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Das Haus am Abgrund

Das Haus am Abgrund

Titel: Das Haus am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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schärfer, als ich beabsichtigt hatte.
    Skegg verzog das Gesicht, und ich dachte, er würde wieder mit seinem Knüppel auf mich losgehen. Stattdessen begann er zu lachen und warf den Stock in einen Korb voller Feuerholz, der neben ihm auf dem Boden stand. »Neustart.« Er richtete sich auf und streckte die Hand aus. »Milton Skegg.«
    Ich nahm sie und erwiderte den festen Druck. »Adrian Smollett.«
    »Sehr erfreut«, erwiderte er lächelnd. Wieder sah er ein Stück jünger aus. Seine Augen waren strahlend blau und intelligent. »Was kann ich für dich tun?«
    Ich entspannte meine Schultern. »Wir wohnen im Kutscherhaus«, wiederholte ich. »Und ich wüsste gerne mehr über Heathcote Manor. Eliette Burges meinte, Sie könnten mir dabei behilflich sein.«
    Er zog die Brauen zusammen, rümpfte die Nase und spuckte aus. »Hm«, machte er. »Heathcote Manor. So.« Er hob den Korb auf, drehte sich um und öffnete die Tür des Schuppens.
    D rinnen war es düster, feucht und roch nach Schimmel, Fisch und Moder. Überall stapelten sich Kisten voller Papier, Bücher und Aktenordner, es gab keine Möbel bis auf einen Tisch – genauer gesagt, eine Tür, die auf zwei Böcken lag – und noch mehr Kisten, die als Regale und wahrscheinlich als Sitzgelegenheiten dienten.
    Skegg ging vor einem alten, schwarzen Ofen in die Hocke, schichtete Holz und Späne hinein und sagte, während er das Feuer anzündete: »Setz dich irgendwo hin. Erzähl mir, was du von mir willst.«
    Ich hockte mich auf eine Kiste, die durchdringend nach Hering roch, und verschränkte die Hände um mein Knie. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass jemand in diesem Schuppen lebte – noch nicht einmal, wenn er aussah wie Milton Skegg. Wo schlief er? Wo aß er? Wo verwahrte er seine Kleider? Na gut – so, wie er aussah, trug er sie einfach am Leib.
    Er schloss die Ofenklappe, rieb die Hände und sah mich an. Sein Gesichtsausdruck war schwer zu erkennen, weil kaum Licht durch das trübe Fenster drang.
    »Wohnen Sie wirklich hier?«, hörte ich mich fragen. Neben mir kicherte es leise. Ich zwang mich, nicht zur Seite zu sehen. Das Kichern gehörte dem Joker. Vielleicht ging er wieder, wenn ich ihn einfach nicht beachtete. Manchmal funktionierte das sogar.
    Milton Skegg zog wieder die Schultern hoch. »Ja.« Er schob mit dem Fuß eine Kiste zum Tisch und hockte sich darauf. »Das hier ist mein Arbeitszimmer«, fügte er in ironischem Ton hinzu. »Du bist beeindruckt, was?«
    »Ja, irre«, konnte ich mir nicht verkneifen. Er lachte kurz und trocken auf und hob einen Becher an die Lippen, der genauso s chmutzig und verklebt aussah wie die ganze Umgebung. Skeggs Adamsapfel hüpfte auf und ab. Ich schluckte krampfhaft und sah woanders hin.
    Der Becher landete mit einem dumpfen Knall auf dem improvisierten Tisch. »Also?«
    »Ich wüsste gerne etwas über die Bewohner des Hauses«, sprang ich gleich zum Kern der Sache. »Und was es mit dem angeblichen Spuk auf sich hat.«
    Milton Skegg stocherte mit dem Daumennagel in seiner Zahnlücke herum. Sein Blick war alles andere als freundlich. »Ich beschäftige mich seit Jahren mit Heathcote Manor«, sagte er. »Recherchiere, stelle Fragen, lass mich deswegen bedrohen und anfeinden. Wahrscheinlich bin ich der Einzige, der die ganze Geschichte kennt. Alles. Jedes widerliche, kranke, böse Detail. Eines Tages werde ich ein Buch darüber schreiben und endlich aus diesem Loch hier rauskommen.« Er machte eine Bewegung mit dem Arm, als wollte er den Schuppen mit einem Wink in einen Palast verwandeln. »Warum sollte ich irgendwem die Ergebnisse meines Lebenswerkes schenken? Also: Was bietest du mir?«
    Ich zuckte die Achseln. »Ich bin Schüler. Was könnte ich Ihnen schon bieten?« Langsam verstand ich Lizzies Warnung. Der Typ hatte nicht alle Latten im Zaun. So was kann ich beurteilen.
    Er lachte und es klang giftig. Ich blinzelte. Der Joker stand hinter Milton Skegg und legte seine Arme um dessen Schultern. Die bösartigen roten Augen zwinkerten mir zu und dann verschmolz der Joker auf eklige, übelkeitserregende Art mit dem Körper von Milton Skegg. Der richtete sich aus seiner zusammengesunkenen, schlaffen Haltung auf und verschränkte die Arme vor der Brust. »Also«, sagte er in geschäftsmäßigem Ton, » ich gebe dir meine wertvollen Informationen über das Spukhaus und seine Bewohner und verlange dafür eine Gegenleistung. Was bekommst du an Taschengeld? Habt ihr Wertsachen im Haus, an die du rankommst?«
    Ich schnappte nach

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