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Das Haus Am Potomac

Das Haus Am Potomac

Titel: Das Haus Am Potomac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Zeichen dafür, daß die
Unterredung beendet war. »In Ordnung«, sagte er.
»Fliegen Sie nach … Wie heißt der Ort …? Apple
Junction? Was für ein gräßlicher Name! Sehen Sie zu, daß
Sie gutes Material kriegen. Aber machen Sie es möglichst
unauffällig. Nicht daß die Leute da auf die Idee kommen,
sie kämen mit ins Bild. In dem Moment, wo sie glauben,
sie kommen mit in die Sendung, benutzen sie alle
hochtrabenden Worte, die sie kennen, und zerbrechen sich
den Kopf darüber, was sie anziehen sollen.« Er verzog
sein Gesicht, runzelte bekümmert die Stirn und sagte mit
nasaler Stimme: »Myrtle, hol mal das Feuerzeugbenzin.
Da ist ein Fettfleck auf meinem Jackett.«
»Ich bin sicher, daß ich da einige ganz anständige Leute
finden werde.« Pat zwang sich zu einem leichten Lächeln,
um den in ihren Worten enthaltenen Vorwurf zu
kompensieren.
Luther sah ihr nach, als sie ging. Dabei fiel ihm das
Tweedkostüm in Burgunderrot und Grau auf,
offensichtlich ein Couturier-Modell; dazu die
burgunderroten Lederstiefel mit dem kleinen goldenen
Gucci-Abzeichen, die farblich passende Handtasche und
der Burberry-Mantel über dem Arm.
Geld. Patricia Traymore war von Hause aus reich. So
etwas konnte man immer gleich sehen. Gereizt dachte
Luther an seine eigene bescheidene Herkunft von einer
Farm in Nebraska. Bis zu seinem zehnten Lebensjahr
hatten sie kein fließendes Wasser im Haus gehabt.
Niemand konnte Abigail besser verstehen als er, daß sie
ihre Jugendjahre nicht wieder wachrufen wollte.
War es richtig gewesen, daß er Pat Traymore in dieser
Angelegenheit ihren Willen gelassen hatte? Vielleicht
würde sich Abigail darüber ärgern – aber sie würde sich
wahrscheinlich noch viel mehr ärgern, wenn sie von dieser
Reise erfahren würde und niemand sie darüber informiert
hätte.
Luther stellte seine Gegensprechanlage an. »Verbinden
Sie mich mit dem Büro von Senatorin Jennings.« Dann
wurde er unschlüssig. »Nein, warten Sie; bemühen Sie
sich nicht.«
Er legte den Hörer wieder auf und zuckte die Schultern.
Warum Unannehmlichkeiten verursachen?

6
    Als Pat Luther Pelhams Büro verließ, spürte sie die
Seitenblicke der Mitarbeiter aus der Nachrichtenredaktion.
Sie machte ganz bewußt ein zuversichtliches Gesicht und
schritt energisch voran. Er war sehr freundlich gewesen;
mit seiner Einwilligung zu der Reise nach Apple Junction
hatte er riskiert, den Groll der Senatorin auf sich zu
ziehen. Er hatte zum Ausdruck gebracht, daß er ihr
zutraute, die Sendung in einem halsbrecherischen Tempo
fertigzustellen.
Was ist denn los mit mir? fragte sie sich. Ich müßte mich
eigentlich großartig fühlen.
    Draußen war es kalt, aber strahlend schön. Die Straßen
waren frei, und sie beschloß, zu Fuß nach Hause zu gehen.
Das waren mehrere Kilometer, aber sie brauchte
Bewegung. Warum gestehe ich es nicht ein? dachte sie. Es
lag nur daran, was Luther Pelham gerade über den DeanAdams-Schlamassel gesagt hatte; und was Toby gestern
gesagt hatte. Das Gefühl, daß alle zurückschreckten, wenn
der Name Dean Adams fiel, daß niemand zugeben wollte,
ihn gekannt zu haben. Was hatte Luther über ihn gesagt?
Oh, ja – er glaubte, das Kind wäre gestorben, und meinte,
das wäre wohl auch besser so; es hätte wahrscheinlich
einen Gehirnschaden gehabt.
    Ich habe keinen Gehirnschaden, dachte Pat, während sie
aufspritzendem schmutzigem Schneematsch auszuweichen
versuchte. Aber ich bin geschädigt. Mein Bein ist noch das
Harmloseste dabei. Ich verabscheue meinen Vater für das,
was er getan hat. Er hat meine Mutter umgebracht und
versucht, auch mich zu töten.
    Sie war in dem Glauben hergekommen, sie wolle nur
begreifen, warum er durchgedreht war. Jetzt wußte sie es
besser. Sie mußte sich die Wut und den Schmerz
eingestehen, die sie die ganzen Jahre abgeleugnet hatte.
    Es war Viertel vor eins, als sie nach Hause kam. Es kam
ihr so vor, als strahle das Haus schon eine gewisse
Gemütlichkeit aus. Der alte Marmortisch und die SerapiBrücke bewirkten, daß nicht mehr auffiel, wie verblichen
die Farbe war. Mit den Blechdosen darauf wirkte das
Küchenbüffet jetzt fröhlich; der ovale schmiedeeiserne
Tisch und die Drehstühle, wie sie es auch in den
amerikanischen Drugstores gab, paßten genau unter die
Fenster, und dadurch fiel es leicht, über die
Verschleißspuren auf den alten Fliesen hinwegzusehen.
    Sie machte sich schnell ein Sandwich und bereitete sich
einen Tee, während

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