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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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was es mit Hennings plötzlichem Auftauchen und seinem arroganten Benehmen auf sich hatte, und Elsa erzählte ihnen notgedrungen von der Erpressung. Natürlich machte Max ihr sofort den Vorschlag, den sie selbst bereits in Erwägung gezogen hatte, nämlich den Verlust des Geldes in Kauf zu nehmen. Allerdings ahnte er nichts von den Konsequenzen, die das für ihn selbst gehabt hätte. Wieder einmal nahm Elsa in Kauf, dass er eine schlechte Meinung von ihr haben und sie als geldgierig ansehen könnte.
    Es wurde immer schlimmer mit Henning. Eines Tages, als er wieder mal sein Geld abholte, sagte er: » Weißt du, wem ich heute begegnet bin? Mrs. Maloy, pardon, Malone. Ich habe sie zunächst kaum erkannt. Die Ehe mit dem Pastor hat sie verändert. Sie trägt die Haare neuerdings zum Heiligenschein geflochten. Selbstredend war sie sehr verwundert, mich zu sehen, und natürlich unglaublich neugierig, was ich in Port Rabaul zu suchen habe. Da habe ich ihr die Wahrheit angedeutet. «
    Elsa erschrak. » Bist du verrückt? «
    Â» Nein, mein Schatz, ich werde ganz sicher nicht das Huhn schlachten, das goldene Eier legt. Das mache ich nur, falls das Huhn irgendwann garstig werden sollte. Ich habe ihr gesagt, dass ich desertiert bin und hier meine Ruhe suche. « Er ergriff Elsas Kinn. » Wo sollte ich mehr Ruhe finden als bei meiner Frau Matthes? «
    Sie riss sich von ihm los. » Hör auf, mich so zu nennen. «
    Â» Ach ja, daraufhin hat sie mir von deinem … unserem … Sohn erzählt. Den Jungen hast du bisher vor mir geheim gehalten. Darf ich ihn sehen? «
    Â» Nein. «
    Â» Keine Sorge, das Letzte, was ich in meinem Leben gebrauchen kann, ist ein Mischlingskind. «
    Â» Du bist widerlich. «
    Â» So weit würde ich nicht gehen. Ich bin zum Beispiel so kulant, dich für heute von meiner Gegenwart zu befreien. Aber wenn ich nächste Woche komme, will ich den kleinen Bastard sehen. Ansonsten könnte ich in Versuchung kommen, die Einladung der Malone zum Tee anzunehmen. Ihr Zitronenkuchen soll angeblich sogar Stumme zum Sprechen bringen. Bye, bye, Frau Matthes. «
    Nicht nur Henning selbst legte sich wie ein Schatten über Elsas Leben, es war vor allem das Gefühl der Ohnmacht, des Ausgeliefertseins, das mit seiner Anwesenheit einherging. Sie glaubte, diese Zeit weit hinter sich gelassen und sich etwas aufgebaut zu haben, eine gewisse Selbstständigkeit. Nun musste sie feststellen, dass es lediglich des bösen Willens eines einzigen, noch nicht einmal sonderlich intelligenten Mannes bedurfte, um sie im Handumdrehen zehn Jahre zurückzuwerfen. Die Geldzahlungen waren dabei das geringste Problem. Auch Hennings schwer erträgliche Besuche und die Spielchen, die er mit ihr trieb, waren nicht das Schlimmste. Wirklich an die Substanz ging Elsa, dass sie, um Henning vor dem Zugriff durch die australischen Behörden zu schützen, den Gouverneur mehr als je zuvor verwöhnen musste. Für Max hatte sie dieses Opfer aus Überzeugung gebracht. Es für Henning zu bringen, und zwar bis zu vier-, fünf- oder gar sechsmal im Monat, war die eigentliche Demütigung, und sie war schlimmer als alle Demütigungen zuvor.
    Es war die Degradierung auf eine Sklavenexistenz.
    Von der Kaiserin war im Herbst 1941 nicht mehr viel übrig. Das Haus der blauen Schmetterlinge war nicht länger ein Refugium für sie. Jederzeit konnte Henning dort erscheinen, um sie zu quälen, oder der Gouverneur, der nachmittags spontan Lust auf Sex verspürte. Immer öfter verließ Elsa daher die Villa, streifte ziellos umher. Entweder fuhr sie nach Norden in das beschauliche Örtchen Kokopo mit seinen urigen Klippen oder an den menschenleeren aprikosenfarbenen Strand der Talili Bay. Dort sann sie über die Irrwege ihres Lebens nach.
    Das ererbte Geld kam ihr mehr und mehr vor wie ein Fluch. Was war ihr schon widerfahren, seit sie reich war? Gut, sie lebte in einem großen Haus, stand im Mittelpunkt eines breiten Interesses, sie war umschwärmt, wurde beneidet und mit Aufmerksamkeit überhäuft – und wie oft hatte sie sich vor allem das gewünscht. Letztendlich hatte aber ihr Reichtum die Journalisten dazu gebracht, jenen Artikel über Paulette und sie zu schreiben, den Henning gelesen und der ihn hierher geführt hatte. Außerdem – hatte das Geld sie nicht auch von Max getrennt, damals, irgendwie?
    Unterjocht von zwei

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