Das Haus Am Potomac
würden, wäre ich beunruhigt. Glückwunsch. Sie haben auf
Abigail gestern großen Eindruck gemacht.«
Eine schnelle, witzige Bemerkung, und schon war er bei
der Sache. Ihr gefiel das, und sie hatte nicht vor, seine Zeit
damit zu verschwenden, daß sie erst allmählich zum
Problem überleitete. »Ich war sehr beeindruckt von ihr.
Wer wäre das nicht?« Dann fügte sie bedeutungsvoll
hinzu: »Solange ich Gelegenheit hatte, mit ihr zusammen
zu sein.«
Pelham machte eine Handbewegung, als wollte er eine
unerfreuliche Tatsache beiseite wischen. »Ich weiß. Ich
weiß. Man bekommt Abigail schwer zu fassen. Deswegen
habe ich darum gebeten, etwas persönliches Material für
Sie zusammenzustellen. Erwarten Sie von der Dame selbst
nicht viel Mitarbeit, denn die werden Sie nicht bekommen.
Ich habe die Sendung für den siebenundzwanzigsten
eingeplant.«
»Den siebenundzwanzigsten? Siebenundzwanzigsten
Dezember?« Pat hörte, wie sich ihre Stimme hob.
»Nächsten Mittwoch! Das heißt, daß alle Aufzeichnungen,
alles Sichten, Werten, Texten in einer Woche geschehen
müßten!«
»Genau«, bestätigte Luther. »Sie werden das schon
schaffen.«
»Aber warum diese plötzliche Eile?«
Er lehnte sich zurück, schlug die Beine übereinander und
lächelte genüßlich wie jemand, der bedeutungsschwere
Nachrichten zu überbringen hat. »Weil dies nicht einfach
irgendeine weitere Dokumentarsendung sein wird. Pat
Traymore, Sie haben hier die Chance, zur Königsmacherin
zu werden.«
Sie dachte an das, was Sam ihr erzählt hatte. »Der
Vizepräsident?«
»Ja, der Vizepräsident«, bestätigte er, »freut mich, daß
Sie auf dem laufenden sind. Die dreifache BypassOperation letztes Jahr hat sein Problem nicht gelöst.
Meine Spitzel im Krankenhaus haben mir berichtet, daß er
schwer herzleidend ist und seinen Lebensstil ändern muß,
wenn ihm sein Leben lieb ist. Das heißt, daß er mit
ziemlicher Sicherheit zurücktreten wird – und zwar bald.
Um es allen Fraktionen der Partei recht zu machen, wird
der Präsident der Form halber drei oder vier ernsthafte
Anwärter auf den Posten durch den Secret Service
überprüfen lassen. Aber wohlinformierte Kreise wetten,
daß Abigail die besten Aussichten hat. Wenn wir diese
Sendung ausstrahlen, wollen wir damit bewirken, daß
Millionen Amerikaner Telegramme an den Präsidenten
schicken und sich für Abigail aussprechen. Das muß diese
Sendung für sie bewirken. Und bedenken Sie dabei, was
sie für Ihre Karriere bewirken kann.«
Sam hatte gesagt, daß der Vizepräsident vielleicht zurücktreten und Abigail Anwärterin auf sein Amt würde.
Luther Pelham glaubte eindeutig, daß beides unmittelbar
bevorstand und wahrscheinlich war. Zum rechten
Zeitpunkt am rechten Ort zu sein, dabeizusein, wenn etwas
geschah – das war der Traum jeder Journalistin.
»Wenn durchsickert, wie krank der Vizepräsident ist …«
»Es sickert nicht nur durch, mehr als das«, sagte Luther.
»Ich werde es heute abend in meiner Nachrichtensendung
berichten, auch daß gerüchteweise verlautet, der Präsident
trage sich mit dem Gedanken, ihn durch eine Frau zu
ersetzen.«
»Dann könnte die Jennings-Sendung nächste Woche die
höchste Einschaltquote bekommen! Senatorin Jennings ist
dem normalen Wähler nicht besonders bekannt. Alle
werden wissen wollen, was für eine Frau sie ist.«
»Genau. Jetzt verstehen Sie sicherlich, warum es nötig
ist, die Sendung so schnell zusammenzustellen und dafür
zu sorgen, daß sie ganz und gar außergewöhnlich ist.«
»Die Senatorin … Wenn wir die Sendung so blutlos
machen, wie sie es anscheinend gerne hätte, werden Sie
keine vierzehn Telegramme bekommen, geschweige denn
Millionen. Bevor ich diese Sendung vorschlug, habe ich
eine ziemlich umfangreiche Umfrage veranstaltet, um in
Erfahrung zu bringen, was die Leute über sie denken.«
»Und?«
»Die älteren Leute verglichen sie mit Margaret Chase
Smith. Sie bezeichneten sie als beeindruckend, mutig,
intelligent.«
»Was ist daran so verkehrt?«
»Nicht einer von diesen älteren Leuten hatte das Gefühl
zu wissen, wie sie menschlich ist. Sie halten sie für kühl
und unnahbar.«
»Weiter.«
»Die jüngeren Leute hatten eine andere Einstellung. Als
ich ihnen sagte, die Senatorin sei einmal Miss New York
State gewesen, fanden sie das toll. Sie möchten gern
Genaueres wissen. Vergessen Sie nicht: Wenn Abigail
Jennings zur Vizepräsidentin ernannt wird, hat sie am
zweitmeisten
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