Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman
gegriffen. Und prompt bist du darauf hereingefallen. «
» Du lügst « , rief Elsa.
» Wie du meinst. Aber die Fälschung ist so schlecht gemacht, dass die Behörde sich schieflachen wird, wenn du damit ankommst. Wir beide, mein Schatz, sind noch immer verheiratet. «
Es war vier Uhr, stockfinstere Nacht. Die Fackeln waren erloschen, die Gäste hatten sich schlafen gelegt, und der Mond war hinter den Bergen verschwunden. Durch Port Rabaul torkelten nur noch einige Betrunkene, deren Rufe wie schwache Seufzer durch die Nacht drangen. Nicht weit entfernt spielte jemand Ukulele, vielleicht ein Romeo, der seine Geliebte anschmachtete, aber auch sein Gesang wurde vom Grollen der Brandung weitgehend überlagert. Die Luft war noch immer sehr warm und trug das Parfüm des Waldes und der nachtblühenden Blumen in sich.
Elsa und Paulette waren zum » Café Pacifico « gefahren, ursprünglich, um Max und Iolana einzuweihen. Im letzten Moment hatten sie es sich anders überlegt, vielleicht, weil die beiden zu sehr mit Aufräumen beschäftigt waren, vielleicht aber auch, weil sie irgendwie schon ahnten, dass das, was sie zu bereden hatten, besser für vier als für acht Ohren geeignet war.
Sie saÃen auf dem Steg, lieÃen die Beine knapp über dem Stillen Ozean baumeln. Ein einziges Windlicht brannte und flackerte noch, warf unruhige Schatten, die das widerspiegelten, was in den Herzen von Elsa und Paulette vorging.
Sie hatten schon einige Krisen erlebt und gemeistert, aber diese war existenzbedrohend.
» Wenn die Ehe von dir und Henning nicht annulliert wurde « , erklärte Paulette, » dann war deine Ehe mit Titus niemals rechtsgültig. Damit ist auch das Testament hinfällig, denn es basierte auf einer falschen Annahme. Wir verlieren alles, wenn das herauskommt. «
Elsa schwieg.
» Dieser versoffene, feige Zocker ist das Schmierigste, was mir je begegnet ist « , fluchte Paulette. » Ich sag es nicht gern, aber ich wünschte, er hätte damals in eurer Hochzeitsnacht noch sieben oder acht Schnäpse mehr getrunken. Dann wäre uns allen viel erspart geblieben. «
Auch dazu äuÃerte Elsa sich nicht.
» ScheiÃkerl « , sagte Paulette. » Seine Leber ist gröÃer als sein Gehirn und hat weit mehr zu tun. Aber mit dem bisschen Verstand, das er besitzt, kann er es leider sehr weit bringen. Mit den zehntausend Pfund im Monat und dem Zimmer im âºPacificoâ¹, die er für den Anfang verlangt hat, könnte man sich ja noch arrangieren, aber wir wissen beide, dass ihm das auf Dauer nicht genügen wird. Bald will er fünfhunderttausend, dann eine Million, dann ein Zimmer in der Villa und irgendwann die ganze Villa. «
Noch immer schwieg Elsa.
» Er wird wieder zocken « , sagte Paulette. » Es gibt zwei Umstände im Leben, die Menschen dazu bringen, in schlechte Gewohnheiten zurückzufallen: groÃe Erfolge und groÃe Krisen. «
Elsa fing einen Blick Paulettes auf, den sie richtig zu deuten wusste. Sie war bei ihrem vierten Gin Pahit angelangt, entgegen dem selbstauferlegten Reglement der letzten Jahre, nie mehr als zwei davon zu trinken.
» Und wenn wir ihn internieren lassen? « , schlug Elsa vor und brach widerwillig ihr Schweigen. Am liebsten hätte sie gar nichts gesagt. » Er käme dann in ein Lager auf dem australischen Kontinent, weit genug weg, um keinen Ãrger zu machen. «
» Ja, dein Gouverneur könnte das ohne Weiteres arrangieren « , bestätigte Paulette.
Elsa blickte von ihrem Drink auf. Sie hatte Paulette in ihre Beziehung mit Arthur McNamee nicht eingeweiht, trotzdem hatte sie es irgendwie erfahren.
Nach all den Jahren und Erlebnissen verspürte Elsa immer noch das Bedürfnis, sich zu rechtfertigen. Das kleine Mädchen in ihr rang beständig mit der stolzen Frau. Sie wollte gefallen, wollte sie selbst sein, doch das passte nicht immer zusammen. Es machte ihr nichts aus, was die Leute in Rabaul über sie tuschelten und was sie über ihre kleinen Affären dachten â die Kamelienmänner waren harmlos und hübsch. Arthur McNamee dagegen war in jeder Hinsicht unter Elsas Würde. Es störte sie, dass Paulette denken könnte, sie fühle sich zu ihm hingezogen. Aber sie wollte auch nicht aufdecken, dass sie es nur für Max tat. Für Max, der vielleicht ebenfalls schon von diesem Gerücht gehört hatte und maÃlos enttäuscht
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