Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)
der von der Königin beim Ankauf des Halsbandes unterzeichneten Termine zu bezahlen. Da die Königin kein Geld hatte, so weigerte sie sich, zu bezahlen.«
»Nun?« fragte der König, allmälig interessirt, wie es geschieht, wenn auf den Zweifel ein Anfang von Wahrscheinlichkeit folgt.
»Sire, hier fängt die Geschichte an, die mir mein Eifer Eurer Majestät zu erzählen befiehlt.«
»Wie! Sie sagen, die Geschichte fange hier an: mein Gott! was ist es denn?« rief der König, seine Verlegenheit vor den Augen des Barons verrathend, der von da an im Vortheil blieb.
»Sire, man sagt, die Königin habe sich an Jemand gewendet, um Geld zu bekommen.«
»An wen? an einen Juden, nicht wahr?«
»Nein, Sire, nicht an einen Juden.«
»Ei, mein Gott! Sie sagen mir das mit einer seltsamen Miene, Breteuil. Oh! gut, ich errathe; eine auswärtige Intrigue: die Königin hat das Geld von ihrem Bruder, von ihrer Familie verlangt? Oesterreich steckt dahinter?«
Man weiß, wie empfindlich der König in Betreff des Wiener Hofes war.
»Das wäre besser,« erwiderte Herr von Breteuil.
»Wie! das wäre besser? Aber von wem hat denn die Königin Geld verlangen können?«
»Sire, ich wage es nicht ...«
»Sie setzen mich in Erstaunen, mein Herr,« sprach der König, indem er das Haupt erhob und wieder seinen königlichen Ton annahm: »Sprechen Sie auf der Stelle, wenn's beliebt, und nennen Sie mir den Geldleiher.«
»Herr von Rohan, Sire.«
»Wie! Sie erröthen nicht, mir Herrn von Rohan, den ruinirtesten Mann dieses Königreichs, zu nennen!«
»Sire ...« sagte Herr von Breteuil, die Augen niederschlagend.
»Das ist eine Miene, die mir mißfällt,« fügte der König bei, »und Sie werden sich sogleich erklären, mein Herr Siegelbewahrer.«
»Nein, Sire; um keinen Preis der Welt; denn nichts würde mich zwingen, ein die Ehre meines Königs und meiner Souveränin bloßstellendes Wort von meinen Lippen fallen zu lassen.«
Der König faltete die Stirne.
»Wir steigen sehr tief hinab, Herr von Breteuil; diese Policeimeldung ist ganz geschwängert von den Dünsten des Pfuhls, von dem sie ausgeht.«
»Sire, jede Verleumdung dünstet tödtliche Miasmen aus, und darum müssen die Könige die Luft rein machen, und zwar durch große Mittel, wenn nicht ihre Ehre durch diese Gifte, selbst auf dem Throne, umgebracht werden soll.«
»Herr von Rohan,« murmelte der König; »welche Wahrscheinlichkeit! ... Der Cardinal läßt also sagen? ...«
»Sire, Eure Majestät wird sich überzeugen, daß Herr von Rohan Unterredungen mit den Juwelieren Böhmer und Bossange gehabt hat, daß die Sache des Ankaufs von ihm geordnet worden ist, daß er die Zahlungsbedingungen angenommen und festgestellt hat.«
»Wahrhaftig!« rief der König, ganz bebend vor Zorn und Eifersucht.
»Es ist dieß eine Thatsache, welche daß kleinste Verhör erweisen wird. Ich mache mich hiezu gegen Eure Majestät anheischig.«
»Sie sagen, Sie machen sich hiezu anheischig?«
»Ohne Rückhalt, unter meiner Verantwortlichkeit, Sire.«
Der König ging rasch in seinem Cabinet ans und ab.
»Das sind furchtbare Dinge,« sagte er; »ja, doch in dem Allem sehe ich den Diebstahl noch nicht.«
»Sire, die Juweliere haben, wie sie behaupten, einen von der Königin unterzeichneten Schein erhalten, und das Halsband muß in den Händen der Königin sein.«
»Ah!« rief der König in einem Ausbruch der Hoffnung; »sie leugnet! Sie sehen wohl, daß sie leugnet, Breteuil.«
»Ei! Sire, habe ich je Eure Majestät glauben lassen, ich wisse nicht, daß die Königin unschuldig ist? Sollte ich so beklagenswerth sein, daß Eure Majestät nicht sähe, welche Ehrfurcht und Liebe für die reinste der Frauen in meinem Herzen wohnt?«
»Sie klagen also nur Herrn von Rohan an?«
»Sire, der Anschein räth ...«
»Eine schwere Anschuldigung, Baron.«
»Welche vielleicht vor einer Untersuchung fallen wird; doch die Untersuchung ist unerläßlich. Bedenken Sie doch, Sire, daß die Königin das Halsband nicht zu haben behauptet; daß die Juweliere es an die Königin verkauft zu haben behaupten; daß sich das Halsband nicht wiederfindet, und daß das Wort Diebstahl vom Volk zwischen dem Namen Rohan und dem geheiligten Namen der Königin ausgesprochen worden ist.«
»Es ist wahr, es ist wahr,« sagte der König ganz verwirrt; »Sie haben Recht, Breteuil, diese ganze Sache muß aufgeklärt werden.«
»Durchaus, Sire.«
»Mein Gott! was geht dort in der Gallerie vor? ist das nicht Herr von
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