Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)
bereit liegen; wählen Sie; aber entfernen Sie sich von mir. Ich bringe Unglück; entfernen Sie sich von mir. Ich hing nur an einer einzigen Sache in dieser Welt, und da sie mir entgeht, so fühle ich mich verloren.«
Nach diesen Worten stand die Königin auf und schien Charny die Entlassung zu geben, welche die Audienzen endigt.
Er näherte sich ihr eben so ehrfurchtsvoll, aber rascher, und sprach mit bebender Stimme:
»Eure Majestät hat mir so eben meine Pflicht vorgeschrieben. Nicht auf meinen Gütern, nicht außerhalb Frankreichs ist die Gefahr; in Versailles werden Sie beargwöhnt, in Paris gerichtet. Es ist von Gewicht, Madame, daß jeder Verdacht verschwinde, daß jeder Spruch eine Rechtfertigung sei, und da Sie keinen redlicheren Zeugen, keine entschlossenere Stütze zu haben vermöchten, so bleibe ich. Diejenigen, welche so viele Dinge wissen, Madame, werden Sie sagen. Aber wir werden wenigstens das für Leute von Herz unschätzbare Glück haben, unsere Feinde von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Sie mögen zittern vor der Majestät einer unschuldigen Königin und vor dem Muthe eines Mannes, der besser ist, als sie. Ja, ich bleibe, Madame, und glauben Sie, Eure Majestät hat nicht nöthig, mir länger ihre Gedanken zu verbergen; sie weiß wohl, daß ich nicht fliehe; sie weiß wohl, daß ich nichts fürchte; sie weiß auch wohl, daß sie, um mich nicht mehr zu sehen, nicht nöthig hat, mich in die Verbannung zu schicken. Oh! Madame, von fern verstehen sich die Herzen, von fern sind die Aufathmungen glühender, als von der Nähe. Sie wollen, daß ich reise, um Ihretwillen, nicht meinetwegen; seien Sie unbesorgt; nahe genug, um Ihnen beizustehen, um Sie zu vertheidigen, werde ich doch nicht im Stande sein, Sie zu beleidigen oder Ihnen zu schaden. Nicht wahr, Sie haben mich nicht gesehen, als ich acht Tage lang hundert Klafter von Ihnen entfernt wohnte, jede Ihrer Geberden belauerte, Ihre Schritte bewachte und in Ihrem Leben lebte? Nun wohl! es wird dießmal ebenso sein, denn ich kann Ihren Willen nicht vollziehen, ich kann nicht reisen! Ueberdieß ... was ist Ihnen daran gelegen? Werden Sie an mich denken?«
Sie machte eine Bewegung, welche sie von dem jungen Manne entfernte, und erwiderte:
»Wie es Ihnen beliebt ... Doch Sie haben mich begriffen, Sie sollen sich nie in meinem Worte täuschen, ich bin keine Cokette, Herr von Charny; sagen was sie denkt, denken was sie sagt, das ist das Privilegium einer wahren Königin! ich bin so. Eines Tags, mein Herr, habe ich Sie unter Allen auserwählt. Irgend etwas zog mein Herz zu Ihnen hin. Ich dürstete nach einer starken und reinen Freundschaft, ich habe Sie dieß wohl sehen lassen, nicht wahr? Heute ist es nicht mehr ebenso, ich denke nicht mehr, was ich dachte. Ihre Seele ist keine Schwester der meinigen mehr. Ich sage Ihnen ebenso offenherzig: schonen wir einander.«
»Es ist gut, Madame,« sprach Charny, »nie glaubte ich, Sie haben mich erwählt, nie glaubte ich ... Ah! Madame, ich widerstehe dem Gedanken nicht, Sie zu verlieren. »Madame ich bin trunken vor Eifersucht und Angst. Madame, ich werde es nicht ertragen, daß Sie mir ihr Herz entziehen, es gehört mir, Sie haben es mir geschenkt, nur mit meinem Leben wird man es mir nehmen. Seien Sie Weib, seien Sie gut, mißbrauchen Sie meine Schwäche nicht, denn Sie haben mir so eben meine Zweifel vorgeworfen und schmettern mich in diesem Augenblick mit den Ihrigen nieder.«
»Kinderherz, Weiberherz ... ich soll auf Sie zählen! ... Was für schöne Vertheidiger sind wir für einander! Schwach! oh! ja, Sie sind es; und ich, ach! ich bin nicht stärker als Sie.«
»Ich würde Sie nicht lieben, wären Sie anders, als Sie sind.«
»Wie!« rief sie mit einem lebhaften, leidenschaftlichen Ausdruck, »diese verfluchte Königin, diese verlorene Königin, diese Frau, über welche ein Parlament richten, welche die öffentliche Meinung verurtheilen und ein König, ihr Gatte, vielleicht fortjagen wird, diese Frau findet ein Herz, das sie liebt!«
»Einen Diener, der sie verehrt und ihr alles Blut seines Herzens für eine Thräne bietet, die sie so eben vergoß.«
»Diese Frau,« rief die Königin »ist gesegnet, sie ist stolz, sie ist die erste der Frauen, sie ist die glücklichste von allen, diese Frau ist zu glücklich, Herr von Charny, ich weiß nicht, wie diese Frau sich beklagen konnte, verzeihen Sie ihr.«
Charny fiel zu den Füßen der Königin und küßte sie in einem religiösen Liebesentzücken.
In
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