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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Richard-Wagner-Opern ein.
    Natürlich fiel der Familie auf, dass Elsa häufig beim Abendessen oder dem anschließenden Schlummertrunk fehlte. Der Einfachheit halber schob sie einen Kamelienmann vor, den es gar nicht gab. Er hatte den seltsamen Namen Bartholomew P. Killigrew, war Ire und lebte auf der anderen Seite der Halbinsel Matupi das Leben eines Eremiten. Letzteres war auch der Grund, weshalb er es vorzog, niemals das Haus der blauen Schmetterlinge zu betreten und Elsas Familie kennenzulernen. Erstaunlich, dass die anderen ihr die an den Haaren herbeigezogene Geschichte viele Monate lang glaubten. Aber Elsa war mit so unterschiedlichen Kamelienmännern liiert gewesen, dass sich ein teils toleranter, teils gelangweilter Umgang der Familie damit etabliert hatte. Elsa hatte keine Fragen zu befürchten.
    Eines Tages jedoch stellte Paulette sie unter vier Augen zur Rede.
    Â» Du triffst dich mit Eo, leugne es nicht, ich habe meine Quellen. Im Übrigen habe ich es die ganze Zeit geahnt. Ich kenne dich inzwischen so gut, dass ich dir ansehe, wenn du lügst. Erkläre es mir. «
    Â» Lass gut sein, Paulette, du würdest sowieso nicht verstehen, was Hitoshi und mich verbindet. «
    Â» Doch, das verstehe ich. Du hast dich immer schon zu Männern hingezogen gefühlt, die dir anfangs das Gefühl gaben, eine Prinzessin zu sein, die dich süß lächelnd an der Hand genommen und wenig später in den Abgrund gestoßen haben. Was ich nicht verstehe, ist, wie du diesmal, selbst für deine Verhältnisse, so blind sein kannst. «
    Â» Hitoshi wird mir niemals wehtun. «
    Â» Dass du das glaubst, habe ich befürchtet. Darum war ich so frei, ein wenig über ihn in Erfahrung zu bringen, und zwar über meine verzweigten Geschäftsbeziehungen. Weil die Hälfte aller Nachrichten auf den Grund des Pazifischen Ozeans torpediert wird, hat es etwas länger gedauert. Aber nun ist sein Leben ein offenes Buch für mich. «
    Â» Behalte das Buch. Ich muss nur eins wissen: Ist er in einem Arbeiterviertel von Nagasaki geboren worden, und war er als Junge eher klein und schmächtig? «
    Paulette stutzte. » Ja, schon, aber ich verstehe nicht, was … «
    Â» Der Rest ist ohne Belang. «
    Â» Da bin ich allerdings anderer Meinung. Wenn du dir seiner so sicher bist, können meine Ausgrabungen ihm nichts anhaben. Dann kannst du sie dir ebenso gut anhören. Vielleicht beginne ich damit, dass er seit einigen Jahren führendes Mitglied der Taisei Yokusankai ist. «
    Â» Ist das ein Sportclub? «
    Â» Bleib bitte ernst. «
    Â» Du bist ernst genug für uns beide. Was also sind diese Taiwan Dingsda? «
    Â» Die Taisei Yokusankai ist die Einheitspartei, die das Mehrparteiensystem in Japan abgelöst, man könnte auch sagen beseitigt hat. Der Name bedeutet so viel wie ›Unterstützungsgesellschaft für die Kaiserliche Herrschaft‹. Verstehst du? Dein Hitoshi ist ein glühender Monarchist. «
    Â» Und wenn schon. Das sind neunzig Prozent der Engländer auch. «
    Â» Aber in Japan ist der Kaiser ein Gott. «
    Â» In Frankreich ist jeder Koch ein Gott. Worauf willst du hinaus? Dass Hitoshi der jüngste General der japanischen Armee wurde, weil er Parteimitglied ist? «
    Â» Schön, wenn es so wäre. Er hat an mehreren Schlachten in China teilgenommen und sich dort sehr bewährt. Unter anderem in der Schlacht von Changsha, im Herbst neununddreißig. Damals war er Oberst und kommandierte eine Division. In dieser Schlacht haben die Japaner im großen Stil Giftgas eingesetzt, obwohl das völkerrechtlich geächtet ist. «
    Â» Hast du Beweise, dass er den Einsatz von Giftgas befohlen oder durchgeführt hat? «
    Â» Leider können meine Quellen das weder bestätigen noch verneinen. Aber … «
    Â» Kein ›aber‹, Paulette. Ich finde es ungeheuerlich, mit welcher Leichtigkeit du Menschen zu Kriegsverbrechern stempelst, ohne handfeste Belege. «
    Â» Ich bitte dich, Elsa, mach die Augen auf. Bekommst du denn nicht mit, was um uns herum passiert? «
    Â» Hier ist alles ruhig, niemand wird gequält. «
    Â» Nur scheinbar. Auf der ganzen Halbinsel werden riesige unterirdische Bunker und Tunnelsysteme angelegt, außerdem vier zusätzliche Flugfelder. Was glaubst du wohl, wer das alles baut? «
    Â» Japanische Soldaten. «
    Â» Kriegsgefangene « , sagte Paulette. »

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