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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Abhängigkeiten – der von Henning und der von McNamee –, suchte sie im Spätherbst Zuflucht in einer dritten. Elsa trank wieder zu viel. Hätte sie nicht getrunken, wäre sie erneut dem Opium verfallen. Sie begriff genau, was da passierte, auch die Folgen konnte sie absehen, und sie wusste, dass der Alkohol den Trost nur vortäuschte. Trotzdem: Nach einigen Gin Pahit verloren Henning und der Gouverneur an Schrecken, und nur das zählte. Auf diese Weise entwickelte sich der leichte Rausch, in den sie sich begab, auch zum Zufluchtsort vor einer weiteren Bedrohung – dem, was Paulette den » dritten Weg « nannte.

Der dritte Weg
    Aus verschiedenen Gründen hatte Elsa dem » Café Pacifico « bis zum November 1941 nur selten einen Besuch abgestattet, meist zu geschlossenen Veranstaltungen. Sie hatte sich mit der selbsterklärten Begründung zufriedengegeben, dass sie in der Öffentlichkeit ja doch nur auf dem Präsentierteller säße und sich allerlei Anbiederungen erwehren müsste. Auch das war ein Nachteil von Reichtum, dass plötzlich alle etwas von einem wollten. Die einen waren so plump, Elsa direkt um Geld zu bitten, die anderen stellten es geschickter an und bauten zunächst eine Beziehung zu ihr auf, bis sie nach einigen Begegnungen darauf zu sprechen kamen. Es gab auch noch eine dritte Gruppe, die keinerlei Hintergedanken hatte, nur war sie von der zweiten Gruppe zunächst nicht zu unterscheiden und geriet deswegen sofort in Verdacht. Elsa hatte es deshalb als Kaiserin stets vorgezogen, die Gästeliste für ihre Feste weitgehend selbst zu bestimmen, was im » Pacifico « nicht möglich war.
    Am Abend des 19. November 1941 machte sie eine Ausnahme. Paulette war geschäftlich nach Singapur gefahren und hatte Mele mitgenommen. Keanu schlief bereits, und Elsa fiel zu Hause die Decke auf den Kopf. Kurzentschlossen ließ sie sich von Gung zum » Pacifico « fahren.
    Im Café herrschte normaler Betrieb. Das Publikum war gemischt: Chinesen, die es zu etwas gebracht hatten, betuchte amerikanische Touristen, australische Beamte, einige Marineoffiziere, französische Gigolos im Exil, zwei weniger bedeutende Schauspieler und auffällig viele Japaner, vermutlich Geschäftsleute. Bei aller Verschiedenheit war ihnen ein gewisses Niveau gemeinsam, das sie jedoch mit ihrer Kleidung nicht überbetonten. Kurz: Im » Pacifico « mochte man es leger.
    Max und Iolana freuten sich über ihr Kommen, aber Elsa wusste, dass die beiden sich insgeheim sorgten, sie könnte zu viele Gin Pahit trinken. Weil sie direkt an der Bar saß, bekam Elsa mit, dass Max ihre Drinks heimlich verwässerte. Sie ließ ihn in dem Glauben, nichts bemerkt zu haben, lächelte in sich hinein und nahm sich vor, im Laufe des Abends einfach einen Drink mehr zu bestellen, um den Verlust an Gin auszugleichen.
    Irgendwann setzte sich ein junger holländischer Reeder namens Johan neben sie. Er war vor einigen Jahren einige Male zu ihren Partys gekommen und hatte durchaus das Potenzial zum Kamelienmann, denn er war ansehnlich, liebenswürdig, nicht zu dumm und nicht zu tiefsinnig … Es war nicht dazu gekommen, und nun wollte er vorsichtig ausloten, ob es noch dazu kommen könnte.
    Â» Du scheinst dich zu langweilen « , mischte sich eine andere Stimme in den Flirt des Holländers.
    Elsa blickte auf. » Was willst du, Henning? « Obwohl er über dem Café wohnte, war sie überrascht, ihn zu sehen. Im » Pacifico « war Glücksspiel verboten.
    Â» Geh mal spazieren, Jüngelchen « , sagte Henning, schubste den Holländer vom Barhocker und nahm seinen Platz ein. Natürlich ließ der Vertriebene sich dieses Gebaren nicht gefallen, und es kam zu einer Rangelei.
    Â» Bitte, Johan « , sagte Elsa. » Ich weiß, ich kann es nicht von Ihnen verlangen, aber tun Sie mir bitte den Gefallen und setzen Sie sich woandershin, ja? Es ist besser so. «
    Â» Ja, tu, was die Kaiserin sagt « , höhnte Henning. » Sonst gibt es Ärger. «
    Der Holländer gab Elsas inständigem Drängen nach, woraufhin sie Max ein Zeichen gab, dass er nicht einzugreifen brauche, um sie von Hennings Anwesenheit zu befreien.
    Â» Bitte mach es kurz « , sagte sie. » Ich möchte einen schönen Abend verbringen. Brauchst du Geld? «
    Â» Ob du es glaubst oder nicht, ich habe gestern und vorgestern gewonnen. Wenn das so weitergeht,

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