Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman
passiert ist, nicht mit heute vergleichen. Vor vier Jahren habe ich falschgelegen, Unsinn geredet. Heute habe ich im Grunde nichts Falsches gesagt ⦠«
» Ja, es stimmt, er hat seine Approbation verloren. Aber weiÃt du auch, warum? Weil er einem Todkranken zum würdigen Sterben verholfen hat. Das ist seine ganze Schuld. «
» Das wusste ich nicht « , sagte Elsa betroffen.
» Seither hat er mehrere tausend Menschen behandelt, die sich normalerweise einen Arzt nicht hätten leisten könnten. Nachdem er dich bei sich aufgenommen hatte, war es noch schwieriger für ihn, weil die Methodisten und einige andere WeiÃe ihn boykottierten. Sie warfen ihm Unmoral vor. «
» Ich hatte ja keine Ahnung « , rief Elsa. » Woher weiÃt du das alles? «
Iolana schlug die Augen nieder. In diesem Moment ahnte Elsa, was sie gleich zu hören bekommen würde, und verkrampfte.
» Max und ich ⦠wir haben uns seit einigen Wochen ⦠wir haben uns langsam angenähert. Wir sind deswegen noch kein Paar, weil ich ⦠Ihr habt so etwas wie eine gemeinsame Vergangenheit, und ich habe gespürt, dass ich dir wehtun würde, wenn ich mit Max zusammenkomme. «
Der Kloà in Elsas Kehle war so groÃ, dass sie kein Wort herausbekam.
Eine Weile standen die beiden Frauen sich gegenüber, ohne zu sprechen, bis Iolana schlieÃlich die Petroleumlampe nahm und über den Steg langsam zum Café zurückging.
Elsa lieà sie nicht aus den Augen. Nach dem ersten Schock war ein furchtbares Rumoren in ihr, ein gärendes Gemisch aus Ãbelkeit, Ohnmacht und Wut. Wieder einmal wurde sie weggestoÃen und für etwas bestraft, das sie nicht verstand: ihre Familie, der sie nie gut genug gewesen war, Henning, der sie zurückgelassen hatte wie eine Pflanze, als hätte es keine Trauung und kein gemeinsam verbrachtes Jahr gegeben, seine Eltern, für die sie ein Ãffchen gewesen war, die WeiÃen von Port Rabaul, die in ihr eine Hure sahen, Max, der ihr Geld brüsk abgelehnt hatte, und nun auch noch Iolana, die sich Max nahm. Iolana und Max â darauf wäre sie nie gekommen.
Sie konnte machen, was sie wollte, irgendjemand bestrafte sie immer. Dabei wollte sie doch bloà ein Zuhause, ein bisschen Liebe und ihre Ruhe.
Sie holte Iolana im Café ein und stellte sich ihr in den Weg.
» Und wie soll das weitergehen? « , fragte sie.
» Wieso? Was meinst du? «
» Mit dir und Max. «
» Ich weià es nicht. Wir werden sehen. «
» Du stiehlst mir den Mann, den ich liebe, du stehst in dem Café, das ich bezahlt habe ⦠Wir werden das verdammt noch mal klären. «
Iolana seufzte, stellte die Petroleumlampe auf dem Tresen ab und sagte: » Nicht ich bin dein Problem, auch nicht wie es mit Max und mir weitergeht. Dein eigentliches Problem hast du noch nicht erkannt, dass du nämlich viel zu viel Geld hast, mit dem du nicht umgehen kannst. «
Elsa lachte auf. » Das sagt ausgerechnet die Frau, die bisher am meisten von meinem Geld profitiert hat. «
» Ich kritisiere keineswegs deine Freigiebigkeit. Doch du gibst nicht, um anderen eine Freude zu machen, sondern um dir Dankbarkeit, Liebe und Freundschaft zu kaufen oder zu sichern, und das wird auf Dauer nicht gutgehen. Geld kann die entsetzlichen Lücken in deinem Leben nicht füllen, da hatte Max ganz recht. «
Entsetzliche Lücken, das war für Elsa wie eine Ohrfeige. Aber dass Iolana offenbar mit Max über sie sprach â und wie sie vermutlich über sie sprach â, das war ein harter Schlag.
» WeiÃt du, was ich glaube « , erwiderte sie inbrünstig, » dass du neidisch auf mich bist. Nicht nur weil ich ein Kind geboren habe, sondern auch weil Titus mich zur Frau genommen hat und nicht dich. Von uns dreien hast du ihm am nächsten gestanden, du hast diesen Schurken sogar ein bisschen geliebt, nicht wahr? Aber geheiratet hat er die Prinzessin. Und sein Geld hat er allein ihr hinterlassen. Du tust immer so, als würdest du dir aus Geld nichts machen, aber du hast es mit vollen Händen genommen, um dir dieses irrsinnige polynesische Tempel-Café zu bauen. «
Der Trotz, der Stolz, der Champagner, die Verzweiflung und das im Ozean versunkene Opium verschworen sich, und Elsa rief: » Aber weiÃt du, was? Wenn du dich weiterhin an Max ranmachst, dann ist das Café schneller weg, als du denkst. Ohne die Millionen, meine Millionen,
Weitere Kostenlose Bücher