Das Haus auf den Klippen
wollen.«
»Hör schon auf«, protestierte Elaine. »Du sollst doch ein Verteidiger sein, kein Staatsanwalt. Ich hab die beiden oft mitgekriegt.
Hab ihnen Häuser vorgeführt. Sie waren auf der Suche nach was
Größerem. Sie hatten vor, eine Familie zu gründen, und wollten
mehr Platz haben. Glaub’s mir. Es war ein entsetzlicher Unfall.«
»Wahrscheinlich.« Adam zuckte mit den Achseln. »Vielleicht
werde ich allmählich zu sehr zum Skeptiker.«
Sie nippten an ihrem Wein. Elaine seufzte. »Laß uns das Thema wechseln«, sagte sie. »Das hier soll doch eine festliche Angelegenheit sein. Du siehst wirklich großartig aus, Adam. Mehr noch
– du siehst glücklich aus, ausgeglichen, mit deinem Leben zufrieden. Es ist doch wirklich alles in Ordnung, oder? Mit Menley, meine ich. Ich freue mich schon so darauf, sie kennenzulernen.«
»Menley ist eine Kämpfernatur. Sie schafft es schon. Übrigens,
erwähn bitte nicht, wenn sie herkommt, daß ich dir etwas von
diesen Angstanfällen erzählt hab. Sie redet nicht gern drüber.«
»Das kann ich verstehen.« Elaine musterte ihn. Adams dunkelbraunes Haar fing an ein paar Stellen an grau zu werden. An
seinem nächsten Geburtstag würde er genauso wie sie selbst
neununddreißig werden. Hoch aufgeschossen und schlank, hatte
er etwas Quecksilbriges an sich. Sie kannte ihn schon seit der
Zeit, als sie beide sechzehn waren und seine Familie sich für den
Sommer eine Haushälterin über das Stellenvermittlungsbüro
besorgte, das ihre Mutter leitete.
Im Grunde ändert sich doch nichts, dachte Elaine. Sie hatte
die Blicke mitbekommen, die ihm andere Frauen zuwarfen, als
er zu ihr an den Tisch kam.
Der Kellner brachte die Speisekarten herbei. Adam schaute
sich das Angebot an. »Tatarbeefsteak, gut durchgebraten«,
schlug er lachend vor.
Sie machte eine Grimasse. »Sei nicht gemein. Ich war noch ’n
halbes Kind, als ich das gebracht hab.«
»Ich werde dich’s nie vergessen lassen. ’Laine, ich bin
schrecklich froh, daß du mich dazu überredet hast, herzukommen und mir Remember House anzuschauen. Als es mit dem
anderen Haus schiefging, dachte ich schon, wir kriegen nichts
Anständiges mehr für den August zum Mieten.«
Sie zuckte mit den Achseln. »Das kann vorkommen. Ich bin
bloß froh, daß es jetzt klappt. Ich kann kaum glauben, daß sich
bei diesem Ferienhaus, das ich für dich in Eastham gefunden
hatte, dann so viele Installationsprobleme gezeigt haben. Aber
das hier ist ein wahres Juwel. Wie ich dir schon sagte, stand es
fünfunddreißig Jahre lang leer. Die Paleys sahen das Haus, begriffen, welche Möglichkeiten es hat, und haben es sich vor ein
paar Jahren für einen Apfel und ein Ei geschnappt. Sie hatten
gerade das Schlimmste der Renovierung hinter sich, als Tom
den Herzinfarkt bekam. Er hat damals, als es passiert ist, zwölf
Stunden an einem heißen Tag geschuftet. Jan Paley hat schließlich entschieden, daß es ihr zuviel Haus für eine einzige Person
ist, und deshalb ist es jetzt wieder auf dem Markt. Es gibt nicht
gerade viele authentische Kapitänshäuser, die zu haben sind,
also wird es nicht lange dauern, bis es weg ist, weißt du. Ich
hoffe, daß ihr beiden euch zum Kauf entschließt.«
»Wir werden sehen. Ich hätte gern wieder was Eigenes hier.
Falls wir weiterhin in Manhattan wohnen, wäre es auch sinnvoll.
Diese alten Seeleute verstanden was davon, sich ein Haus zu
bauen.«
»Dieses hat sogar seine eigene Legende, die dazugehört. Anscheinend hat es Kapitän Andrew Freeman siebzehnhundertdrei
für seine Braut errichtet, sie dann aber letzten Endes verlassen,
als er rausfand, daß sie mit irgendeinem Kerl am Ort ein Techtelmechtel gehabt hatte, während er auf See war.«
Adam grinste. »Meine Großmutter hat mir erzählt, daß die
frühen Siedler Puritaner waren. Ich werde sowieso nichts daran
renovieren. Das sind Ferien für uns, auch wenn es unvermeidlich ist, daß ich für ein paar Tage in die Stadt rüber muß. Ich
muß mich um einige Dinge in dem Wiederaufnahmeverfahren
im Fall Potter kümmern. Vielleicht hast du was drüber gelesen.
Der Ehefrau ist übel mitgespielt worden. Ich wünschte, ich hätte
sie von Anfang an verteidigt.«
»Ich würde dich gern einmal vor Gericht in Aktion sehen.«
»Komm nach New York. Sag John, er soll mit dir rüberkommen. Wann heiratet ihr eigentlich?«
»Wir haben das Datum noch nicht genau festgelegt, aber irgendwann im Herbst. Wie nicht anders zu erwarten, ist Johns
Tochter nicht
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