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Das Halsband der Königin

Das Halsband der Königin

Titel: Das Halsband der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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wundert nur, daß die Dame von einer Wohlfahrtsstiftung kam; für gewöhnlich spen-den sie entschieden kleinere Almosen. Könnten Sie die Dame wohl beschreiben?«
    Und nun, da Jeanne die Neugier ihres Besuchers geweckt hatte, da sie ihn im Zweifel sah, ob Jeanne ihm nur etwas vorspiele oder ob sie tatsächlich den Besuch der Königin erhalten und ob sie die Königin wirklich nicht erkannt hatte oder sich nur den Anschein gab, ließ sich die kleine Gräfi n jedes Wort, mit dem sie die hohe Besucherin beschrieb, aus dem Munde ziehen. Als Jeanne schließ-
    lich angab, die begleitende jüngere Dame sei mit dem Taufnamen Andrée angeredet worden, blieben dem Kardinal keine Zweifel mehr. Der in Versailles umlaufende Klatsch hatte ihn bereits gestern über den Ausfl ug Marie-Antoinettes und den anschließenden morgendlichen Streit mit dem König unterrichtet.
    Um sicherzugehen, erkundigte sich der Kardinal noch, an welche Personen des Hofes sie Bittgesuche gerichtet habe. Jeanne nannte mehrere und erklärte, daß sie keinen Erfolg gehabt hät-te.
    »Seltsam, daß Sie sich nie an die Königin gewendet haben!«
    fragte er forschend.
    »An die Königin habe ich mich nie gewandt«, entgegnete Jeanne schlicht. »Ich habe mich lediglich um eine Audienz bemüht, doch vergeblich.«
    Während Jeanne lauernd die Reaktionen des Herrn de Rohan beobachtete und sich fragte, welche Beweggründe er haben mochte, für die Handlungen Marie-Antoinettes ein so deutliches Interesse zu bekunden, begriff sie immerhin mit Genugtuung, daß sie dem Kardinal mittlerweile nicht allein vollkommen unverdächtig und aufrichtig; sondern auch sehr anziehend erschien. Er betrachtete sie jetzt mit unverhohlenem Wohlgefallen, hinter dem ein besonderes Interesse sich verbarg.
    »Nun, Gräfi n«, sagte er endlich, »ich selbst werde Sie, wenn nö-
    tig, nach Versailles bringen und Ihnen alle Türen öffnen.«
    »Wie gütig von Ihnen, Monseigneur!« rief Jeanne entzückt.
    Der Kardinal rückte näher, dann versank er neuerlich in Schweigen.
    »Monseigneur«, sagte Jeanne, »Sie wahren bisweilen ein Stillschweigen, das mich beunruhigt. Ein Mann wie Sie läßt die Höfl ichkeit nur gegen zwei Arten von Frauen außer acht.«
    »Was meinen Sie, Gräfi n? Sie erschrecken mich.«
    Er nahm ihre Hand.
    »Nun, gegen Frauen, die er zu sehr liebt, und gegen solche, die er zu wenig achtet.«
    »Gräfi n, Sie machen mich erröten. Sie sprechen, als wären Sie mir gram.«
    »Nein, Monseigneur, bisher haben Sie meinen Zorn noch nicht verdient.«
    Damit warf sie ihm einen Blick zu, von dem der Kardinal, ein Kenner der Frauen, sich gestehen mußte, selten einen verführe-rischeren auf sich gezogen zu haben.
    »Und ich will ihn auch niemals verdienen, Madame, von diesem Tag an, der mir das Vergnügen beschert hat, Sie kennenzulernen.«
    Und der Kardinal drückte einen langen Kuß auf Jeannes schlanke Hand.
    »Wenn ich wüßte«, fuhr die Sirene fort, »daß ich in einem so erhabenen Geist wie dem Ihrigen den mindesten Platz einnehmen könnte, würde mich das ein Jahr lang trösten.«
    »Ein Jahr! Das ist wenig … Hoffen wir auf länger, Gräfi n.«
    »Nun gut, ich sage nicht nein, Herr Kardinal«, antwortete sie lächelnd.
    Die einfache Anrede »Herr Kardinal« hätte den stolzen Mann verletzen können, aber die Dinge standen inzwischen so, daß er sie vielmehr als eine Gunst aufnahm. Und der Kuß, den Herr de Rohan jetzt auf Jeannes Finger drückte, war respektvoll, zärtlich und kühn zugleich. Mit einem Rest Zeremonie verneigten sie sich lächelnd voreinander und tauschten einen Blick, der künftige Vertraulichkeit versprach.
    Endlich, dachte Jeanne, wird die große Welt sich mir öffnen.
    Ich habe doppelten Gewinn gemacht, dachte der Kardinal, als er seine Kutsche bestieg. Diese Frau ist nicht nur bezaubernd, sie ist auch klug. Sie wird die Königin zu erobern wissen, wie sie mich erobert hat.
    Mesmer
    Mesmerismus war 1784 das Wort, das vor allen anderen die Köpfe erhitzte. Es bezeichnete eine geheimnisvolle Wissenschaft, aus der ihr Erfi nder eine neuartige Heilmethode abgeleitet hatte.
    Sie populär zu machen bemühte er sich indes nicht. Wozu? Das Volk, das von den Regierenden seit hundertfünfzig Jahren nicht mehr zu Rate gezogen worden war, galt nichts im Staat; es war der fruchtbare Boden, der reichen Ertrag abzuwerfen hatte; Herr über den Boden war der König; die Ernte aber führte der Adel in die Scheuer.
    Doktor Mesmer, 1777 aus Deutschland, dem Land der

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