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Das Haus auf der Brücke

Das Haus auf der Brücke

Titel: Das Haus auf der Brücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Othmar Franz Lang
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gelaufen, damit er uns nicht im Gegenlicht des anderen Schiebefensters erkennen konnte.
    Wiederum kehrte er zum Wagen zurück. Er machte den Eindruck, als überlege er, wer ihm diesen Streich mit dem Haus auf der Brücke gespielt haben könnte. Aber er schien zu keinem Ergebnis zu kommen. Schließlich hupte er kurz, als wir uns daraufhin nicht rührten, klingelte er.
    Ich öffnete. »Ja, bitte?«
    »Ich denke, ich sehe nicht recht«, sagte der Mann. »Seid ihr mit eurem Haus hier auf der Brücke hängengeblieben oder hat euch der Winter überrascht?«
    »Keins von beidem, wieso kommen Sie darauf?«
    »Das ist doch hier die Brücke?«
    »Das war die Brücke«, sagte ich. »Die neue Brücke ist weiter unten.«
    »Aber da war doch ’n Umleitungsschild.«
    »Das stimmt«, sagte ich. »Die neue Brücke ist gesperrt.«
    »Gesperrt?« sagte der Mann. »Warum?«
    »Na ja, sie ist eigentlich keine neue Brücke mehr. Sie ist mehr eine kaputte Brücke.«
    »Und wann wird sie wieder instand gesetzt?«
    »Im Frühjahr.«
    »So lange kann ich schwer warten. Hör mal, junger Mann, ich hab’ da hinten, noch hinter dem Bauernhof, ein kleines Grundstück. Ich will mir’s nur noch mal anschauen, bevor ich mit dem Architekten hierherkomme. Und da... Und da...«
    »Sie wissen keinen Architekten?«
    »Nein, schon, natürlich, aber ich sehe, da drüben habt ihr genau solche Schiebefenster wie hier.«
    »Ja und?«
    »Wenn du mich schnell durchließest. Ich zahle auch eine ordentliche Maut, denn ich bin in Eile.«
    »Warum haben Sie’s nicht gleich gesagt?«
    Der Mann zückte eine großformatige Geldbörse und drückte mir einen Zwanziger in die Hand.
    »Da bekommen Sie noch heraus«, sagte ich.
    »Nein, laß, das stimmt schon. Ja, was mache ich, wenn ich im Frühjahr zu bauen beginne, da muß zunächst der Bagger durch, dann das Baumaterial, alles weil diese blöde neue Brücke kaputt ist.«
    »Kommt Zeit, kommt Rat«, sagte ich weise und öffnete die Schiebetüren, und der Mann fuhr durch.
    Die anderen waren in die Küche geflüchtet und warteten dort.
    »Ich habe Brückenmaut kassiert«, rief ich und schwenkte den Zwanziger.
    »Daß wir darauf noch nicht gekommen sind«, rief Don.
    »Die Maut, in festverzinslichen Wertpapieren mündelsicher angelegt, ist eine gute Altersversorgung.«
    »Das kommt nicht in Frage«, sagte Mutti, »wenn er zurückkommt, gibst du ihm den Zwanziger zurück.«
    »Er ist ein Geschäftsmann, der Preis wurde unter den Gesetzen von Angebot und Nachfrage ausgehandelt, ich behalte das Geld.«
    »Ich hätte das Geld nie genommen«, rief Mutti erregt. »Geld nehmen ist keine Schande«, erklärte Don, worauf ich ihm einen Fünfer versprach.
    Wir waren noch mitten im Streiten, da klingelte es auf der anderen Seite.
    Es war der Mann von vorhin, er wollte wieder durch. Als er Mutter sah, stellte er sich vor. »Schulze, mein Name. Ach, gnädige Frau, Sie sind doch nicht böse, daß mich, ich — ich denke, es ist wohl der Herr Sohn gewesen — da durch Ihr trautes Heim ließ, es ist... ich war... Ich bin...«
    »Sie möchten sicher wieder zurück«, sagte Mutter. »Ja, wir öffnen gleich die Türen. Selbstverständlich, Herr Schulze.«
    »Ach, furchtbar nett von Ihnen. Ich habe nämlich da hinten ein Grundstück, eine Waldlichtung, ach, und einen Kleinen haben Sie auch noch, das trifft sich aber gut, für ihn habe ich nämlich etwas. Darf ich schnell mal mit dem Wagen durch?«
    Ja, und dann blieb er mitten in unserem Zimmer stehen, stellte den Motor ab, lief nach hinten und öffnete den Kofferraum, in dem eine Sozialwohnung Platz gehabt hätte.
    »Ich habe nämlich, Sie entschuldigen, eine Spielzeugwarengroßhandlung, und da müßte doch einiges für Ihren Sohn dabeisein.«
    Bero mußte denken, es sei Weihnachten. Er bekam eine mittlere Legostadt, einen ganzen Fuhrpark, einen Zoo, einen Bauernhof.
    Ich kriegte noch einen Fußball. Spinne ein Federballspiel. Und Don ein Zimmergolfspiel.

    »Ach, Sie überschütten uns ja mit Geschenken!« rief Mutter.
    »Nicht der Rede wert, es sind Muster, die sowieso unverkäuflich sind. Jetzt nur noch für den Vater etwas, Sie verstehen, das Kind im Manne will gestreichelt werden und spielen. Was nehmen wir da?«
    »Wollen Sie vielleicht einen Kaffee bei uns trinken?« fragte Mama.
    »Gerne, wenn ich Sie nicht aufhalte. Und hier ein kleines Motorboot für die Badewanne. Ein ausgesprochenes Männerspielzeug. Männer gehen sowieso in der Hauptsache nur in die Badewanne, um entweder zu

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