Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Halsband der Königin

Das Halsband der Königin

Titel: Das Halsband der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
Vom Netzwerk:
schien.
    Daß »die Person« ihr Inkognito zu wahren wünschte, behagte Jeanne nicht, und sie wußte es zu vereiteln.
    »Mit wem habe ich die Ehre zu sprechen?« fragte sie in be-stimmtem Ton.
    Der Herr blickte sich nach der Tür um, durch die Frau Clothilde verschwunden war.
    »Ich bin der Kardinal Rohan«, antwortete er dann.
    Madame de La Motte erwiderte mit einer tiefen Verneigung.
    Darauf lud sie den Gast ein, in einem Lehnstuhl Platz zu nehmen, und setzte sich anstatt auf einen Stuhl, wie die Etikette es verlangt hätte, in einen großen Sessel.
    Da der Kardinal sah, daß zwangloser Umgang erwünscht wurde, legte er seinen Hut auf den Tisch und begann, nach Jeannes Herkunft und Vergangenheit sich zu erkundigen. Er lauschte ihren Erklärungen, ohne aus seinem Eindruck ein Hehl zu machen.
    Er glaubte nicht an die Echtheit dieser Abstammung. Er sah, die Frau war reizend und arm, das genügte.
    Jeanne, mit feinem Gespür begabt, täuschte sich nicht über seine Gedanken. Aber sie gedachte diesen goldenen Fisch nicht mehr aus ihrem Netz zu lassen.
    »Man hat mir die Schwierigkeiten Ihrer Lage sehr übertrieben geschildert, wie ich sehe«, sagte er, sich leichthin umblikkend,
    »Ihre Wohnung ist recht angenehm.«
    »Für eine Grisette vielleicht«, versetzte Jeanne.
    »Nennen Sie diese Möbel die Einrichtung einer Grisette?«
    »Sie werden sie kaum als die einer Prinzessin anerkennen wollen, Monseigneur.«
    »Sie sind also Prinzessin?« erwiderte de Rohan mit jener fast unmerklichen Ironie der Noblen.
    »Ich bin eine geborene Valois, Monseigneur, wie Sie ein Rohan sind. Soviel weiß ich.«
    Jeanne hatte so selbstbewußt gesprochen, daß der Kardinal betroffen war.
    »Madame«, sagte er, »ich vergaß, daß mein erstes Wort eine Entschuldigung hätte sein müssen. Mein Versprechen, Sie am gestrigen Abend aufzusuchen, wurde durch den Empfang des Gouverneurs de Suffren zunichte.«
    »Monseigneur erweisen mir überaus hohe Ehre, heute an mich zu denken. Graf de La Motte, mein Gemahl, wird es außerordent-lich bedauern, daß er wegen seiner militärischen Dienstpfl ichten das Vergnügen Ihrer Gesellschaft entbehren muß.«
    Der Kardinal wurde aufmerksam.
    »Sie leben allein, Madame?«
    »Ganz allein, Monseigneur.«
    »Das will viel heißen bei einer so schönen jungen Frau.«
    »Und auch wieder nichts, Monseigneur, wenn Sie bedenken, daß diese Frau in jeder anderen Gesellschaft als der, von der ihre Armut sie fernhält, nicht an ihrem Platz wäre.«
    »Madame«, begann der Kardinal nach kurzem Schweigen, indem er seinen Lehnstuhl näher rückte, »ich wüßte gern, wie ich Ihnen dienlich sein könnte.«
    »Gar nicht, Eminenz, Sie überhäufen mich mit Ehre.«
    »Reden wir offen. Soeben beklagten Sie sich noch.«
    »Ich sehe, Monseigneur, sie wollen mir Almosen anbieten. Ich habe Almosen empfangen, aber ich will keine mehr. Ich bin genug gedemütigt worden.«
    »Ihr Stolz gefällt mir!« rief der Kardinal. »Aber Unglück entehrt nicht. Nun, wie ist es, Sie sind doch nicht am Ende Ihrer Mittel?«
    Jeanne antwortete nicht.
    »Gewiß verfügen Sie noch über diesen oder jenen Besitz, Fami-lienschmuck zum Beispiel?« Und er wies auf die goldene Dose, die Jeanne in ihrer weißen Hand gleichmütig spielen ließ. »Ein originelles Stück«, fuhr er fort, »erlauben Sie? – Ah, ein Porträt!«
    rief er überrascht.
    »Kennen Sie die Person, die es darstellt?« fragte Jeanne.
    »Es ist Maria Theresia, die Kaiserin von Österreich.«
    »Wirklich?« rief Jeanne. »Sind Sie sicher, Monseigneur?«
    »Woher haben Sie diese Dose?«
    »Von einer Dame, die gestern hier war.«
    Der Kardinal betrachtete Jeanne, betrachtete die Dose und wieder Jeanne.
    »Richtig gesagt, waren es zwei Damen, Monseigneur.«
    »Und eine der beiden hat Ihnen dieses Stück hiergelassen?«
    fragte der Kardinal mißtrauisch.
    »Sie hat es vergessen. Leider weiß ich den Namen der Dame nicht, sonst hätte ich ihr die Dose umgehend zurückgeschickt.
    Sie wird sie bestimmt vermissen.«
    »Sie kennen die Dame nicht?«
    »Ich weiß nur, daß sie die Vorsteherin einer Versailler Wohlfahrtsstiftung ist. Sehen Sie, Frauen empfange ich, sie demütigen uns nicht, wenn sie uns helfen. Diese Dame hat hundert Louisdor auf meiner Kommode hinterlassen.«
    »Hundert Louisdor!« rief der Kardinal überrascht. »Verzeihen Sie, Madame, ich staune nicht, daß man Ihnen eine so große Summe gab. Im Gegenteil, Sie verdienen auf Grund Ihrer Abstammung jegliche Unterstützung. Mich

Weitere Kostenlose Bücher