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Das Halsband der Königin

Das Halsband der Königin

Titel: Das Halsband der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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auch Madame de La Motte auf die Idee gekommen, am selben Tag auf der Place Vendôme vor dem noblen Haus des Doktors Mesmer auszusteigen?
    Schon dunkelte es. Das Haus war hell erleuchtet. Zwei- bis dreihundert Neugierige drängten sich um die Auffahrt, wo eine Menge Gefährte aller Art bereits standen oder noch haltmach-ten.
    Die Kranken, fast ausnahmslos reiche Leute, fuhren in wappen-geschmückten Equipagen vor, ließen von ihren Lakaien sich her-austragen, und diese vornehmen Krüppel in ihren teuren Pelzen waren kein geringer Trost für die ausgehungerten, armselig be-kleideten Schaulustigen: sie labten sich an dem sichtbaren Beweis, daß das Schicksal die Gebrechen dieser Erde verteilt, ohne auf Stammbäume Rücksicht zu nehmen.
    Da die Menge die adligen Herren und Damen, die bei Mesmer Heilung von den Folgen ihrer leichtfertigen Lebensweise oder von sonstigen Leiden suchten, zumeist leicht erkannte und ihre Namen laut verbreitete, trug so mancher der Ankommenden eine Maske vor dem Gesicht. Überdies war an diesem Abend Opernball, und nicht wenige gedachten, von Mesmers Künsten neu belebt, von der Place Vendôme geradewegs zur Oper zu eilen.
    Ebenfalls maskiert, betrat Jeanne das Haus. Die kleine goldene Dose, die den Kardinal so erstaunt hatte, trug sie bei sich. War das Zufall?
    Wer in den Vorzimmern bei den diensthabenden Geistern des Hauses sich ausgewiesen hatte, wurde in einen Saal eingeführt, in den die hermetisch geschlossenen Fenster weder das Tageslicht noch die Geräusche der Außenwelt dringen ließen. Mitten in dem Saal, unter einem Kronleuchter, der spärliches Licht verbreitete, stand der geheimnisumwobene große metallene Bottich, mit einem Deckel verschlossen.
    Was enthielt er? Nichts leichter zu sagen.
    Er war fast bis oben mit schwefelhaltigem Wasser angefüllt. Das Wasser konzentrierte seine Ausdünstungen unter dem Deckel.
    Zugleich speiste es etliche am Boden des Gefäßes umgekehrt aufgereihte Flaschen.
    So ergab sich eine Kreuzung geheimnisvoller Strömungen, von deren Einfl uß die Kranken sich Heilung erhofften.
    Dem Deckel war ein eiserner Ring aufgelötet, an dem eine lange Schnur befestigt war, deren Bestimmung wir erfahren, indem wir einen Blick auf die Kranken werfen.
    Diese, Männer wie Frauen, saßen bleich und matt rings um den Bottich in Lehnstühlen und erwarteten gleichmütig, ernst oder unruhig, daß an ihnen ein Wunder sich vollzöge.
    Ein Gehilfe nahm die Schnur, wickelte sie jedem Patienten nacheinander als Ring um die kranken Glieder und bildete derweise eine Kette, durch die die Wirkung der heilbringenden Elektrizität sich fortpfl anzen sollte. Überdies mußten auf Geheiß des Doktors die Kranken einander mit den Ellbogen oder Schultern berühren, um die Strömung der animalischen Fluida nicht zu unterbrechen. Dann wies der Mann, ehe er sich zurückzog, einem jeden der zwanzig bis dreißig Umsitzenden einen Eisenstab zu, der mit dem Bottich verbunden war und den ein jeder zu einem bestimmten Zeitpunkt mit der Spitze gegen sein Herz oder den Kopf oder den besonderen Sitz seines Leidens drücken sollte.
    Sowie die Sitzung eröffnet war, begann sanfte, allmählich durchdringende Wärme in dem Saal sich zu verbreiten. Sie ließ die ge-spannten Nervenfi bern der Patienten erschlaffen; nach und nach stieg sie zur Decke empor, und bald lud sie sich auf mit köstlichen Düften, denen auch die widerspenstigsten Gehirne betäubt sich beugten.
    Die Zuschauer, die zahlreich in dem Saal zugegen waren, sei es aus Interesse an der Mesmerischen Methode, sei es, um die Kranken zu beobachten, sahen, wie diese der wohligen Atmosphäre sich ganz überließen, als nun von unsichtbaren Musikern und ihren Instrumenten süße, vibrierende Klänge ausgesandt wurden. Sie wirkten mit unwiderstehlicher Macht auf die Nerven. Es war, als hätte die Natur selber sie hervorgebracht, so fremd, so wunderbar, wie sie sogar Tiere zu bezaubern vermögen, Klage des Windes in klingenden Felsensäulen.
    Bald mischten sich Stimmen in die zauberischen Klänge, und auf allen Gesichtern, die zuerst nur Überraschung gezeigt, malte sich nach und nach Befriedigung. Die Seele gab nach; sie verließ den Schlupfwinkel, worin sie sich verbirgt, wenn körperliche Leiden sie befallen, und breitete sich frei und beglückt über den ganzen Organismus aus; sie beherrschte die Materie.
    Dies war der Augenblick, da jeder Kranke den Eisenstab ergriff und ihn mit den Fingern an den besonderen Sitz seines Leidens

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