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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Erinnerungen geweckt hatte, und das Auf und Ab mit Max hatten sie jedoch so sehr aufgewühlt, dass sie spürte, sie würde sich nicht von allein wieder fangen können. Dafür brauchte sie die Hilfe der Tränen der Mohnblüte.
    Â» Bitte entschuldige mich « , sagte sie. » Das war alles ein bisschen viel heute. Ich gehe mich kurz frischmachen, danach reden wir in Ruhe weiter, ja? «
    Sie glaubte, die Kurve zur Versöhnung nach ihrer Rückkehr schnell wieder zu kriegen, zumal auch auf Max’ Gesicht ein gewisses Bedauern über den Streit zu lesen war.
    Als sie mit zittrigen Fingern nach ihrer Handtasche auf dem Tresen griff, fiel diese herunter, und der Inhalt verteilte sich auf dem Boden.
    Elsa kniete nieder, sie warf sich geradezu auf das verstreute Gut. Als sie zu Max aufsah, erkannte sie jedoch, dass es zu spät war. Es war für sie nicht schwer zu erraten, auf welchem Gegenstand sein ernster Blick ruhte. In einem ersten Impuls wollte sie ihm irgendeine Geschichte auftischen und der Lüge von zuvor eine zweite hinzufügen.
    Die Absicht war schon mit dem ersten Wort dahin.
    Ich muss mich nicht rechtfertigen, vor niemandem, schoss es ihr durch den Kopf. Die Zeiten waren ein für alle Mal vorbei.
    Wilder Trotz, der ihr in dieser Intensität unvertraut war, erfasste Elsa. Ein Moment der Enthemmung genügte, um etwas zu sagen, das sie sofort bereute: » Was siehst du mich so an? Ja, gut, ich habe dich angelogen. Na und? Du hast nicht nur mich, sondern alle Menschen getäuscht. Du bist schon lange kein Arzt mehr. Man hat dir die Approbation entzogen. «
    Erst in dieser Sekunde wurde Elsa wieder bewusst, dass auch noch andere Gäste im Raum waren. Minutenlang war sie wie in einer Blase mit Max gewesen, es hatte nur sie und ihn gegeben. Irritiert blickte sie sich um.
    Während Iolana am Tresen saß und das Gesicht in den Händen verbarg, kaute Paulette nervös auf den Lippen. Die Kinder, die Nurse, die Band, das Personal und Gung sahen verlegen zu Boden oder beschäftigten sich mit irgendetwas, nur um jeden Blickkontakt mit ihr zu vermeiden. Jedenfalls kam es Elsa so vor. Während sich die beiden amerikanischen Gäste von dem großen Theater, das ihnen geboten wurde, offenbar bestens unterhalten fühlten, tuschelten die Filipinos miteinander in einer Weise, die Geringschätzung verriet.
    Ermattet setzte Elsa sich auf den Boden, als würde sie ausbluten. Unfähig, irgendetwas zu sagen oder zu tun, sah sie dabei zu, wie Iolana erst die Gäste aufforderte zu gehen, dann das Personal und die Band verabschiedete und das Café schloss.
    Paulette beugte sich zu Elsa. » Komm, Chérie, wir fahren nach Hause und halten deinen Kopf unter kaltes Wasser. «
    Â» Ich will nicht « , sagte Elsa.
    Â» Gut, dann lassen wir das mit dem Wasser und nehmen stattdessen Honig. «
    Â» Ich will nicht « , wiederholte Elsa, für jede Form von Humor unempfänglich. Sie blieb regungslos sitzen, obwohl Paulette ihr unter die Arme griff.
    Â» Du kannst nicht die ganze Nacht hierbleiben, Chérie. « Paulette seufzte. » Also schön, ich bleibe bei dir. «
    Â» Geh bitte « , sagte Elsa, und die Französin respektierte ihren Wunsch ohne weitere Diskussion.
    Iolana verabschiedete einen nach dem anderen, Max zuletzt. Elsa hörte, wie die beiden am Eingang miteinander flüsterten.
    Langsam konnte sie wieder klar denken. Sie begriff nach und nach, was sie angerichtet hatte. Die durch den Boykott ohnehin schon schwierige Situation des Cafés hatte sie durch ihr Verhalten noch weiter verschlimmert. Wort für Wort würden die Filipinos und die Band ihren Auftritt weitererzählen, und bald würde ganz Port Rabaul Bescheid wissen. Sie hatte Max bloßgestellt. In einer einzigen Sekunde hatte sie zunichtegemacht, was sie neu hatte beleben wollen. All diese bitteren Erkenntnisse gingen mit der Angst einher, nun auch noch Iolana verloren zu haben.
    Furchtsam beobachtete Elsa jede Bewegung ihrer Freundin – wie sie das Café abschloss, die Schirme auf der Seeterrasse einklappte, die Windlichter ausblies, die Lampen löschte. Elsa sehnte sich nach einem Wort Iolanas, und zugleich war ihr davor bange.
    Â» Du kannst in einem der acht Gästezimmer im Obergeschoss schlafen. Ich bin in der Zwei. Gute Nacht. «
    Â» Gute Nacht. «
    Elsa wäre es lieber gewesen, wenn Iolana sie angeschrien statt freundlich behandelt hätte.

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