Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus am stillen See: Mittsommerglück (German Edition)

Das Haus am stillen See: Mittsommerglück (German Edition)

Titel: Das Haus am stillen See: Mittsommerglück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Engström
Vom Netzwerk:
auf und riss das Lenkrad herum, doch sie konnte das Unheil nicht mehr aufhalten.
    Das Letzte, was sie bewusst wahrnahm, war das Kreischen von Metall, als das Auto mit der Felswand kollidierte. Danach wurde es dunkel um sie herum.
    Stina schnappte scharf nach Luft. Es waren höchstens ein paar Minuten vergangen – das bestätigte auch ein Blick auf den Wecker, der auf ihrem Nachttisch stand –, doch diese kurze Zeitspanne hatte ausgereicht, wieder alles völlig auf den Kopf zu stellen. Das, worauf sie so lange sehnsüchtig gewartet hatte, war endlich eingetreten: Sie erinnerte sich. Mit einem Mal war alles wieder da: Der Tod ihrer Eltern, die Hochzeit mit Patrick, das Aus ihrer Ehe – doch in diesem Moment war sie sich nicht mehr sicher, ob es sich um einen Segen oder viel eher um einen Fluch handelte. Sie taumelte zurück und sank aufs Bett. Verstört fuhr sie sich mit der Hand über die Stirn.
    Wie konnte das sein? Die ganze Zeit über war die Erinnerung an die letzten Jahre weg gewesen, jetzt war alles wieder da? Stina überlegte. Vielleicht war es der Schock. Sie hatte schon oft gehört, dass man durch so etwas geheilt werden konnte. Und so war es ja auch jetzt bei ihr gewesen: Dass sie sich so in Patrick getäuscht hatte, war schlimm für sie gewesen, so schlimm, dass sie es nicht in Worte fassen konnte. Hatte dies dafür gesorgt, dass ihre Erinnerung plötzlich zurückgekehrt war?
    Es war so viel, das nun mit einem Mal auf sie einstürzte, dass sie es so schnell gar nicht verarbeiten konnte, vor allem, weil immer wieder das vor ihrem geistigen Auge ablief, was in den letzten Wochen vor dem großen Krach zwischen Patrick und ihr vorgefallen war: Streit, immer wieder Streit. Vom harmonischen Eheleben, wie Patrick es ihr hatte weismachen wollen, war jedenfalls nichts zu spüren gewesen.
    Ihr Misstrauen war also die ganze Zeit über berechtigt gewesen. Patrick hatte sie hintergangen und betrogen. Dass er seine Affäre bis zum Schluss vehement geleugnet hatte, machte es in ihren Augen auch nicht besser.
    Stina atmete tief durch. Noch vor wenigen Tagen wäre sie froh gewesen, ihr Gedächtnis endlich wiederzuerlangen – jetzt tat es bloß entsetzlich weh. Es gab für sie keine Möglichkeit mehr, die Tatsachen zu verleugnen. Und damit war der Weg, den sie ohnehin einzuschlagen beabsichtigt hatte, der einzig richtige: Sie musste Patrick verlassen.
    Als sich ihr Puls wieder einigermaßen beruhigt hatte, fuhr Stina damit fort, ihre Koffer zu packen. Dieses Mal würde es Margrit nicht gelingen, sie aufzuhalten. Dazu war niemand mehr in der Lage. Dennoch war sie froh, dass sie keiner Menschenseele begegnete, als sie ihr Gepäck bis zum Wagen schleppte, der Margrit und Harald für Einkäufe stets zur Verfügung stand. Zum Glück wusste Stina, wo der Schlüssel aufbewahrt wurde. Sie nahm sich vor, den Wagen am nächsten Bahnhof abzustellen und Patrick eine Nachricht zukommen zu lassen, wo er sich befand. Das zumindest war sie ihm schuldig – mehr jedoch nicht.

9. KAPITEL
    “W o steckt denn Stina?”, fragte Demi scheinheilig, als sie die Küche betrat. Sie hatte gesehen, wie Patricks Frau vor knapp einer Stunde in aller Eile das Haus verlassen hatte und mit dem Kombi weggefahren war. Innerlich triumphierte sie, äußerlich ließ sie sich jedoch nichts anmerken. “Wir wollten heute eigentlich noch mal zusammen in den Ort fahren, aber sie hat sich den ganzen Tag noch nicht blicken lassen. Stimmt etwas nicht mit ihr?”
    Margrits misstrauischer Blick machte deutlich, dass sie Verdacht geschöpft hatte. Das kümmerte Demi allerdings wenig. Was bedeutete schon die Meinung einer kleinen Hausangestellten? Sie und ihr Mann wurden dafür bezahlt, das Anwesen in Ordnung zu halten, ihre Ansichten waren nicht gefragt. So sah es zumindest Demi, und sie war sicher, dass Patrick es ebenso hielt.
    “Sie wird wohl noch auf ihrem Zimmer sein”, erwiderte Margrit knapp, dann wandte sie sich wieder den Töpfen zu, in denen das Abendessen vor sich hin köchelte.
    Demi zuckte die Schultern. Sie wusste, dass es wenig sinnvoll war, in Stinas Zimmer nachzusehen. Patricks Ehefrau hatte ihre Koffer mitgenommen, von daher war nicht anzunehmen, dass sie in absehbarer Zeit zurückkehren würde. Wenn es nach ihr ginge, brauchte das niemals zu geschehen.
    Sie wollte gerade die Küche verlassen, als Patrick hereinstürmte. “Wo ist Stina?”, fragte er ohne jede Vorrede. Sein forsches Auftreten irritierte Demi ein wenig, denn das war eigentlich gar

Weitere Kostenlose Bücher