Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman
nicht zu beunruhigen brauchte.
» Gibt es etwas Neues? « , fragte er, während er seine Arbeit wieder aufnahm und eine Tuchserviette um den Flaschenhals drapierte.
Sie fand, er machte seine Sache gut, es wirkte authentisch, so als wäre er nie etwas anderes gewesen als Barkeeper. Er strahlte genau die richtige Mischung zwischen Lockerheit und Souveränität aus, die der Chef eines exotischen Cafés haben musste. Dass zwei Hemdknöpfe zu viel offen standen, nahm ihm im » Pacifico « gewiss keiner übel.
» Nein, sie hat sich noch immer eingeschlossen. Weder Paulette noch ich dringen zu ihr vor. Kommst du hier zurecht? «
Er machte eine Kopfbewegung in Richtung des Inders. » Ich habe mir Hilfe geholt. Die Bar läuft. «
» Iolana weiÃ, dass du alles im Griff hast, sonst würde sie sich nicht den Luxus tagelangen Eremitendaseins erlauben. «
» Von Luxus kann man in diesem Zusammenhang wohl kaum sprechen « , korrigierte er Elsa und gab ihr damit zu verstehen, dass er keinerlei Kritik an Iolanas Verhalten zulassen würde. Mit einer kraftvollen Handbewegung betätigte er die Glocke, das Zeichen, dass das Tablett fertig war.
Elsa wartete, bis der Maori-Kellner es abgeholt hatte. Dann sagte sie: » Iolana hat gewiss ihre Gründe. Es ist völlig klar, dass dieser Akamu ihr irgendetwas angetan hat, und ich bin wirklich die Letzte, die einer verzweifelten Frau taugliche Verhaltensratschläge geben könnte. «
Sie hatte offensichtlich die richtigen Worte gefunden, denn Max entspannte sich von einem Moment auf den anderen. Er seufzte, öffnete sich.
» Sie hat nie mit mir darüber gesprochen « , sagte er auf eine Weise, die Elsa auf den Gedanken brachte, dass ihm Iolanas Schweigen mindestens so viel zu schaffen machte wie ihr derzeitiger Zustand. » Nicht ein Wort über ihre Ehe ⦠und dass sie eine Tochter hat. «
» Zu Paulette und mir hat sie auch nichts gesagt. «
» Auch wenn ihr drei euch sehr nahe steht, ist das nicht dasselbe. «
Elsa hielt es für besser, sich nicht dazu zu äuÃern, gab ihm aber insgeheim recht.
» Ich weià nur eines « , sagte sie. » Dass es nichts bringt, vor der Vergangenheit davonzulaufen. Sie holt einen sowieso irgendwann ein, auf die eine oder andere Weise. Man muss sich ihr stellen ⦠«
» Worauf willst du hinaus? «
» Auf Mele. « Elsa nippte an dem Champagner, den Max ihr serviert hatte. Mit der anderen Hand fächelte sie sich mit einem Wedel aus Bast Luft zu. » Akamu ist fort, heute mit einem Dampfer für immer abgefahren, und Iolanas Tochter steht unter der Fuchtel der Malone und ihres Pastorengatten. Der Mann hat den Charme eines Totengräbers. «
» Ja, schon, aber ⦠bevor du Iolana dazu bringst, ihre Tochter zu sich zu holen, musst du sie erst einmal dazu bringen, ihr Zimmer zu verlassen. «
Elsa lächelte. » Wenn der Prophet nicht zum Berge kommt, dann muss der Berg eben zum Propheten gehen. «
» Seit wann hast du ein Faible für biblische Vergleiche? «
» Seit ich beschlossen habe, die kleine Mele den Klauen dieser selbsternannten Dolmetscher Gottes zu entreiÃen. «
» Sie werden das Mädchen nicht so einfach hergeben. «
» Besser, man fragt sie erst gar nicht. «
Max sah sie eine Weile an, während er ein Bier zapfte. Plötzlich hielt er inne, beugte sich über den Tresen und fragte mit verschwörerisch leiser Stimme: » Sehe ich das richtig? Du sitzt hier seelenruhig, süffelst Champagner, fächelst dir Luft zu und sprichst im Plauderton über eine Kindesentführung? «
Elsa ahmte den Tonfall der rauen Kerle mit den schlechten Hüten nach, die in Hollywood-Streifen ihr Unwesen trieben. » Das Ding soll noch heute Nacht steigen. Und du bist dabei. «
Er wusste nicht, ob er lachen sollte. » Du bist verrückt. Ver-rückt. «
» Ja, aber für einen guten Zweck. «
» Wir können doch nicht einfach ⦠Meles Vater hat das Mädchen der Malone übergeben. «
» Mele ist kein Kaninchen. Man kann ein Kind nicht einfach irgendwohin geben. Ihre Mutter lebt in unserem Haus, damit gehört Mele zur Familie. «
» Schon, aber ⦠«
» Ich habe das Methodistencamp ausgespäht, ich weiÃ, wo Mele schläft, worauf ich achten muss ⦠Ich mache es auf jeden Fall, mit dir oder ohne dich. Die Sache ist nur « , sie trank
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