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Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Wilkins
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zu beschäftigt.«
    Juliet nahm die Schürze ab. »Nein, nein. Ich komme. Sie ist meine Schwester. Ich habe sie seit zwanzig Jahren nicht gesehen.« Ihr Herz schlug schneller. Zwanzig Jahre. Nicht seit … Juliet schüttelte den Kopf. »Hier«, sie reichte Melody die Schürze. »Du machst vier mit Schinken und Salat, vier mit Truthahn, Emmentaler und Cranberries und vier … Ach, lass dir was einfallen. Wo ist sie?«
    »Auf der Terrasse. Ich bin noch nicht fertig mit Aufräumen, seit die Krabbelgruppe gegangen ist.«
    Juliet schluckte mühsam. Ihr Mund war trocken. Sie ging nach draußen auf die Terrasse. Libby saß mit dem Rücken zu ihr, ihr schwarzes Haar glänzte in der Sonne. Sie trug ein ärmelloses, dunkelblaues Kleid, das einen starken Kontrast zu ihrer Elfenbeinhaut bildete. Juliet betastete unsicher ihr verschwitztes Haar. Die Tische waren voll mit schmutzigem Geschirr. Die Möwen taten sich an den halb zerkauten Resten gütlich, die die Kleinkinder hatten fallen lassen. Juliet verscheuchte sie.
    Libby drehte sich um. »Juliet.« Sie sprang auf.
    »Ich hatte nicht mit dir gerechnet.« Klang das zu kalt? Hätte sie sagen sollen: »Ich freue mich, dich zu sehen?« Freute sie sich denn wirklich , ihre Schwester zu sehen – nach zwanzig Jahren und acht Weihnachtskarten, die immer erst im Februar angekommen waren? Nein, eigentlich wollte sie fragen: »Was machst du hier«? Plötzlich bekam sie Angst, dass Libby ihren Anteil am Geschäft einfordern würde, das ihr Vater ihnen beiden vermacht hatte.
    »Es tut mir leid«, sagte Libby mit dem gewinnenden Lächeln, das die Herzen der Jungen an der Bay High hatte höherschlagen lassen. Aller Jungen außer Andy. Sie breitete die Hände aus. »Jetlag. Ich kann nicht klar denken. Ich hätte vorher anrufen sollen.«
    »Ich habe Zimmer frei, aber sie sind noch nicht fertig. Heute Morgen war furchtbar viel zu tun und …«
    »Ich brauche kein Zimmer. Alles in Ordnung.«
    »Wo willst du denn wohnen?« Wenn ihre Schwester eine Ferienwohnung gebucht hätte, hätte sie gewiss davon erfahren.
    »Im Leuchtturm-Cottage auf dem Hügel. Komm, lass uns reden.«
    Juliet ärgerte sich, weil Libby nicht zu begreifen schien, wie viel sie zu tun hatte. »Das geht nicht. Gleich ist Mittagszeit, ich habe jede Menge Arbeit. Das Cottage ist nicht zu vermieten. Irgendein englischer Geschäftsmann hat es gekauft.«
    »Wir waren befreundet.«
    »Juliet?«
    Sie drehte sich um. Melody stand in der Tür.
    »Entschuldige, aber gerade hat der Lighthouse Ladies Book Club angerufen. Sie möchten um halb zwei zum Essen kommen. Achtzehn Personen.«
    Juliet ließ die Schultern hängen und wandte sich wieder Libby zu. »Es tut mir leid, aber ich kann jetzt nicht mit dir reden.«
    Libbys Pupillen zogen sich zusammen. Sie war gekränkt. Juliet wurde wütend. Wenn ihre Schwester nicht begreifen konnte, dass sie den denkbar schlechtesten Zeitpunkt ausgewählt hatte, um nach zwanzig Jahren wieder aufzutauchen, war das nicht ihr Problem. »Wie lange bleibst du? Können wir uns vielleicht unterhalten, wenn ich nicht so viel zu tun habe?«
    »Sicher«, sagte Libby und hängte ihre Tasche um.
    Juliet schaute ihr nach. Jahre der Bitterkeit und Reue, des Kummers und der Angst tobten in ihr. Andererseits hatte sie zu viel zu tun, um jetzt darüber nachzudenken.

    Im Breakers Room des Lighthouse Bay Surf Clubs fanden sämtliche Hochzeitsempfänge, die Bankette anlässlich des Melbourne-Cup-Rennens und Gemeindeversammlungen statt. Als Teenager hatte Juliet hier ihren ersten Kellnerjob gehabt und Häppchen und Gläser mit dem zweitbilligsten Champagner serviert. An diesem Nachmittag saß sie jedoch auf einem harten Plastikstuhl mit zwei Dutzend weiteren engagierten Bürgern und hörte sich den Vortrag eines gutaussehenden, aalglatten Herrn namens Tristan Catherwood an. Er vertrat eine Firma namens Ashley-Harris Holdings, die seit Jahren wie ein Wolf um Lighthouse Bay herumschlich. Alle Bauvorhaben der Firma waren von der Bezirksregierung abgelehnt worden: die achtstöckige Ferienanlage, die fünfstöckige Ferienanlage und, erst kürzlich, die dreistöckige Ferienanlage. Allerdings schienen Catherwood und seine Leute den Wink mit dem Zaunpfahl nicht zu begreifen: Niemand wollte überhaupt irgendein Ferienresort in Lighthouse Bay.
    Doch auch das war nicht ganz richtig. Einige Leute glaubten daran, dass eine richtige Anlage – mit Fitnessstudio und schickem Pool, reetgedeckten Pergolen und Geldspielautomaten in der

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