Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Zeichen von Elsa holte einer der Diener die kleine Mele herbei. Sie sagte: » Ich will noch ein bisschen mit Keanu spielen. Darf ich? «
    Elsa stimmte lächelnd zu. » Natürlich, meine Kleine. Keanu freut sich sicher darüber. Du wirst ab jetzt bei uns bleiben, bei deiner Mutter … «
    Wie ein Blitz fuhr Iolanas Stimme dazwischen: » Nein! « , rief sie und brachte damit ihre Tochter den Tränen nahe.
    Myrtle Malone ergriff Meles Hand. » Du hast es gehört, mein Kind. Deine Mutter will dich nicht. Und dein Vater auch nicht. Ab jetzt wirst du bei der besten Familie der Welt wohnen, der Familie der Methodisten. «
    Akamu sagte: » Damit ist es entschieden. Leb wohl, Iolana. « Er ging fort.
    Myrtle Malone zog das widerstrebende Kind mit sich, dessen andere Hand sich Iolana entgegenstreckte. Mele warf einen letzten verzweifelten Blick zurück, der nicht nur ihrer Mutter, sondern auch Elsa galt. Deren Herz krampfte sich zusammen.
    Â» Also wirklich, was war denn das! « , schrie sie Iolana an. Es kochte in ihr. » Du hast während des ganzen Treffens nur zweimal den Mund aufgemacht, und zwar um deine Tochter traurig zu machen. Wärst du stattdessen mal deinen Mann hart angegangen! Was hat er überhaupt verbrochen, außer dass er aussieht, als könnte er Kokosnüsse mit der bloßen Hand zerdrücken und hätte dabei jede Menge Spaß? Seine Tochter jedenfalls, eure Tochter, scheint er anständig zu behandeln. «
    Iolana öffnete den Mund. Endlose Sekunden lang bewegte sie die Lippen, als würde sie sprechen, brachte jedoch kein Wort hervor. Wie eine Taubstumme presste sie schließlich einige unverständliche Laute aus sich heraus, bis Max einschritt.
    Â» Du siehst müde aus, Iolana. Ich bringe dich in dein Zimmer. «
    Willenlos ließ sich die Polynesierin von Max führen, der Elsa im Vorbeigehen einen Blick zuwarf, der ihr zu sagen schien: Wir reden später.
    Als auch Lucas und Lucille auf ein Zeichen ihrer Mutter hin ins Haus gingen, waren Paulette und Elsa unter sich.
    Â» Im Gegensatz zu dir brauche ich keine Erklärung von Iolana « , sagte Paulette. » Dass sie sich zehn Jahre lang vor ihrem Mann versteckt hat, genügt mir als Beweis, dass er ein Schweinehund ist. «
    Â» Ich bitte dich, für dich ist ein Mann ja schon ein Schweinehund, wenn er mal einen Furz im Bett lässt. «
    Â» Nein, dann ist er ein Schwein. «
    Â» Schön, zu erfahren, dass du die Männer immerhin in zwei Kategorien einteilst. «
    Â» In drei. Vergiss deine Crêpe-Männer nicht, die so süß sind, dass ich schon bei ihrem Anblick Sodbrennen bekomme. «
    Sie wechselten ein subtiles Lächeln, und damit war alles gut. Mit Paulette konnte Elsa frei von der Leber weg disputieren, rustikal und feinsinnig zugleich. Sie musste ihre Worte nicht abwägen, musste nie fürchten, Paulette zu beleidigen, und wusste zugleich, dass alles, was die Französin sagte, nie beleidigend gemeint war. Der Sarkasmus ihrer Freundin hatte Elsa bereits beim ersten Kennenlernen angesprochen, auch wenn die beiden recht unterschiedlichen Frauen Iolana gebraucht hatten, um miteinander zurechtzukommen. Es war schon seltsam, Iolana war damals ihre Schlichterin und Vermittlerin gewesen. Und heute? Heute versuchte Paulette zwischen Elsa und Iolana zu vermitteln.
    Es war nicht so, dass sie sich stritten. Seit der großen Versöhnung nach Elsas Entzug hatte es kein einziges böses Wort mehr zwischen ihnen gegeben. Iolanas sanfte Freundlichkeit, ihre Bereitschaft zu verzeihen und nicht zuletzt die Liebe, die sie Keanu und auch Elsa entgegenbrachte, sicherten ihr einen Platz in Elsas Herz. Trotzdem … Es gelang Elsa nicht, ein leichtes, unbefangenes Gespräch mit Iolana zu führen oder einfach nur gedankenlos mit ihr zusammen zu sein wie mit Paulette. Ein Aufpasser in Elsa, eine innere Stimme, riet ihr dauernd dazu, ihre Worte abzuwägen, ihre Gesten zu wählen. Jedes Lächeln, jede Berührung war kontrolliert und manchmal auch gezielt platziert.
    Heute hatte Elsa den Aufpasser in ihr zum ersten Mal seit drei Jahren überstimmt.
    Â» Was auch immer Akamu ihr angetan hat, sie hat kein Recht, Mele dafür verantwortlich zu machen « , sagte Elsa. » Dieses arme Kind der Malone und ihren Getreuen zu überlassen ist unverantwortlich. «
    Â» Du denkst wirklich, dass dies der wahre Grund für deine Empörung ist?