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Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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auch tun?«
    »Das fällt mir nicht leicht«, gestand Otto und sah einen Moment zu dem vornehmen Edelmann mit dem gepflegten, graumelierten Bart hinüber, der mit verschlossener Miene und schweigsam an seinem Platz saß und den jungen Hardwin an seiner Seite kaum eines Blickes würdigte, der sich mit welpenhafter Freundlichkeit bemühte, ein Gespräch in Gang zu halten, an welchem Wichmann offenkundig keinerlei Interesse hatte. So anders als sein Bruder Hermann, der so redselig und dabei so kompromisslos aufrichtig war, dass viele ihn taktlos nannten. Otto hingegen fand ihn unkompliziert und wusste es zu schätzen, dass man immer glauben konnte, was Hermann sagte. Doch Hermann war fort. Er kämpfte jenseits der Elbe in seiner neuen Mark gegen die Slawen. Genau wie Gero. Siegfried war tot. Der junge Asik war tot. Und Thankmar. Die Vertrauten seiner Prinzenjahre waren entschwunden, und es beunruhigte den König, wie schwer es ihm fiel, sie zu ersetzen. Er argwöhnte, dass der Fehler bei ihm selbst lag. »Wir sollen ihm vergeben, sagt Ihr, ehrwürdiger Bischof. Aber sollten wir ihm auch trauen? Dem Verräter, der die Verräter verraten hat, als ihre Sache auf Messers Schneide stand?«
    »Hätte er es nicht getan, wäret Ihr jetzt vermutlich tot«, gab Friedrich zurück, als beantworte das die Frage.
    Aber das tat es natürlich nicht. Und allein die Tatsache, dass der Erzbischof nicht in der Lage schien, das zu begreifen, führte Otto vor Augen, dass auch Friedrich zu den Männern zählte, denen er kein Vertrauen schenken konnte.
    »Wie lange gedenkt Ihr Herzog Eberhard in Festungshaft zu halten, mein König?«, fragte Poppo.
    Otto hatte so ein Gefühl, als habe der altgediente Kanzler das Thema gewechselt, um seinem König einen Weg zu eröffnen, die heikle Wichmann-Frage erst einmal zu vertagen, und er war ihm dankbar. »Das kommt darauf an, wie die Dinge in Bayern sich entwickeln. Eberhard bleibt in sicherer Verwahrung, bis ich dort für Ordnung gesorgt habe, damit ich mich nicht mit zwei aufständischen Herzögen gleichzeitig herumplagen muss. Danach sehen wir weiter.«
    »Bayern?«, fragte Hennings Gemahlin erschrocken.
    Otto nickte mit einem leisen Seufzen. »Bayern. Es tut mir leid, Judith, aber ich kann das Verhalten deines Bruders nicht länger dulden. Er muss mir die Herrschaftsgewalt über die bayrische Kirche abtreten. Und je länger er zögert, desto kleiner wird das Bayern sein, das er am Ende noch übrig behält.«
    »Ich sage es noch einmal, mein König«, meldete Henning sich zu Wort. »Jagt Judiths Bruder zum Teufel und gebt Bayern mir. Es wäre nur naheliegend!«
    Er hatte nicht einmal unrecht, es war naheliegend. Doch wenn Otto in den zwei Jahren seit seiner Krönung eines gelernt hatte, dann war es Zuhören. Darum war ihm nicht entgangen, was Eberhard von Franken gesagt hatte: Ich bin überzeugt, dass Gott König Heinrichs Sohn als dessen Nachfolger ausersehen hat . Der Name Otto war indessen nicht gefallen. Und so kam es, dass der König ahnte, zu welchen Bedingungen Henning dem Herzog von Franken seine Fürsprache versprochen hatte, als der sich ihm zu Füßen warf.
    »Wir werden sehen, Bruder«, antwortete er.

DRITTER TEIL
939–941

Laon, Januar 939
    »Seid willkommen, edler Prinz!« Der Wachmann machte einen tiefen Diener. »Ich werde sofort nach dem Kämmerer schicken.«
    Es dämmerte bereits, und Henning atmete verstohlen auf. Die Reise von Lüttich hierher war beschwerlich gewesen. Er hatte eigentlich vorgehabt, über die Maas und die Samber zu fahren, aber beide waren zugefroren. Also hatten sie sich mehr als hundert Meilen weit bei eisiger Kälte übers Eis gequält, und heute Mittag war Wiprechts verfluchter Gaul eingebrochen und hatte sich die linke Vorderhand zertrümmert. Wiprecht hatte geheult wie eine geschändete Milchmagd, als er dem Pferd die Kehle durchschnitt, und Judith hatte natürlich auch geheult, und Henning hatte sich beinah die Zunge blutig gebissen, um nicht die Beherrschung zu verlieren. Es war bei Weitem nicht die einzige Gelegenheit gewesen, da er in Versuchung geraten war, sie allesamt zum Teufel zu jagen und die Reise allein fortzusetzen.
    Aber weder die Strapazen der Winterreise noch seine finstere Laune waren ihm anzumerken, als er der Wache die Zügel zuwarf und aus dem Sattel glitt. »Sorg dafür, dass die Pferde ordentlich untergestellt und gefüttert werden. Sie sind völlig erledigt.« Er schnipste dem Mann eine Münze zu.
    Der verneigte sich schon

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