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Das Haus auf der Brücke

Das Haus auf der Brücke

Titel: Das Haus auf der Brücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Othmar Franz Lang
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Tür auf und ließ dann wieder schließen.
    Nach fünf Minuten schnupperte er wieder.
    Jetzt wollte er es genau wissen. »Wer ist das?« fragte er scharf.
    Gott sei Dank meldete sich einer. Ich atmete auf, so gut ich konnte. Aber ich hatte mich zu früh gefreut. Peter, der sich gemeldet hatte, sagte: »Bitte, der Manfred stinkt so gotterbärmlich.«
    »Manfred, du?« fragte Herr Hofer, als könne er es nicht fassen. Dann kam er zu mir und schnupperte an mir, als wäre er ein Hund und wollte mit mir Bekanntschaft schließen.
    »Tatsächlich, du bist das.«
    »Ich kann nichts dafür«, entschuldigte ich mich.
    »Was hast du gegessen?«, fragte Herr Hofer.
    »Es kommt nicht vom Essen«, erwiderte ich.
    »Dann hast du wohl in einer Jauchegrube geschlafen?«
    »Nein.«
    »Woher kommt dann dieser impertinente Gestank?«
    »Vom Jauchefaß.«
    »Hast du in dem übernachtet?«
    »Nein. Es ist gestern fünf-, nein zehnmal bei uns durchgefahren.«
    »Was heißt durchgefahren? Wo durchgefahren?«
    »Durch unser Wohnzimmer.«
    »Manfred«, schrie Herr Hofer nun, »das machst du nicht mit mir! Ich verstehe manchen Spaß, aber das geht zu weit.«
    »Wir haben zwei Dosen Raumspray verspr...«
    »Das interessiert mich nicht.«
    »Und heute morgen den Anzug mit Kölnischwasser bespr...«
    »Das ist ganz egal! Ich will deinen Vater sprechen, und zwar sehr bald!« Und dann tat er etwas, womit ich überhaupt nicht gerechnet hatte. Er schickte mich nach Hause.
    Auf dem Heimweg traf ich Spinne, und etwas später holte uns Don ein. Er war besonders böse, weil Karin sauer war. »Einer von euch muß sie anrufen, aber besser noch Mutter.«
    »Das ist aber auch nicht die wahre Liebe«, sagte Spinne, »wegen so einem bißchen Geruch gleich die Freundschaft aufkündigen.«
    »Sie bildet sich ein, es wäre Mundgeruch von mir.« Daheim trafen wir Mutti ziemlich verstört an. »Ich weiß nicht«, sagte sie, »als ich einkaufen war, haben mich alle Leute so komisch gemustert. Und wieso seid ihr schon da?«
    »Sie haben dich gemustert, weil du gestunken hast«, erklärte Spinne. »Was denkst du, warum wir nach Hause kommen?«
    »Weil ihr gestunken habt? O Gott!«
    »Dabei ist es der natürlichste Geruch der Welt«, sagte Don. »Wenn das nicht verrückt ist! Demnächst werden sie noch ein Deodorant für Kühe entwickeln, damit die Milch besser schmeckt.«
    »Herr Hofer möchte mit Vater sprechen«, meldete ich.
    »Was hast du angestellt?«
    »Nichts. Ich hab’ gesagt, daß das Jauchefaß zehnmal durchgefahren sei. Da fragte er, wo durchgefahren, ich sagte durchs Wohnzimmer, und da riß ihm der Faden, und er schrie.«
    »Wenn Lehrer nur einmal die Wahrheit glauben würden«, seufzte Mutti.
    Nur Vater kam am Abend vergnügt nach Hause. Der Chef hatte an ihm geschnuppert und gefragt: »Ah, Herr Krämer, Sie sind auch Hobbygärtner? Wo haben Sie denn den prächtigen Kuhmist bekommen?« — »Vom Bauern«, hatte er gesagt. — »Welchem Bauern?« — »Von dem, der immer mit seinem Jauchefaß durch unser Wohnzimmer fährt.« Und da sei der Chef beinahe erstickt vor Lachen.
    »Also glaubte er dir, daß der Bauer durchs Wohnzimmer fuhr?«
    »Nein, das natürlich nicht. Er hielt’s nur für eine ungeheuer originelle Antwort.«
    Was blieb mir übrig, ich mußte mich aufs Rad schwingen und zum Bauern fahren, um Kuhmist für die Rosenbeete des Chefs zu erbetteln.
    »Dafür, daß Sie uns gestern so verstunken haben«, sagte ich.
    Und dann erzählte ich dem Bauern und seiner Familie, die immer noch zahlreich war, was heute in der Schule passiert war. Die biederen Leute lachten Tränen.

    Ich wüßte nun wirklich gern, was es an dieser Geschichte zu lachen gibt.

    Ich sitze an meinem Tisch, kaue an meinem Füllhalter und überlege, was ich schreiben soll. Draußen haben wir Föhn, aber das kann ich nicht schreiben. Bero hatte vorige Woche Geburtstag und wurde vier, das sagt auch nichts. Und eigens eine Geschichte erfinden, für Petra? Nein! Niemals!
    Endlich schreibe ich:
    »Liebe Petra,
    herzlichen Dank für Deinen Brief und vor allem für die wunderschöne Kletterrose, die Deine Eltern und Du uns geschickt haben. Das heißt, wir können natürlich noch nicht erkennen, daß die Kletterrose wunderschön ist, aber auf dem Farbdruck, der von der Baumschule beigelegt war, da ist sie wunderschön. Wir haben sie ganz im Winkel von dem Steinbruch gepflanzt, daß sie da die Wand hochgehen kann. Wir haben beim Pflanzen alten Kuhdung mit beigemischt, weil das ja besonders

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