Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)
Sie unkluger Weise zur Theilnahme an Ihren Geheimnissen und leider vielleicht auch an Ihrer innigen Vertraulichkeit zugelassen haben ...«
»Meine Geheimnisse, meine Vertraulichkeit, ah! mein Herr, ich bitte Sie!« rief die Königin.
»Madame, der Cardinal hat klar genug gesagt und klar genug bewiesen, daß Sie mit ihm Verabredungen in Bezug auf den Ankauf des Halsbandes getroffen hatten.«
»Ah! ... Sie kommen hierauf zurück, Herr von Charny,« sagte die Königin erröthend.
»Verzeihen Sie, Sie sehen wohl, ich bin unwürdig, berufen zu sein, Ihre Gedanken zu kennen. Ich suche zu mildern und ich reize auf.«
»Hören Sie, mein Herr,« sprach die Königin, zu einem mit Stolz gemischten Zorne zurückkehrend, »was der König glaubt, kann alle Welt glauben; ich werde gegen meine Freunde nicht gefälliger sein als gegen meinen Gemahl. Mir scheint, ein Mann kann eine Frau nicht gern sehen, wenn er nicht Achtung vor ihr hegt. Ich spreche nicht in Beziehung auf Sie,« unterbrach sie sich lebhaft; »ich bin kein Weib, ich bin eine Königin, Sie sind für mich kein Mann, sondern ein Richter.«
Charny verbeugte sich so tief, daß die Königin die Genugthuung und die Demüthigung dieses getreuen Unterthans hinreichend finden mußte. Plötzlich sprach sie:
»Ich hatte Ihnen gerathen, auf Ihren Gütern zu bleiben; das war ein weiser Plan. Fern vom Hofe, dem Ihre Gewohnheiten, Ihre Biederkeit, Ihre Unerfahrenheit, erlauben Sie mir dieß zu sagen, widersprechen, fern vom Hofe hätten Sie die Personen, die ihre Rolle auf diesem Theater spielen, besser gewürdigt. Man muß die optische Täuschung wahren, Herr von Charny, man muß seine Schminke und seine hohen Absätze vor der Menge festhalten. Eine zu rasch zur Herablassung geneigte Königin, habe ich es vernachlässigt, bei denjenigen, welche mich liebten, das blendende Zauberwerk des Königthums zu unterhalten. Ah! Herr von Charny, die Glorie, welche eine Krone um die Stirne der Königinnen zeichnet, überhebt sie der Keuschheit, der Sanftmuth, des Geistes und des Herzens besonders. Man ist Königin, mein Herr, man herrscht es, sich Liebe zu erwerben?«
»Ich vermöchte Ihnen nicht zu sagen, Madame, wie weh mir die Strenge Eurer Majestät thut,« erwiderte Charny sehr bewegt. »Ich konnte vergessen, daß Sie meine Königin waren, doch lassen Sie mir die Gerechtigkeit widerfahren, daß ich nie vergessen habe, Sie seien die erste der Frauen, welche würdig meiner Achtung und meiner ...«
»Vollenden Sie nicht, ich bettle nicht. Ja, ich habe es gesagt, eine Abwesenheit ist für Sie nothwendig. Es sagt mir etwas, Ihr Name werde am Ende bei dem Allem ausgesprochen werden.«
»Madame, unmöglich!«
»Sie sagen, unmöglich! Ei! denken Sie doch an die Macht derjenigen, welche seit sechs Monaten mit meiner Ruhe, meinem Leben spielen. Sagten Sie nicht, der Herr Cardinal sei überzeugt , er handle in Folge eines Irrthums , in den man ihn versenkt? Diejenigen, welche solche Ueberzeugungen bewerkstelligen, diejenigen, welche solche Irrthümer veranlassen, sind stark genug, Ihnen zu beweisen, Sie seien ein unredlicher Unterthan für den König und für mich ein schmählicher Freund. Diejenigen, welche so glücklich das Falsche ersinnen, entdecken sehr leicht die Wahrheit! Verlieren Sie keine Zeit, die Gefahr ist ernst; ziehen Sie sich auf Ihre Güter zurück, fliehen Sie das Aergerniß, das aus dem Kampfe entspringen muß, den man mit mir beginnen wird; mein Geschick soll Sie nicht fortreißen, Ihre Laufbahn soll nicht verloren gehe«. Ich, die ich, Gott sei Dank, die Unschuld und die Stärke habe; ich, die ich keine Flecken an meinem Leben habe; ich, die ich entschlossen bin, nöthigenfalls meine Brust zu öffnen, um meinen Feinden die Reinheit meines Herzens zu zeigen; ich werde widerstehen. Für Sie wäre hier der Ruin, die Verleumdung, der Kerker vielleicht. Tragen Sie dieses so hochherzig gebotene Geld wieder fort; nehmen Sie die Versicherung mit sich, daß keine der edelmüthigen Regungen Ihrer Seele mir entgangen ist; daß keiner Ihrer Zweifel mich verletzte, keines Ihrer Leiden mich kalt gelassen hat; reisen Sie ab und suchen Sie anderswo, was Ihnen die Königin von Frankreich nicht mehr geben kann: den Glauben, die Hoffnung, das Glück. Von jetzt an, bis Paris die Verhaftung des Cardinals weiß, bis das Parlament zusammenberufen ist, bis die Zeugschaften beigebracht sind, rechne ich ungefähr vierzehn Tage. Reisen Sie! Ihr Oheim hat zwei Schiffe in Cheerbourg und in Nantes
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