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Das Haus auf der Brücke

Das Haus auf der Brücke

Titel: Das Haus auf der Brücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Othmar Franz Lang
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der Mitte des Wohnzimmers begannen sie zu rennen, als wären sie in eine Falle geraten. Als sie alle durch waren, stellte Mutti mit Befriedigung fest, daß sogar die Schafe unseren Fußboden respektiert hatten. Sie fegte aus und deckte den Tisch fürs Abendbrot.
    Als wir alle beim Tisch saßen und es einen Moment still war, hörten wir ein leises Schnarchen.
    »Hallo!« rief Vater. »Ist da noch jemand?«
    Keine Antwort.
    Aber dann wurde das Schnarchen immer lauter. Wir standen auf und machten uns auf die Suche. Schließlich fanden wir die Erklärung für die Laute.
    Hinter Muttis Schreibtisch lag auf einem Fell ein kleines Lamm und schlief.

    »Ich weiß«, sagte Bero, »das ist mein Lamm. Es hat mich gesehen und will bei mir bleiben.«
    »Wir können doch kein Lamm behalten«, sagte Vater, »das gehört uns doch nicht. Wir haben ja nicht mal einen Stall für ein Lamm.«
    »Das macht nichts, es kann bei mir im Bett schlafen.«
    »Ein so kleines Lamm will aber noch bei seiner Mutter
    sein.«
    »Dann holt sie halt.«
    »Das schlag dir aus dem Kopf, das kommt überhaupt nicht in Frage«, sagte Vater.
    Und eine Stunde später kaufte er dem Bauern das Lamm samt Mutter ab.

    Tja, und so war plötzlich der Morgen da, an dem die Engels ab reisen wollten. Wir redeten eine Menge Unsinn, und weil wir immer noch Neues zu reden wußten, wurde es ein sehr langer Abschied.
    »Mach’s gut«, sagte Petra und reichte mir die Hand, ehe sie in den Wagen stieg. »Mach’s gut.«
    »Danke«, sagte ich, »du auch. Ruf an, wenn ihr daheim seid, schließlich macht man sich Sorgen.«
    »Mache ich«, sagte sie, und dann drückte sie Bero an sich und küßte ihn ab, bis der »jetzt ist’s aber genug« schrie.
    Er ist eben doch noch ziemlich klein und dumm. »Also Manfred«, sagte Mäxchen und legte ihren Arm um meine Schulter, »du kommst mal, versprochen?«
    »Versprochen«, wiederholte ich ziemlich mühsam. Ich weiß nicht, sie nahm mir immer ein wenig die Luft. Und obwohl sie schon über dreißig war wie Mutti, sah sie in ihren Jeans und in ihrer rotweiß karierten Bluse noch ziemlich gut aus.
    »Also«, sagte dann der Richter zu mir, »zwischen uns ist sowieso alles klar, nicht?« Er faßte ein Büschel meiner Haare und zog daran.
    Petra saß schon blaß im Wagen, sah wie abwesend zu und machte ein Gesicht, als sollte sie entführt werden.
    Und dann fuhren sie los. Und wir konnten gar nicht gut winken, weil der Wohnwagen ja alles abdeckte. Und sicher war es auch gut so. Was sollte noch das Gewinke und Getue? Man mußte sich um die kümmern, die zurückgeblieben waren.
    Um Bero zum Beispiel. Ich nahm ihn hoch und drückte ihn an mich. Und dann küßte ich ihn auch ab.
    »Hör auf!« schrie er. »Du küßt genau dahin, wo auch Petra mir Bussis gegeben hat.«

    Es wurde schlagartig Herbst. Von dem großen Ahorn fielen die Blätter, am Morgen hing Nebel in den Weiden, und die Kühe in den Wiesen husteten. Wenn ich mit dem Rad in die Schule fuhr, wurden schon die Finger klamm, und die Augen tränten mir manchmal. Don hatte eine neue Klassenkameradin, Karin. Sie kam ziemlich oft zu uns, und sie machten dann miteinander Hausarbeiten. Sie war fast so groß wie er. Und sie steckten immer zusammen. Manchmal hielten sie auch Händchen, wenn sie Vokabeln büffelten oder so.
    Mutti übersetzte einen neuen Krimi. Ein reicher Mann, dessen reiche Frauen immer kurz nach der Hochzeit umgekommen waren, heiratete eine reiche Frau, deren reiche Männer immer kurz nach der Hochzeit umgekommen waren. Und jetzt versuchten die beiden, sich gegenseitig umzubringen. Sie hatten dazu eigens ein alleinstehendes Schloß gemietet und eine taube Köchin und einen stummen Diener angestellt. Mutti sagte, manchmal sei die Sache nicht ohne Humor, englischen Humor, versteht sich, und dabei klapperte sie mit den Zähnen und hatte die Gänsehaut.
    Ach ja, und Petra schrieb fast jede Woche. Sie erzählte mir haarklein, was sie da oben im Nordwesten alles tat. Sie hatte mir auch ein Foto von ihrem Haus geschickt, wo sie aus dem Fenster guckt. Aber man erkennt sie nur recht schlecht darauf. In Wirklichkeit war sie viel hübscher. Außerdem sah man nur ihren Kopf.
    Es zeigte sich auch, daß der Mann, der uns das Haus verkaufte, nicht gelogen hatte, als er versprach, es hätte eine sehr gute Wärmeisolierung. Wir hatten es wirklich schön warm. Das merkten auch die Leute, die jetzt über die Brücke mußten. Es war gut, vom strömenden Regen draußen in unser Haus zu

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