Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)
Königin mit einem Cavalier in die Apollo-Bäder eintreten gesehen.«
Bleich und seinen Groll erstickend riß der König dem Grafen das Papier aus den Händen und las es.
Herr von Provence fuhr nichtsdestoweniger während dieses Lesens fort:
»Es ist wahr, Frau von La Mothe war außen, etwa zwanzig Schritte von den Bädern entfernt, und die Königin blieb nur ungefähr eine halbe Stunde im Saale.«
»Aber der Name des Cavaliers!« rief der König.
»Sire, er ist in dem Berichte nicht genannt, und Eure Majestät muß sich zu diesem Behuf die Mühe nehmen, ein letztes Certificat, das ich hier habe, zu durchgehen; es ist von einem Forstwart, der hinter der Ringmauer bei den Apollo-Bädern auf dem Anstand war.«
»Datirt vom andern Tag,« sagte der König.
»Ja, Sire, und er hat die Königin aus dem Park durch die kleine Thüre hervorkommen und hinausschauen sehen; sie war am Arme des Herrn von Charny.«
»Am Arme des Herrn von Charny!« rief der König, halb wahnsinnig vor Zorn und Scham, »gut ... gut. Warten Sie hier auf mich, Graf, wir werden endlich die Wahrheit erfahren.«
Und der König stürzte aus seinem Cabinet.
LXXIX.
Eine letzte Anschuldigung.
In dem Augenblick, wo der König das Zimmer der Königin verlassen hatte, lief diese nach dem Boudoir, wo Herr von Charny Alles zu hören im Stande gewesen.
Sie öffnete die Thüre, kehrte sogleich wieder zurück und schloß die ihres Gemachs. Dann fiel sie, als wäre sie zu schwach, solchen Stößen zu widerstehen, in einen Lehnstuhl und erwartete stillschweigend, was Herr von Charny, ihr furchtbarster Richter, über sie beschließen würde.
Doch sie wartete nicht lange, der Graf kam trauriger und bleicher, als er je gewesen, aus dem Nebenzimmer heraus.
»Nun?« sagte sie.
»Madame,« erwiderte er, »Sie sehen, daß Alles unserer Freundschaft entgegentritt. Wenn es nicht meine Ueberzeugung ist, was Sie verletzt, so wird es fortan das öffentliche Gerücht sein; bei dem Aergerniß, das heute geschehen, ist keine Ruhe mehr für mich, kein Waffenstillstand mehr für Sie. Erbitterter nach dieser ersten Wunde, die sie Ihnen beigebracht haben, werden die Feinde auf Sie niederstürzen, um Ihr Blut zu trinken, wie die Mücken bei einer verwundeten Gazelle.«
»Sie suchen sehr lange ein natürliches Wort und können keines finden,« sagte schwermüthig die Königin.
»Ich glaubte Eurer Majestät nie Anlaß gegeben zu haben, einen Verdacht gegen meine Offenherzigkeit zu hegen; ist sie zuweilen losgebrochen, so geschah es mit zu viel Härte, und ich bitte deßhalb um Verzeihung.«
»Was ich also gemacht habe,« versetzte die Königin sehr bewegt, »dieser Lärm, dieser gefährliche Angriff gegen einen der vornehmsten Herren des Reiches, die Thatsache, daß ich meine Feindschaft mit der Kirche erklärt, meinen Ruf den Leidenschaften des Parlaments ausgesetzt habe, dieß Alles genügt Ihnen nicht. Ich spreche nicht von dem für immer erschütterten Vertrauen des Königs, Sie dürfen sich nicht darum bekümmern, nicht wahr? Der König! was ist das ... ein Gatte!«
Und sie lächelte mit einer solchen Bitterkeit, daß die Thränen ihren Augen entstürzten.
»Oh!« rief Charny, »Sie sind die edelste, die hochherzigste der Frauen. Wenn ich Ihnen nicht auf der Stelle antworte, wie mich mein Herz dazu zwingt, so ist dieß der Fall, weil ich mich Allem untergeordnet fühle, und ich dieses erhabene Herz nicht dadurch, daß ich einen Platz darin verlange, zu entheiligen wage.«
»Herr von Charny, Sie halten mich für schuldig?«
»Madame! ...«
»Herr von Charny, Sie haben den Worten des Cardinals Glauben geschenkt?«
»Madame!«
»Herr von Charny, ich fordere Sie auf, mir zu sagen, welchen Eindruck die Haltung des Herrn von Rohan auf Sie gemacht hat?«
»Ich muß sagen, Madame, Herr von Rohan ist weder ein Wahnsinniger gewesen, wie Sie es ihm vorgeworfen, noch ein schwacher Mensch, wie man dieß glauben könnte: er ist ein überzeugter Mann, er ist ein Mann, der Sie liebte, der Sie noch liebt und in diesem Augenblick das Opfer eines Irrthums ist, der ihn zum Untergang führen wird, und Sie ...«
»Mich?«
»Sie zu einer unvermeidlichen Schmach.«
»Mein Gott! vor mir erhebt sich ein drohendes Gespenst, jenes verhaßte Weib, Frau von La Mothe, welche verschwunden ist, als ihre Zeugschaft uns Alles, Ruhe, Ehre, Sicherheit für die Zukunft wiedergeben konnte.«
»Diese Frau ist der böse Genius Ihrer Person, sie ist die Geißel des Königreiches; diese Frau, die
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