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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Deserteur. Ein Trawler hat mich in den nicht besetzten Teil von Frankreich gebracht, von da bin ich über die Pyrenäen nach Spanien, dann weiter nach Portugal bis Angola … ach, egal. Nun bin ich hier, weit entfernt von deutschen Kriegsgerichten, und brauche deine Hilfe. Wenn die mich erwischen, machen sie kurzen Prozess mit mir. «
    Elsa seufzte. » Sie werden dich nicht erwischen. Ich will mich um eine Aufenthaltsgenehmigung bemühen, da lässt sich sicherlich etwas machen, nicht wahr, Paulette? «
    Â» Wenn es nach mir ginge « , sagte Paulette, » würde ich ihn mit einer Sondermaschine direkt nach Berlin-Tempelhof fliegen und die Gangway persönlich hinunterstoßen. «
    Â» Paulette, bitte … «
    Â» Ist ja schon gut. «
    Eigentlich hatte Elsa keinen Grund, Henning zu helfen. Er hatte sie einst sehr enttäuscht, und sie fühlte überhaupt nichts, nicht das Allergeringste für ihn. Mehr noch, sie erkannte, dass sie ihn nie geliebt, sondern dass ihre Zuneigung auf einer übersteigerten Dankbarkeit für seine gnädige Aufmerksamkeit beruht hatte. Seine physischen Vorzüge waren ebenso gewöhnlich wie seine charakterlichen Mängel. Er hatte nichts an sich, was sie emotional erregt hätte, weder in die eine noch in die andere Richtung. Zu viel lag zwischen dem Tag, an dem er sie verstoßen hatte, und dem heutigen: Warwick, Keanu, das Opium, das neue Leben, Mele und natürlich Max.
    Trotzdem konnte Elsa, wenn jemand sie in einer Frage von Leben und Tod um Hilfe bat, schwerlich ablehnen.
    Â» Jetzt muss ich euch nur noch erzählen « , sagte Henning, » was der konkrete Anlass für meine Desertion war. Ich hatte die Flucht zwar sowieso geplant, wollte aber eigentlich nur nach Lissabon, Casablanca oder so. Einige Wochen vorher habe ich zufällig einen Artikel in einem französischen Journal gelesen. «
    Er zog den zusammengefalteten Zeitungsausschnitt aus seinem Jackett hervor, und Elsa fiel auf, dass er noch ein zweites Papier bei sich trug, welches er jedoch zurückhielt.
    Unter dem Titel » Die französische Tochter des Krösus « ging es auf ziemlich pompöse Weise um Paulette, die ein wahres » Südsee-Imperium « geschaffen hätte. Der Artikel war typisch überdreht, wie es nicht anders zu erwarten war von einem Medium, das einerseits die Aufgabe hatte, den unter der Besatzung lebenden Franzosen Stolz einzuhauchen, und andererseits von der deutschen Zensur geknebelt wurde. Da kam den Journalisten eine resolute, erfolgreiche Tochter der Nation, die am anderen Ende der Welt zur Wirtschaftsgröße avancierte, sehr recht. Paulette wurde entsprechend stilisiert. Ein großes Foto von ihr prangte in der Mitte des Artikels, gleich darunter war ein kleines Foto von Elsa abgedruckt, untertitelt mit » Kaiserin Fa’alua « . Über sie verlor der Journalist ebenfalls ein paar Sätze, wobei er ihre halb deutsche Herkunft geflissentlich verschwieg.
    Â» Als ich das gelesen habe, hat es mich fast umgehauen « , sagte Henning. » Meine kleine Elsa ist eine Millionärin. Von der Prinzessin zur Kaiserin. Eigentlich selbstverständlich, wenn man es sich mal genauer überlegt. «
    Ihr Blick war kalt, als sie ihn berichtigte: » Es war alles andere als selbstverständlich. «
    Er lachte. » Für den alten Warwick die Beine breit zu machen war bestimmt kein Vergnügen. Aber es hat sich gelohnt. Wie ist das eigentlich abgelaufen? Ich meine, haben du und Paulette auch … miteinander … Ihr wisst schon. Es interessiert mich einfach. «
    Als Paulette auf ihn zutrat, wich er zurück. » Schon gut, schon gut, ich spare mir weitere Fragen. Wir sind sowieso fast am Ende des Gesprächs angelangt. Da wäre nur noch eine Kleinigkeit, die du dir ansehen solltest, Elsa. «
    Er zeigte ihr die Durchschrift eines Dokuments. Sie hatte es schon einmal gesehen, vor vielen Jahren in Deutschland, und es hatte sich ihr ins Gedächtnis eingebrannt. Es war von einer australischen Behörde ausgestellt und behandelte die Annullierung ihrer Ehe mit Henning.
    Sie wollte es in die Hand nehmen, aber er zog es zurück.
    Â» Nein, nicht berühren. Es ist sehr kostbar, weißt du? Dieses Dokument, musst du wissen, hat mein Vater damals kunstvoll anfertigen lassen. Er wollte dich auf elegante Weise loswerden, ohne dass du eine Abfindung verlangen konntest, da hat er zu einem kleinen Kniff

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