Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)
Rohan, der sich in die Capelle begibt?«
»Sire, Herr von Rohan kann sich noch nicht in die Capelle begeben. Es ist noch nicht elf Uhr; und dann hätte Herr von Rohan, der heute das Amt hält, sein priesterliches Gewand an. Er ist es nicht, der dort geht. Eure Majestät hat noch über eine halbe Stunde zu verfügen.«
»Was soll ich dann thun? mit ihm sprechen? ihn kommen lassen?«
»Nein, Sire; erlauben Sie mir, Eurer Majestät einen Rath zu geben; machen Sie die Sache nicht ruchbar, ehe Sie mit Ihrer Majestät der Königin gesprochen haben.«
»Ja, sie wird mir die Wahrheit sagen.«
»Zweifeln wir nicht einen Augenblick daran, Sire.«
»Hören Sie, Baron, kommen Sie hierher und sagen Sie mir unverholen, ohne Milderung, jede Thatsache, jede Deutung.«
»Ich habe Alles in diesem Portefeuille auseinandergesetzt, mit den Beweisen zur Bekräftigung.«
»An's Geschäft also; warten Sie, daß ich die Thüre meines Cabinets schließen lasse; ich hatte diesen Morgen zwei Audienzen, ich werde sie verschieben.«
Der König gab seine Befehle, setzte sich dann wieder und warf einen letzten Blick durch das Fenster.
»Dießmal,« sagte er, »ist es gewiß der Cardinal, schauen Sie.«
Herr von Breteuil stand auf, trat an's Fenster und erblickte Herrn von Rohan, der im großen Gewande eines Cardinals und Erzbischofs sich nach dem Gemach wandte, das für ihn bestimmt war, so oft er ein feierliches Amt in Versailles hielt.
»Endlich ist er da !« rief der König sich erhebend.
»Desto besser,« sagte Herr von Breteuil, »die Erklärung wird keinen langen Aufschub erleiden.«
Und er begann den König mit allem Eifer eines Mannes zu unterweisen, der einen Andern zu Grunde richten will.
Eine höllische Kunst hatte in seinem Portefeuille Alles zusammengestellt, was den Cardinal erdrücken konnte. Der König sah wohl die Beweise für die Schuld des Herrn von Rohan sich häufen, aber er verzweifelte, daß er nicht so schnell die Beweise für die Unschuld der Königin kommen sah.
Er ertrug ungeduldig seit einer Viertelstunde diese Marter, als plötzlich Rufe in der anstoßenden Gallerie ertönten.
Der König horchte, Herr von Breteuil unterbrach sich im Lesen.
Ein Officier kratzte an der Thüre des Cabinets.
»Was gibt es?« fragte der König, bei dem seit der Mittheilung des Herrn von Breteuil alle Nerven in Bewegung gesetzt waren.
Der Officier trat ein.
»Sire, Ihre Majestät die Königin bittet Eure Majestät, zu ihr kommen zu wollen.«
»Es gibt etwas Neues,« sprach der König erbleichend.
»Vielleicht,« sagte Breteuil.
»Ich gehe zur Königin!« rief der König. »Erwarten Sie mich hier, Herr von Breteuil.«
»Wir stehen der Entwicklung nahe,« murmelte Herr von Breteuil.
LXXV.
Edelmann, Cardinal und Königin.
In der Stunde, wo Herr von Breteuil beim König erschienen war, hatte Herr von Charny, bleich, bewegt, sich eine Audienz bei der Königin erbitten lassen.
Diese kleidete sich an; sie sah durch das Fenster ihres Boudoir, das auf die Terrasse ging, Charny, der demüthig eingeführt zu werden verlangte.
Marie Antoinette ertheilte Befehl, ihn eintreten zu lassen, als er kaum sein Gesuch ausgesprochen hatte.
Denn sie gab dem Bedürfnisse ihres Herzens nach; denn sie sagte sich mit einem edlen Stolz, eine reine und unkörperliche Liebe, wie die seinige, habe das Eintrittsrecht zu jeder Stunde selbst in den Palast der Königinnen.
Charny trat ein, berührte zitternd die Hand, die ihm die Königin reichte, und sprach mit erstickter Stimme:
»Ah! Madame, welch ein Unglück!«
»Was haben Sie denn?« rief die Königin erbleichend, als sie ihren Freund so bleich sah.
»Madame, wissen Sie, was ich so eben erfahren habe? wissen Sie, was man sagt? wissen Sie, was der König vielleicht weiß, oder was er morgen erfahren wird?«
Sie schauderte beim Gedanken an die Nacht keuscher Wonne, wo vielleicht ein eifersüchtiges, feindseliges Auge sie mit Charny im Park von Versailles gesehen hatte.
»Sagen Sie Alles, ich bin stark,« erwiderte sie, eine Hand auf ihr Herz drückend.
»Madame, man sagt, Sie haben ein Halsband von Böhmer und Bossange gekauft.«
»Ich habe es zurückgegeben,« entgegnete rasch Marie Antoinette.
»Hören Sie, man sagt, Sie haben es nur scheinbar zurückgegeben. Sie haben es bezahlen zu können geglaubt, der König habe Sie dadurch daran verhindert, daß er es verweigert, eine Anweisung des Herrn von Calonne zu unterzeichnen; dann haben Sie sich an Jemand gewendet, um Geld zu finden,
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