Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)
»ein wahres Mariae- Himmelfahrts-Wetter; sehen Sie, es ist keine Wolke mehr zu sehen.«
»Sire, bedaure unendlich, daß ich Ihrer Ruhe eine Wolke bringen muß,« erwiderte der Minister.
»Oh!« rief der König, dessen heitere Miene sich verdüsterte, »der Tag fängt schlimm an; was gibt es?«
»Sire, ich bin sehr in Verlegenheit, wie ich Ihnen das erzählen soll, um so mehr, als es nicht zum Geschäftskreise meines Ministeriums gehört. Es ist eine Art von Diebstahl, und das wäre Sache des Policei-Lieutenants.«
»Ein Diebstahl! ... Sie sind Siegelbewahrer, und die Diebe begegnen am Ende immer der Justiz.«
»Wohl, Sire, vernehmen Sie, wie sich die Sache verhält: Eure Majestät hat wohl von einem Diamantenhalsband sprechen hören?«
»Das von Herrn Böhmer?«
»Ja, Sire.«
»Das, welches die Königin ausgeschlagen hat?«
»Ganz richtig.«
»Eine Zurückweisung, die mir ein schönes Schiff eingetragen hat, den Suffren ,« sagte der König, sich die Hände reibend.
»Nun, Sire,« sprach der Baron von Breteuil, unempfindlich für alles Schlimme, was er zu thun im Begriffe war, »dieses Halsband ist gestohlen worden.«
»Ah! das ist ein Unglück!« rief der König. »Es war theuer, doch die Diamanten sind kennbar. Wenn man sie zerschnitte, würde man die Frucht des Diebstahls verlieren. Man wird sie ganz lassen, und die Policei wird sie wieder auffinden ...«
»Sire,« unterbrach der Baron von Breteuil, »das ist kein gewöhnlicher Diebstahl. Es vermischen sich damit Gerüchte.«
»Gerüchte? wie soll ich das verstehen?«
»Sire, man behauptet, die Königin habe das Halsband behalten.«
»Wie, behalten? In meiner Gegenwart hat sie es ausgeschlagen, ohne es nur anschauen zu wollen. Albernheiten, Tollheiten, Baron; die Königin hat das Halsband nicht behalten.«
»Sire, ich habe mich nicht des geeigneten Wortes bedient: die Verleumdungen sind stets so blind in Beziehung auf Fürsten, daß der Ausdruck für königliche Ohren zu verletzend ist. Das Wort behalten ...«
»Ah! Herr von Breteuil,« sprach der König mit einem Lächeln, »man wird doch wohl nicht behaupten, die Königin habe das Halsband gestohlen?«
»Nein,« erwiderte lebhaft Herr von Breteuil, »man sagt, die Königin habe den von ihr abgebrochenen Handel wieder aufgenommen; man sagt, und ich brauche Eurer Majestät nicht zu wiederholen, wie sehr meine Ehrfurcht und meine Ergebenheit diese schändlichen Muthmaßungen verachten, man sagt, die Juweliere besitzen von Ihrer Majestät der Königin einen Schein, in welchem bezeugt sei, daß sie das Halsband behalte.«
Der König erbleichte.
»Man sagt das?« wiederholte er. »Was sagt man nicht? Doch im Ganzen setzt mich das in Erstaunen. Hatte die Königin das Halsband unter der Hand gekauft, so würde ich es nicht tadeln. Die Königin ist ein Weib, das Halsband war ein seltenes, wunderbares Stück. Die Königin kann, Gott sei Dank, anderthalb Millionen für ihre Toilette ausgeben, wenn sie es wollte. Ich werde es billigen, und sie wird nur darin Unrecht gehabt haben, daß sie mir ihren Wunsch verschwiegen. Doch es geziemt sich nicht für den König, sich in diese Sache zu mischen; sie geht den Mann an. Der Mann wird seine Frau tadeln, wenn er will oder wenn er kann; ich erkenne Niemand das Recht zu, dazwischen zu treten, nicht einmal mit einer üblen Nachrede.«
Der Baron verbeugte sich vor diesen so edlen und so kräftigen Worten des Königs. Aber Ludwig XVI. Festigkeit war eitel Schein. Einen Augenblick, nachdem er sie gezeigt, wurde er schwankend, unruhig.
»Und dann,« fuhr er fort, »was sprechen Sie von einem Diebstahl? ... Wenn ein Diebstahl stattgefunden hätte, so wäre daß Halsband, Wie mir scheint, nicht in den Händen der Königin. Wir wollen logisch sein!«
»Eure Majestät hat mich durch Ihren Zorn eiskalt gemacht, und ich konnte nicht vollenden ...«
»Oh! mein Zorn! ... ich zornig! ... Was das betrifft, Baron ... Baron!«
Und der gute König lachte geräuschvoll.
»Fahren Sie fort und sagen Sie mir Alles; sagen Sie mir sogar, die Königin habe das Halsband an Juden verkauft. Arme Frau, sie braucht oft Geld, und ich gebe ihr nicht immer.«
»Das wollte ich gerade Eurer Majestät zu sagen die Ehre haben. Die Königin hatte vor zwei Monaten durch Herrn von Calonne fünfmal hunderttausend Livres fordern lassen, und Eure Majestät hat sich geweigert, zu unterzeichnen.«
»Das ist wahr.«
»Wohl, Sire, dieses Geld sollte, wie man sagt , dazu dienen, das erste Quartal
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