebracht und wollte sie schätzen lassen. Man sprach von Allem und von Allen. Die Juweliere erzählten dem Herrn Bailli eine abscheuliche Geschichte mit den Commentaren der Feinde Eurer Majestät. Madame, ich bin in Verzweiflung; haben Sie das Halsband gekauft, so sagen Sie es mir; haben Sie es nicht bezahlt, so sagen Sie es mir auch. Aber lassen Sie mich nicht glauben, Herr von Rohan habe es bezahlt.«
    »Herr von Rohan!« rief die Königin.
    »Ja, Herr von Rohan, der Mann, welcher für den Liebhaber der Königin gilt; der Mann, von welchem die Königin Geld entlehnt; der Mann, den ein Unglücklicher, welchen man Herrn von Charny nennt, im Parke von Versailles der Königin zulächeln, vor der Königin niederknieen, der Königin die Hand küssen sah; der Mann ...«
    »Mein Herr,« rief Marie Antoinette, »glauben Sie, wenn ich nicht mehr da bin, so geschieht dieß, weil Sie mich nicht lieben, wenn ich da bin.«
    »Oh!« erwiderte der junge Mann, »es waltet eine dringliche Gefahr ob; ich komme weder um Offenherzigkeit, noch um Muth von Ihnen zu fordern; ich komme, um einen Dienst von Ihnen zu erflehen.«
    »Sagen Sie mir vor Allem, welche Gefahr dieß ist.«
    »Welche Gefahr! Madame, ein Wahnsinniger ist der, welcher sie nicht erräth. Indem der Cardinal sich für die Königin verbürgt, indem er für die Königin bezahlt, richtet er sie zu Grunde. Ich spreche hier nicht von dem tödtlichen Mißvergnügen, das Herrn von Charny ein Vertrauen, wie das, welches Herr von Rohan Ihnen einflößt, verursachen kann. Nein. An solchen Schmerzen stirbt man, aber man beklagt sich nicht darüber.«
    »Sie sind verrückt!« entgegnete Marie Antoinette zornig.
    »Ich bin nicht verrückt, Madame, aber Sie sind unglücklich,, Sie sind verloren. Ich habe Sie im Park gesehen ... Ich sagte es Ihnen wohl. Ich hatte mich nicht getäuscht. Heute ist die gräßliche, die tödtliche Wahrheit an's Tageslicht gekommen ... Herr von Rohan rühmt sich vielleicht ...«
    Die Königin ergriff Charny beim Arm und wiederholte mit unaussprechlicher Bangigkeit:
    »Wahnsinniger! Wahnsinniger! glauben Sie an den Haß, glauben Sie an Schatten, glauben Sie an das Unmögliche; aber in des Himmels Namen! nach dem was ich Ihnen gesagt habe, glauben Sie nicht, ich sei schuldig!... Schuldig! Dieses Wort würde mich in einen Haufen glühender Kohlen springen machen. Schuldig ... mit ... Ich, die ich nie an Sie gedacht habe, ohne Gott zu bitten, er möge mir diesen einzigen Gedanken verzeihen, den ich ein Verbrechen nannte. Oh! Herr von Charny, wenn Sie nicht wollen, daß ich heute verloren, morgen todt bin, sagen Sie mir, Sie beargwöhnen mich nicht, oder fliehen Sie so weit, daß Sie nicht einmal das Geräusch meines Sturzes im Augenblick meines Todes hören.«
    Olivier rang voll Angst die Hände und rief:
    »Hören Sie mich an, wenn ich Ihnen einen wirksamen Dienst leisten soll.«
    »Ein Dienst von Ihnen!« rief die Königin, »von Ihnen, der Sie grausamer sind, als meine Feinde; ... denn meine Feinde schuldigen mich nur an, während Sie Verdacht gegen mich hegen! Ein Dienst von Seiten des Mannes, der mich verachtet, nie ... mein Herr! nie! ...«
    Olivier näherte sich der Königin, nahm ihre Hand in die seinige und sprach:
    »Sie werden wohl sehen, daß ich kein Mann bin, der seufzt und weint; die Augenblicke sind kostbar; diesen Abend wäre es zu spät, um zu thun, was uns zu thun

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