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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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müssen weiterleben, und wir müssen uns ab und zu auch einmal freuen. Sonst verkümmern wir irgendwann, und damit ist niemandem geholfen. «
    Nach dem zweiten Glas Champagner, den sie vorher noch nie gekostet hatte, gab sich die Bleulich mit dieser Erklärung zufrieden. Eine Auswahl an Süßspeisen tat das Übrige, und als das betagte Fräulein einige Sekunden lang unaufmerksam war, setzte Elsa sich ab.
    Der zweite Spielverderber war weniger leicht loszuwerden. Es war ihr » Zuhälter « , wie sie ihn im Stillen nannte. Sie hatte ihn natürlich einladen müssen, schließlich war er der Gouverneur. Er war aber auch ein miserabler Liebhaber und ein noch schlechterer Tänzer. Zwei Meter groß, schlaksig, ungelenk und betrunken wie er war, harmonierten seine Schritte überhaupt nicht mit Elsas. Zudem fasste er ihr viel zu tief um die Taille, die dort, wo seine Hand lag, schon keine Taille mehr war. Seine Zudringlichkeit fiel allgemein auf, was weniger ihm, sondern eher Elsa peinlich war.
    Nur gut, dass Max heute im Café arbeitet, dachte sie.
    McNamee wollte sie gar nicht mehr loslassen und unterbrach das Tanzen nur, um rasch einen weiteren Whisky zu kippen. Spencer Tracy klatschte, auf ein Zeichen der Hepburn, einmal bei ihm ab. Dem Hollywood-Star konnte der Inselgouverneur den Wunsch schlecht abschlagen, und so war Elsa den zudringlichen Trunkenbold wenigstens für zwei Tänze los. Doch kaum versuchte sie sich abzusetzen, hielt McNamee sie wieder auf, und keiner der Gäste wagte es, ihm in die Quere zu kommen. Als Paulettes Sohn Lucas es versuchte und um einen Tanz mit Elsa bat, wimmelte er den Siebzehnjährigen barsch ab.
    Schließlich traute sich doch jemand. Ein Mann trat von hinten an den Gouverneur heran, klopfte ihm auf die Schulter, schob ihn beiseite und sagte: » Verzeihen Sie, Sir, Sie tanzen mit meiner Frau. «
    Es war Henning.

Schockierende Enthüllung
    Elsa war viel zu überrascht, um sich zu wehren, als Henning ihre Hand und Taille ergriff und den Foxtrott mit ihr tanzte. Nachdem sich ihre Überraschung etwas gelegt hatte, entstand ein altbekannter Moment der Vertrautheit, ja, der Freude. Sie hatte auch schöne Stunden mit Henning verbracht, vor langer Zeit zwar, wenngleich es nicht allzu viele waren. Trotzdem kamen seltsamerweise die guten Erinnerungen zuerst auf: ihre erste Begegnung, die gemeinsame Einfahrt in die Matupi Bay, die Kontorwohnung am Hafen, die ersten Liebesnächte ihres Lebens, die Geschenke …
    Henning war noch immer sehr attraktiv, wenn auch nicht mehr ganz so jungenhaft wie früher. Sein keckes Lächeln jedoch war zeitlos und weckte in Elsa eine Intimität, die sie nicht mehr für möglich gehalten hätte.
    Â» Du sagst ja gar nichts « , flüsterte er ihr ins Ohr.
    Â» Ich überlege noch, ob ich dich sofort hinauswerfen lassen soll oder erst nach diesem Tanz. «
    Â» Vergiss nicht, ich habe dich vor dem Gouverneur gerettet. Damit hast du die Wahl zwischen einem whiskyseligen Tattergreis mit armseligen Manieren und einem gutaussehenden Typen wie mir. «
    Â» Gib mir eine Minute, um mich zu entscheiden. «
    Er lachte. » Früher warst du bei Weitem charmanter. «
    Â» Früher war ich bei Weitem dümmer. Was willst du, Henning? «
    Â» Zunächst nur diesen Tanz. «
    Â» Mehr wirst du auch nicht bekommen. Ich nehme an, du hast irgendwo gehört, dass es mir finanziell … sagen wir … nicht schlecht geht, und nun möchtest du daraus einen Vorteil schlagen. Soll ich deine jüngsten Spielschulden begleichen? Oder möchtest du vielleicht um Hafenrechte für deine Reederei ersuchen? «
    Sein Gesicht gewann an Ernsthaftigkeit. » Die Reederei Matthes gibt es nicht mehr. Warwick hat uns schon vor Jahren ruiniert, wir mussten verkaufen. «
    Sie hatte sich so etwas schon gedacht, sich aber nie wieder dafür interessiert. Das Schicksal der Familie Matthes war ihr seit langem gleichgültig.
    Â» Du darfst kein Mitleid von mir erwarten, so wie du und deine Eltern mich behandelt habt. «
    Â» Ich bin nicht deines Mitleides wegen um die halbe Welt gereist « , sagte er barsch, womit seine arrogante, aggressive Seite wieder zum Vorschein kam. Zwei Minuten lang hatte die Hoffnung, er habe sich vielleicht geändert, um die Ecke gewartet. Nun gewannen die anderen Erinnerungen die Oberhand: wie er sie getadelt und belogen hatte, dass er sie Vandervalts

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