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Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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schaulustig draußen vor den weit geöffneten Torflügeln der Halle zusammen.
    Und sie alle waren mit einem Mal verstummt.
    »Das ist nicht, was ich glaube«, widersprach Eberhard. Er sagte es langsam und bedächtig. »Ich will aufrichtig sein, mein König.« Er ignorierte das spöttische Hüsteln, das hier und da zu vernehmen war. »Ich gebe zu, ich wäre meinem Bruder gern auf den Thron gefolgt, aber er wollte, dass Euer Vater die Krone bekam. Dem Wunsch meines toten Bruders hätte ich vielleicht getrotzt, doch war es offenbar auch das, was Gott wollte, sonst hätte König Heinrich sich nicht gegen so viele Widerstände durchsetzen können. Nur ein Narr lehnt sich gegen Gottes Willen auf, und ich bin überzeugt davon, dass Gott auch König Heinrichs Sohn als dessen Nachfolger ausersehen hat.«
    »Wenn Ihr so überzeugt davon seid, dann erklärt dem Hof, warum Ihr Euch gegen mich erhoben habt.«
    »Weil ich nicht glaube, dass die Krone das Recht hat, die Macht des Adels zu beschränken. Ich wollte mir das zurückerkämpfen, was Ihr mir genommen habt. Aber ich habe meinen Kampf verloren, darum bleibt mir nichts anderes übrig, als mich Eurem Urteil zu unterwerfen.«
    Otto spürte Edithas verstohlenen Blick und deutete ein Nicken an. Er wusste selbst, er hatte den stolzen Herzog jetzt lange genug schmoren lassen. »Also hört meinen Richterspruch, Eberhard von Franken. Ich schone Euer Leben noch ein letztes Mal. Das verdankt Ihr allein der Fürsprache des ehrwürdigen Erzbischofs von Mainz, Eures Vetters Hermann von Schwaben und meines Bruders Henning, die alle drei um Milde für Euch gebeten haben.« Und du verdankst es der Tatsache, dass meine Mutter so auf deine Hinrichtung gedrängt hat, fuhr es ihm durch den Sinn. »Doch mein Vertrauen in Euch und Eure Treueschwüre ist erschüttert, und ich verbanne Euch aus dem Herzogtum Franken und schicke Euch bis auf Weiteres nach Hildesheim in Festungshaft. Ihr dürft Euch erheben.«
    Eberhard kam nicht ganz ohne Mühe auf die Füße. Sein Urteil nahm er wortlos auf, mit einer tiefen Verbeugung. Er schwitzte noch ein bisschen mehr als zuvor. Vermutlich war es die Erleichterung, mit dem Leben davongekommen zu sein.
    Otto gab den Wachen ein Zeichen, und sie führten den Herzog hinaus. Der Hof verfolgte seinen Abgang stumm, und das Volk draußen bildete bereitwillig eine Gasse, um ihn hindurchzulassen.
    Als er verschwunden war, setzten die Unterhaltungen an den langen Tafeln wieder ein. Wortreich debattierten die Versammelten untereinander über Eberhards Treuebruch und Verbannung und die brennende Frage, ob ihm denn überhaupt je wieder zu trauen sei, und der Geräuschpegel schwoll zu dem üblichen Radau an, untermalt vom Scheppern der Platten und Krüge, die aufgetragen wurden.
    »So viel also zu Eberhard von Franken«, bemerkte Henning. Es klang befriedigt.
    Otto sah seinen Bruder an und rätselte nicht zum ersten Mal, wie es Henning in Wirklichkeit als Eberhards Gefangenem ergangen war. »Und was hast du jetzt für Pläne?«, fragte er ihn.
    Henning hob kurz die Schultern, die über das letzte Jahr merklich breiter geworden waren. »Ich kehre nach Westfalen zurück und versuche, ein bisschen Ordnung zu schaffen. Natürlich nur, wenn Ihr erlaubt, mein König«, fügte er halb unterwürfig, halb spöttisch hinzu.
    »Ich habe keine Einwände«, antwortete Otto. Im Gegenteil, er war froh, dass sein Bruder sich für die Menschen verantwortlich fühlte, die unter der Rebellion gelitten hatten. »Lass mich wissen, wenn du Geld brauchst, um den Bauern mit ein bisschen Saatgut oder Vieh wieder auf die Beine zu helfen. Wichmann kann seine Einsicht beweisen und es bezahlen, er ist schließlich reich genug.«
    »Gute Idee«, befand Henning. »Was habt Ihr mit ihm vor?«
    Otto war noch nicht sicher. Wichmann, der ältere der beiden Billunger, war ein einflussreicher Mann und konnte ein mächtiger Verbündeter sein. Der König gedachte, ihn eine Weile in seiner Nähe zu halten und dann zu entscheiden.
    »Vielleicht das Klügste, Ihr schickt ihn zu seinem Bruder nach Osten«, schlug Henning vor. »Wenn wir Glück haben, wird er von den wilden Slawen erschlagen, und wir sind ihn los.«
    »Das wäre ein schwerer Verlust für Sachsen und das ganze Reich«, widersprach Erzbischof Friedrich. »Wichmann ist ein gottesfürchtiger Mann von Ehre. Er hat einen schweren Fehler begangen, kein Zweifel, aber er hat seine Taten bereut und gebeichtet. Wenn Gott ihm vergeben hat, sollten wir es nicht

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